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Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Titel: Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
Autoren: Thomas Herzberg
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drehte er den Bildschirm zum Kollegen Tal, der nur nachdenklich nickte.
    »Wie seid Ihr in Kontakt getreten?«, wollte der Oberkommissar wissen.
    »Nur per Mail. Ich habe ihn nie getroffen.« Felix überlegte eine Weile. »Nur an dem Tag, als er Thomas in die Turnhalle gebracht hat, hab ich ihn kurz gesehen. Aber nur von Weitem.«
    Wegner machte sich gerade. »Du hast ihn beobachtet, als er den Jungen in die Turnhalle verfrachtet hat?«
    »Klar!«
    »Und wie hat er ausgesehen ...? So genau wie möglich. Kannst du ihn beschreiben?«, bohrte der Hauptkommissar aufgeregt weiter.
    »Ich kann, aber ich werde nicht«, entgegnete Felix unbekümmert.
    »Damit lasse ich dich nicht durchkommen, Freundchen!« Wegner funkelte den Jungen durchdringend an. »Entweder du singst, oder ...«
    »Oder was?«
    Das Schweigen schien dem Jungen Antwort genug zu sein. »Von jetzt an hören Sie von mir kein Wort mehr. Wenn Sie verlangen, dass ich meinen Retter ans Messer liefere, dann mache ich zu – und zwar komplett!« Felix verschränkte die Arme vor der Brust, was seinen Worten Nachdruck verleihen sollte.

    Ein paar Minuten später, nachdem es immer klarer wurde, dass aus dem Jungen kein vernünftiges Wort mehr herauszubekommen war, riefen die Kommissare nach Dr. Schiele, die unverändert mit Felix` Mutter beschäftigt war.
    »Sie haben ihn doch nicht ohne mich verhört oder«, fauchte sie wie eine Furie, als sie kaum das Büro erreicht hatte.
    »Haben sie nicht«, antwortete Felix ihr gelassen. »Nur ein paar Informationen. Ich habe ihnen alles gesagt. Wir sind fertig!«
    »Und wie soll es jetzt weitergehen, meine Herren?« Die Psychologin schaute einen Kommissar nach dem anderen an und erhielt als Antwort jedoch zunächst nur kollektives Schulterzucken.
    »Er kann nachhause – erst einmal«, entfuhr es Wegner dann nach Ewigkeiten genervt. »Aber ich übergebe die Sache an einen Jugendrichter. Der muss entscheiden, ob genauere Untersuchungen notwendig sind.«

6

    Magda war, für ihre Verhältnisse sogar recht fröhlich, zuhause angekommen. Nach einem solchen Tag kam das fast einem Wunder gleich. Noch vor der ersten Stunde hatten ihr ein paar der Mädchen aufgelauert und sie aufs Übelste beschimpft. Dass sie stinken würde, hatten sie begeistert im Chor gekreischt und dazu verächtlich an ihren schäbigen Klamotten gezupft. Ob sie die aus dem Altkleidercontainer gefischt hätte, wollte eines der Mädchen wissen und erntete für diese Gemeinheit das schallende Gelächter der anderen.
    Nach der letzten Stunde warteten sie dann gleich zu viert vor der Tür auf Magda. Die Beschimpfungen gipfelten am heutigen Tage sogar in Schlägen und Tritten, die sie aber kaum spürte. Zu groß war die Freude auf das, was auf ihrem uralten Computer hoffentlich auf sie wartete. Gabriel hatte es ihr versprochen und so wie sie es bis jetzt empfunden hatte, sollte er sich an sein Versprechen erinnern und ihr helfen. Die zweihundert Euro von letzter Woche waren doch ein ganz klares Zeichen.
    Leise schloss Magda die Tür auf. Vermutlich lag ihre Mutter noch auf dem Sofa und schlief ihren Rausch vom vergangenen Abend aus. Auf dem Boden vor ihr lagen ein paar Briefe, die der Postbote durch den Schlitz geschoben hatte. Die Farbe der Umschläge verriet in der Regel schon Einiges über deren Inhalt. Letzte Mahnungen, Haftanordnungen zur Abgabe der Eidesstattlichen Versicherung ... Magda kannte sie alle. Ihre Mutter hingegen öffnete die Post nicht einmal mehr, sondern warf sie lachend in eine Tüte hinter der Küchentür oder gleich in den Müll.
    »Was wollen die denn tun?«, krähte sie in solchen Momenten heiser durch die winzige Küche. »Rauswerfen können die uns nicht und Gutscheine für ein Essen bekommen wir immer.«
    Magda aß schon seit Monaten in einer gemeinnützigen Einrichtung. Manchmal, wenn der Leiter dort einen besonders guten Tag hatte, durfte sie etwas für ihre Mutter mit nachhause nehmen. Heute wollte er es nicht erlauben. Stattdessen hatte er sie aufgefordert, ihre Mutter beim nächsten Mal einfach mitzubringen. Er habe ohnehin ein paar Dinge mit ihr zu besprechen, ergänzte er noch oberlehrerhaft.
    Das Essen hatte Magda dann wie ein Scheunendrescher in sich hineingeschaufelt und war, nur wenige Minuten später, wieder aufgebrochen. Wie schwerelos flog sie danach über den Bürgersteig und erreichte atemlos das abbruchreife Haus, in dem sie seit Jahren in einer winzigen Eineinhalb-Zimmer-Wohnung hausten. Gleich beim Reinkommen hatte sie den
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