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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dann machte man es gründlich.
    Valentina ging stumm in das Schlafzimmer, zog die Decke zurück und legte sich, so wie sie war, ins Bett. Tschernowskij, der sie von seinem Schreibtisch durch die offene Tür sehen konnte, lächelte still.
    Er sah auf seine Armbanduhr und griff dann zum Telefon. In Moskau war General Ignorow noch im Büro. Er erschien als erster und ging als letzter … er war mit seinen kontrollierten Zeitungen verheiratet, und wer die Ignorowa kannte, verstand den magenkranken Zwerg und drückte ihm stumm die Hand.
    Die Verbindung nach Moskau, über eine direkte Dienstleitung der sowjetischen Armee, war sofort da. Ignorows Stimme und Räuspern klangen so klar, als säße er vor Tschernowskij in seinem Drehsessel und blinzle mit seinen schräg gestellten Augen.
    »Sie?« bellte Ignorow ins Telefon. »Was wollen Sie, Andrej Mironowitsch?«
    »Ich melde mich zurück, Pawel Antonowitsch. Die Aktion ist beendet.«
    »Ach!« Man hörte, wie Ignorow sich vorbeugte, um ihn herum raschelte es. »Was soll das heißen?«
    »Michael Lucek, das Haupt der studentischen Verschwörung, ist liquidiert. Die anderen noch operierenden Gruppen im Lande werden in ein paar Tagen auseinanderfallen. Ihnen fehlt der Kopf. Und den habe ich erledigt.«
    »Andrej Mironowitsch, Sie machen mir Kummer.« Die Stimme Ignorows wurde heller. »Kein Aufsehen, habe ich gesagt.«
    »Es ist danach verfahren worden, Genosse. Lucek starb völlig abseits jeglicher Öffentlichkeit.«
    »Und Ihre Bettkatze, die Kysaskaja?«
    »Ist hier bei mir und liegt – lachen Sie nicht, Pawel Antonowitsch – vor mir im Bett.«
    »Jetzt schon?« Ignorow schien auf seine Uhr zu blicken. »Wohl gesunde Luft in Prag, was? Überdruck im Blut? Andrej Mironowitsch, regen Sie mich nicht auf. Wann kommen Sie zurück nach Moskau?«
    »Morgen, Genosse General. Wir werden mit einer Militärmaschine so gegen elf Uhr abfliegen. Ich muß noch mit dem Kommandeur der Luftflotte sprechen.«
    »Dann sehe ich Sie morgen noch bei mir?«
    »Ja.«
    »Mit der Kysaskaja! Zum Teufel, ich will mir Ihre Wärmflasche ansehen!«
    »Das sollen Sie, Pawel Antonowitsch.« Tschernowskij lachte laut. »Sie werden meinen Geschmack bewundern.«
    »Ende!« sagte Ignorow in Moskau laut und legte auf.
    Zufrieden erhob sich Tschernowskij, zog seine Jacke aus, hängte sie säuberlich über eine Stuhllehne und ging ins Schlafzimmer. Valentina lag auf dem Bett, die Hände unter dem Nacken.
    »General Ignorow hat uns eingeladen«, sagte er fröhlich. »Du wirst es erleben … dein Anblick wird ihn so bewegen, daß er mit uns essen geht. Tut er das, dann hast du ein Wunder vollbracht wie Moses, der Wasser aus einem Felsen schlug. Denn das ist einfacher, als Ignorow zu einem Lächeln zu bringen.« Er setzte sich auf die Bettkante und legte die Hände auf den Leib Valentinas. »Hast du Hunger?«
    »Nein.«
    »Durst?«
    »Nein.«
    »Ich habe im Schreibtisch einen französischen Kognak. Ein Glas wird dir guttun.« Er rannte in das Nebenzimmer, kam mit zwei Gläsern und der Flasche zurück und schüttete ein. Valentina trank ihr Glas wie ein Fuhrmann aus, – sie kippte den Kognak einfach hinunter.
    »Noch einen, Andrej Mironowitsch!« sagte sie und hielt das Glas hin.
    »Na also!« Tschernowskij lachte jungenhaft. »Morgen in Moskau – dann am Kaspischen Meer. Welch ein Leben wird das sein. Stoßen wir an auf dieses Leben, Valentina Konstantinowna –«
    Er hob sein Glas und ließ es gegen das von Valentina klingen. Erschrocken sah er, wie das Glas in ihrer Hand zersprang. Der Kognak floß über ihre verbundenen Unterarme.
    »Sie sind geboren, um zu zerstören –« sagte sie fast gleichgültig. »Ihr Schicksal, Andrej Mironowitsch.«
    Dann kam die Nacht.
    Zuerst hatte Valentina sie gefürchtet … nun war es ihr gleichgültig, was Tschernowskij mit ihr machte. Halb betrunken lag er neben ihr, streichelte sie, nannte sie mit immer neuen zärtlichen Wortschöpfungen, ließ sich Sekt auf das Zimmer bringen und frisches Obst. Er schälte die Orangen mit einem spitzen Messer, das eigentlich kein Obstmesser war, eher ein Türkendolch, schob die Scheiben Valentina in den Mund, und später übergoß er ihren regungslosen, entblößten Körper mit dem Rest des Sektes und leckte die perlenden Tropfen von ihrer glatten Haut. Wie von Sinnen war er, und seine Phantasie in der Liebe versiegte erst, als er Valentina besessen hatte, nicht merkend, daß er nur eine reglos daliegende Frau genoß, in der nicht mehr die
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