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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung
Autoren: Lilith Saintcrow
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Und eine Verbindung zu Harvill?
    Vielleicht würde ich es nie herausfinden, falls er sich unauffällig verhielt und den Mund nicht aufmachte.
    Monty war nicht da, also ging ich in sein Büro und wartete. Als er um die Ecke stampfte, bewaffnet mit einem Stapel Papier und einem Stirnrunzeln, musste ich die Arme vor der Brust verschränken und mein Gesicht unter Kontrolle bringen. Ein erleichtertes Grinsen würde ihm in dieser Stimmung nicht helfen.
    Er grunzte. „Himmel Herrgott noch mal! Da steckst du also!“
    „Du wirkst nicht allzu erfreut, mich zu sehen.“ Ich ging einen Schritt zur Seite und ließ ihn seinen Stapel an mir vorbeitragen. „Geht’s dir gut?“
    Er warf mir einen Blick zu, der die Farbe von den Wänden hätte schaben können. „Ich muss mir mehr von diesen Tabletten gegen Sodbrennen kaufen. Ich habe einen toten Staatsanwalt am Hals und zwei weitere tote Polizisten und …“
    Ich zuckte innerlich zusammen. „Leon hat dir alles erklärt?“
    Monty schob mit dem Fuß die Tür zu und ließ die Papiere auf seinen Schreibtisch fallen. „Siehst du das hier? Das sind alles Formulare, die ich ausfüllen muss. Du hast einen ganzen beschissenen Flugplatz niedergebrannt, Kismet. Du bist eine Gefahr für jeden Grundbesitz.“
    „Das ist immer noch besser als die Alternative.“ Ich wollte nicht schroff klingen, aber jedes Wort hatte seine eigene Schärfe. Immer noch besser als ein Gift, das man aus Scurf gewonnen hat, die meine Stadt heimsuchen, und eine mächtige Höllenbrut, die hier durchwalzt.
    „Himmel, meinst du etwa, das weiß ich nicht?“ Er ließ sich in seinen Sessel fallen und sah mich an. „Er hat etwas gesehen, oder? Carper, meine ich.“
    Das kann man so sagen. „Er wurde in Geschäfte der Schattenseite verwickelt. Letzten Endes gab es doch eine Verbindung.“ Ich schluckte. Das Steak und die Eier, die Galina mir gebraten hatte, waren noch nicht vollends davon überzeugt, in meinem Magen zu bleiben. „Wie viel möchtest du hören, Monty?“
    Er überlegte ganze dreißig Sekunden lang, dann griff er in die Schreibtischschublade. „Willst du was trinken?“ Er holte den Jack Daniels heraus, das bernsteinfarbene Getränk in der Flasche wirbelte umher. Sie war noch halb voll. Gut gemacht, Monty.
    Ach, Monty. Ich nickte nur, weil ich meiner Stimme noch nicht traute.
    Er zauberte tatsächlich zwei einigermaßen saubere Kaffeetassen hervor, eine mit einer Marke aus abgegriffener Goldfolie darauf, die andere mit einem Bild von einem genervt aussehenden Nilpferd. Beide sahen aus, als hätte er sie von zu Hause mitgebracht. Er goss mir großzügig ein, er selbst hielt sich etwas zurück, und wir beide leerten unsere Tassen auf einen Zug.
    Auf die Art konnte ich so tun, als käme das Wasser in meinen Augen von dem brennenden Alkohol, der mir die Kehle und den unruhigen Magen versengte.
    Der kurze Moment der Stille zwischen uns hatte keine scharfen Untertöne mehr. „Die Ballistik hat im Fall des Staatsanwalts überhaupt keine Hinweise gebracht. Man hat eine saubere Waffe verwendet. Die verfluchten 22er sind wie beschissene Handys. Einfach jeder hat eine.“ Er stellte die Tasse ab. „In der East Side hat es keine Vermisstenfälle mehr gegeben. Die Zeitungen machen aus Harvill einen verdammten Heiligen, und die Sache mit dem Flugplatz hat man auf die Explosion eines Propangastanks geschoben.“ Monty rieb sich die müden Augen.
    Hübsch und sauber. Alles fein vertuscht. „Bernardinos Auto steht vor dem Haus. Übergib’s dem Abschleppdienst.“ Ich stellte meine Tasse ebenfalls ab, und zwar perfekt ausbalanciert auf dem unordentlichen Haufen Papier.
    „Im Ernst? Ich meine, nachdem dein Auto doch …“
    „Ja, im Ernst. Ich hab keine Lust, die Scheißkarre sauber zu machen.“ Ich leckte die letzten Spuren von dem Whiskey weg. „Carp hatte keinen Dreck am Stecken, Monty.“
    „Marv schon?“ Er zog ein finsteres Gesicht.
    Ich öffnete den Mund, um ihm die Wahrheit zu sagen, ließ es aber bleiben. Er wusste es ohnehin schon. Und es gab keinen Grund, Salz in die Wunde zu streuen. Also richtete ich den Blick an ihm vorbei und auf das Foto seiner Frau, das neben dem ruhenden Computerbildschirm stand. „Wie hat es Rosenfeld aufgenommen?“
    Monty zuckte nur einmal mit den Schultern, und die Polster schoben sich kurz unter dem Futter seiner Jacke hervor. „Sie kommt klar, denke ich. Die Beerdigung ist am Samstag.“
    Morgen. Ich nickte. Das Silber in meinem Haar bewegte sich. „Ich werde da
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