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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache
Autoren: John Sandford
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    Virgil und Shrake gingen zu Fuß zum Veteranendenkmal zurück. Mittlerweile waren die Übertragungswagen vom Fernsehen eingetroffen, und Mattson unterhielt sich im Scheinwerferlicht mit drei Reportern.
    »Sind Sie bei Sally Owen fertig?«, fragte Brandt Virgil.
    »Für heute schon. Wenn Sie irgendwelche Freunde auftreiben könnten …«
    »Ihre Schwester kommt. Sie wohnt in Eagan, es wird also eine Weile dauern, bis sie hier ist«, sagte Brandt.
    »Okay.« Virgil nickte in Richtung Monument. »Was meint der Gerichtsmediziner?«

    »Zwei Schüsse in den Kopf, Überraschung, Überraschung«, antwortete Brandt und rümpfte die Nase, als er Shrakes Bourbon-Ausdünstungen roch.
    Shrake wich einen Schritt zurück.
    »Der Bürgermeister möchte mit Ihnen reden«, sagte Brandt zu Virgil.
    »Kein Problem. Wo ist er?«
     
    Brandt führte Virgil und Shrake zu ihm. Der Bürgermeister war ein klein gewachsener, rundlicher Mann mit eingefrorenem mitfühlendem Lächeln. Doch jetzt entgleiste seine Mimik. »Was für eine …«, begann er.
    »Das hat nichts mit Ihrer Stadt zu tun«, beruhigte Virgil ihn, »sondern meiner Ansicht nach nur mit Mr. Sanderson. Derselbe Täter hat einen anderen Mann in New Ulm umgebracht. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
    »Gott sei Dank.« Der Bürgermeister rieb sich nervös die Hände und ließ den Blick über den Tatort schweifen. »Die arme Sally. Hoffentlich erholt sie sich wieder von dem Schock.«
    Virgil sagte zu Shrake: »Wir müssen zurück, die Arbeit am Computer erledigen.«
    Shrake nickte.
    Virgil gab dem Bürgermeister seine Visitenkarte. »Der Kerl muss ja irgendwie hergekommen sein. Rufen Sie mich an, falls Sie jemanden finden, der glaubt, er hätte einen Wagen oder einen Fremden gesehen …«
    Auf dem Weg zum Auto fragte Virgil Shrake, ob er etwas über ein Veteranenzentrum in der University Avenue wisse.
    »Klar. Warum?«
    Virgil erzählte Shrake von der Therapiegruppe, die Sanderson vermutlich besucht hatte.

    »Klingt plausibel«, meinte Shrake. »Das Zentrum organisiert solche Sachen.«
    »Mailen Sie mir die Adresse«, bat Virgil ihn. »Ich muss ein paar Stunden schlafen, bevor ich mich wieder ans Werk mache.«
    »Ich auch«, pflichtete Shrake ihm gähnend bei.
    Virgil spürte, wie jemand sich ihm von hinten näherte und die Hand in die Gesäßtasche seiner Jeans schob. Als er über die Schulter blickte, sah er die zierliche blonde Daisy Jones, die Augenschminke verschmiert, der Glitzerlippenstift mit Zahnabdrücken.
    »Der leibhaftige Virgil Flowers«, begrüßte sie ihn und drückte sich an ihn, damit die Pheromone und ihr verführerisches französisches Parfüm die optimale Wirkung entfalten konnten. »Heute im Bett hab ich plötzlich so eine orgasmische Welle gespürt und mir gleich gedacht, dass dieser verdammte Flowers wieder in der Gegend ist.«
    »Wie sieht’s aus, Virgil?«, fragte Shrake. »Wollen wir sie versohlen und ihren hübschen Körper in die Fliederbüsche werfen?«
    »Shrake, Sie Wahnsinnstyp, ich find’s irre erregend, wie Sie über meinen Körper reden«, schnurrte Daisy, legte die Hand auf Shrakes Brust und ließ leicht die Fingernägel darübergleiten, was ihn lächeln ließ. »Stimmt es, dass der Ermordete eine Zitrone im Mund und zwei Einschusslöcher im Kopf hatte - wie die Leiche in New Ulm?«
    »Daisy, halten Sie bloß den Mund. Die Sache mit der Zitrone soll nicht an die Öffentlichkeit gelangen«, sagte Virgil.
    »Quatsch«, widersprach sie. »Der Killer weiß Bescheid, Sie wissen Bescheid, ich weiß Bescheid. Nur Volltrottel haben keine Ahnung. Ich bring das in meiner Sendung unter, wenn ich keine interessanteren Informationen von Ihnen kriege.«

    »Na schön, ich hab was für Sie«, sagte Virgil.
    »Ich höre.«
    »Die Morde sind praktisch identisch. Es handelt sich um ein und denselben Täter.«
    »Darf ich Sie zitieren?«
    »Sie können sagen, dass ich auffällige Ähnlichkeiten zwischen den beiden Fällen bestätigt habe«, antwortete Virgil.
    Sie schob schmollend die Unterlippe vor. »Interessanter als die Sache mit der Zitrone ist das aber nicht gerade …«
    »Auch recht«, erwiderte Virgil und setzte sich in Richtung Fernsehscheinwerfer in Bewegung. »Ich sag dann mal den anderen in einem Interview, was ich von den Morden halte …«
    »Virgil … nicht.« Sie hakte sich bei ihm unter.
    »Daisy …«
    »Okay, okay. Aber sobald irgendjemand was von der Zitrone erwähnt, spring ich fünf Sekunden später auf den Zug
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