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Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Titel: Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
Autoren: Thomas Herzberg
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Besucher sehen können. Er hoffte, betete förmlich, dass es nicht wieder dieser Mann war. Nicht jemand, der ihm womöglich Böses wollte. Er sehnte sich nach Hilfe. Nach jemandem, der ihn befreien und nachhause bringen würde.
    Als er wenig später ein Gesicht zögernd um die Ecke linsen sah, zuckte er zusammen, musste aber, so seltsam es in diesem Moment auch erschien, sogar lauthals lachen ...

1
     
    »Du siehst müde aus, Manfred«, Stefan Hauser schaute zur Seite und musterte besorgt seinen Chef.
    »Was glaubst du, wie du aussehen würdest, wenn du die halbe Nacht lang Fläschchen gekocht hättest und dir in der anderen Hälfte das Kissen in die Ohren stopfst, um endlich ein bisschen zu schlafen?«
    »Hat die Kleine immer noch Bauchweh?«
    »Ehrlich gesagt hab ich das Gefühl, als ob es von Tag zu Tag schlimmer wird.«
    »Und Vera?«
    »Setzt unverändert auf den Heilpraktiker, der es mit Kräutern und frommen Sprüchen versucht. Als Nächstes wird er ihr wahrscheinlich empfehlen, es mit Voodoo-Zauber zu versuchen.«
    Hauser kicherte vorsichtig. »Und du ...?«
    »Ich würde den Kerl am liebsten abknallen, damit ich endlich mal zu einem richtigen Arzt mit der Kleinen gehen kann.«
    »Wir sind da«, unterbrach Hauser das verbale Gemetzel.
    »Stell dich auf einen der Lehrerplätze. So ein fauler Pauker kann zur Not auch laufen.«
    Die beiden Kommissare stiegen aus und blieben noch einen Moment neben dem Wagen stehen. Das Schulgelände wirkte trostlos und verlassen. Vor ein paar Minuten hatte die dritte Stunde begonnen. Die meisten Schüler sollten sich also in ihren Klassenräumen befinden.
    »Ich bin früher immer mit dem Fahrrad zur Schule gefahren«, Stefan Hauser deutete auf die endlosen Reihen von Fahrradständern. »... hatte keine Lust auf die stickigen Busse und das Geschiebe an den Haltestellen.«
    Wegner lachte verbittert. »Bis zur Zehnten hat mich meine Mutter jeden Morgen gebracht. Ansonsten hatte sie als Frau eines Kapitäns ja auch nicht viel zu tun.«
    »Und ...?«
    »Was und?«
    »Hat es dir geschadet? Oder haben dich deine Mitschüler gehänselt?« Wieder kicherte Hauser verhalten.
    Wegner grinste breit. »Einer der Lehrer – so ein scheiß Altnazi – bezeichnete mich damals gerne als »Deutsche Eiche« ... weiß auch nicht warum. Da hat sich keiner getraut `was zu sagen.«
    Hauser deutete Richtung Schultrakt. »Unsere Kollegen von der Spurensicherung haben ganze Arbeit geleistet.«
    Die beiden Kommissare schauten nach links und erkannten die Überreste von Absperrband, das man, zwei Tage zuvor, um die gesamte Turnhalle herum gespannt hatte.
    »Was wollen wir mit dem Jungen anfangen, wenn wir ihn haben?«, erkundigte sich Hauser leise.
    Statt zu antworten, machte Wegner ein paar entschlossene Schritte nach vorne und winkte seinen Kollegen hinter sich her. Wenig später erreichten sie gemeinsam den Haupteingang der Schule und bogen in Richtung Sekretariat ab.
    »Hier ist das Büro des Schulleiters«, rief Hauser euphorisch.
    »Wer glaubt, dass ein Schulleiter eine Schule leitet ...«
    »... der glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet. Mein Gott, Manfred. Der Witz ist so alt, da rasselt im Keller schon die Bartwickelmaschine.«
    Wegner brummte nachdenklich. »Wenn du nicht sofort lachst, dann fang ich wieder mit den Schwulenwitzen an.«
    »Das ist Erpressung! Darf ich dich daran erinnern, dass du Polizist bist?«
    »Ich könnte mich auch weigern, deine Überstunden abzuzeichnen.«
    »Hahaha! Wirklich köstlich, Manfred. Was wäre der trübe Dienstalltag und deinen wundervollen Humor?«
    Kurz darauf betraten die beiden das Sekretariat und wurden, wie erwartet, vom üblichen Vorzimmerdrachen skeptisch begrüßt.
    »Wegner ... Hauptkommissar. Das ist mein Kollege, Oberkommissar Hauser. Wir möchten zu Herrn Schenk.«
     
    ***
     
    Ausgerechnet Erdkunde und das, obwohl sie eigentlich Musik gehabt hätten. Wie so oft war der zuständige Lehrer überraschend krank geworden und eine entsprechende Vertretung stand nicht zur Verfügung. Die Hamburger Schulpolitik hatte bereits vor Jahren ihren Bankrott erklärt und man bemühte sich lediglich darum, kleine Löcher zu stopfen, um zeitgleich das nächste aufzureißen. Die Missstände waren bekannt und mit ausreichendem Etat leicht zu beseitigen, aber niemand fühlte sich wirklich verantwortlich. Da wirkte es schon viel einfacher, die ohnehin knappen Steuergelder in neue Prunkbauten zu investieren und hiermit Harmonie in Elbnähe zu
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