Blutige Verführung 5 (German Edition)
Kastell, in dem wir heute unseren Einsatz besprechen. Heute Nacht werden wir den Clan der Maltesta auslöschen. Dann haben wir nur noch die Veneri gegen uns. Doch die Visconti werden uns beim Kampf unterstützen."
"Wird Lucrezias neuer Lover Mario auch mit kämpfen?"
"Mario, der Verräter? Ihn haben wir zum Botschafter ernannt, damit er sich bewähren kann."
"Ist das nicht besonders gefährlich für ihn?", fragte ich.
Orlando lächelte:
"Wenn er das überlebt, gehört er wieder zu uns. Dein Vater hat sich das für ihn ausgedacht."
"Wie grausam", entfuhr es mir. Orlando sah mich zweifelnd an.
"Bald bist du auf dem Thron, dann musst du so unpopuläre Entscheidungen treffen. Glaube mir, das wird dir nicht erspart bleiben!"
"Wo sind eigentlich die anderen Frauen, warum habt ihr sie von mir getrennt?", fragte ich nach.
"Sie sind in Fano in einem Ferienhaus direkt am Strand. Dort in der Nähe bin ich aufgewachsen und meine Mutter kennt sich gut aus. Wenn Gefahr droht, weiß sie, wohin sie mit den anderen gehen kann." Anscheinend war alles wohl durchdacht und vorbereitet. Mein Vater hatte mir nicht erzählt, was hier genau passieren würde. Und der Clan der Veneri, die Dämonen waren, schien besonders gefährlich zu sein.
Orlando verabschiedete sich von mir und sagte:
"Wir holen dich spätestens übermorgen Nacht wieder ab. So lange bist du hier mit Vittorio und Francesco, der eigentlich schon da sein sollte, allein."
"Ich hoffe, dass alles gut geht", sagte ich und umarmte Orlando.
"Sei unbesorgt, wir werden sie besiegen!", antwortete er.
Orlando stand in der Toreinfahrt, als ein dunkles Auto heranfuhr. Es hielt an und ein großer breitschultriger Mann stieg aus. Er hatte eine große schwarze Tasche bei sich, die anscheinend sehr schwer war. Er begrüßte Orlando mit einem Händedruck und Orlando stieg ein und brauste davon. Der Breitschultrige ging quer über den Hof durch die pralle Sonne auf den Eingang des Palazzos zu. Er ließ sich Zeit, denn er hatte gesehen, dass ich aus dem Fenster schaute, obwohl ich mich hinter dem Spitzenvorhang verborgen hielt. Für einen Vampir hatte er es nicht sehr eilig aus der Sonne zu kommen. Mir taten jetzt schon die Augen weh, nur vom Blick auf den Hof. Ich war inzwischen wirklich sehr empfindlich. Das war der Nachteil des Vampirblutes, das ich so gerne trank.
Der Fremde war von Marina di Carmelo empfangen worden. Ich hörte ihre Stimmen durch die geschlossene Tür. Sie waren laut und italienisch, es klang nicht besonders freundlich. Ich verstand kein Wort. Dann klopfte es an meiner Türe. Ich ging, um zu öffnen.
Francesco stand vor mir wie eine nordische Eiche. Er war nicht nur breitschultrig, sein Körper hatte etwas von einem Baumstamm mit zwei kräftigen Wurzeln. Ich blickte in dunkelblaue Augen, die unter dichten Augenbrauen verborgen lagen. Er verbeugte sich tief und sagte:
"Ich begrüße die Principessa und melde mich zu ihrer Verfügung." Es klang nach auswendig gelernt. Ich streckte ihm meine Hand entgegen, die er zögernd ergriff. Ich sagte:
"Ich freue mich, Sie kennenzulernen." Sein Händedruck war gewaltig und der Ring, den ich trug, verursachte mir einen stechenden Schmerz. Ich versuchte trotzdem einen freundlichen Gesichtsausdruck zu bewahren. Vittorio war aus seinem Zimmer gekommen und Francesco begrüßte auch ihn. Die beiden verschwanden in einem anderen Zimmer, neben dem meinen, das ihnen Marina die Carmelo zugewiesen hatte. Jetzt begann für mich ein langweiliges Warten. Draußen war es zu sonnig, um den Palazzo zu verlassen und außerdem sollte ich ja nirgendwo gesehen werden, deshalb machte ich mich auf, wenigstens den Palazzo genauer zu inspizieren.
Ich befand mich auf der zweiten Ebene des Hauses und fand am Ende des Flures eine schmale Treppe, die nach oben führte. Sie war ebenfalls aus Marmor und ich schlich auf Zehenspitzen hinauf, um nicht gehört zu werden. Es war ziemlich dunkel im oberen Geschoss, das offensichtlich die gleiche Aufteilung hatte, wie das untere. Ich ging zur ersten Zimmertüre, doch sie war verschlossen. Erst die dritte, die genau über der meinen lag, konnte ich öffnen. Ich sah in einen Raum, der voll gestellt war mit Möbeln aller Art. Die Fenster waren mit ungewöhnlichen roten Vorhängen verhüllt, die den Raum in ein warmes Licht tauchten. Doch auch sie waren alt und zerrissen. Ich ging hinein und sah mich um, denn die kostbare Einrichtung erinnerte mich ein wenig an den Salon in Bran. Ein einzelner Schrank war mit
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