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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Autoren: Jonathan Kellerman
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anderen Ära: Zwei riesige Kakaopalmen ragten empor, eine nicht besonders gut beschnittene Paradiesvogelblume wuchs in alle Richtungen, Schmucklilien und Kallas umgaben einen braunen Rasen.
    Die Nachbarschaft bestand aus Mietshäusern für die Arbeiterklasse, hauptsächlich Kastenbauten mit vielen Wohneinheiten, von denen einige auf die Abrissbirne warteten. Nichts deutete auf die Funktion der Schauspielschule hin. Die Fenster waren dunkel.
    »Ich nehme an, sie braucht keine Reklame«, sagte Milo. »Und tagsüber arbeiten muss sie auch nicht.«
    »Falls die meisten angehenden Schauspieler ordentlichen Berufen nachgehen«, sagte ich, »hat die Schule abends geöffnet.«
    »Sehen wir trotzdem mal nach.«
    Wir gingen zu der Veranda hoch. Der Boden bestand aus grünen, dick versiegelten Dielenbrettern. Das Fenster in der mit Eiche getäfelten Haustür war mit blickdichter Spitze verhängt. Ein handgeschmiedeter Briefkasten aus Kupfer hing rechts daneben. Milo hob den Deckel an und warf einen Blick hinein. Leer.
    Er drückte auf einen Knopf, und es erklang Glockengeläut.
    Keine Reaktion.
    Zwei Häuser weiter setzte ein alter Dodge Dart rückwärts auf die Straße. Am Steuer ein hispanischer Mann um die dreißig, der sich von einem hellblauen Bungalow entfernte. Milo ging hinüber und machte mit dem Arm eine Drehbewegung.
    Er hatte kein Abzeichen in der Hand, aber die Leute neigen dazu, ihm zu gehorchen. Der Mann ließ sein Fenster herunter.
    »Guten Morgen, Sir. Wissen Sie irgendetwas über Ihre Nachbarn?«
    Der Mann zuckte übertrieben mit den Achseln und lächelte nervös. »No hablo inglés.«
    Milo zeigte auf das Haus. »Die Schule. La escuela. «
    Noch ein Achselzucken. »No sé.«
    Milo sah ihm in die Augen und winkte ihn fort. Während der Dart davonschnellte, kehrten wir zur Veranda zurück, wo Milo noch ein paarmal auf den Knopf drückte. Eine Sonate von Glockenklängen blieb folgenlos.
    »Okay, ich versuch’s heute Abend noch mal.«
    Als wir uns abwandten, waren Schritte im Innern des PlayHouse zu hören. Spitze wackelte im Türfenster, teilte sich aber nicht.
    Dann nichts.
    Milo fuhr herum und klopfte hart gegen die Tür. Kratzende Geräusche, als sich ein Riegel drehte. Die Tür schwang auf, und ein schwerer Mann, der einen Besen in der Hand hielt und einen beunruhigten Eindruck machte, sagte: »Ja?« Bevor das Wort aus seinem Mund war, wurden seine Augen schmaler, und die Beunruhigung machte Berechnung Platz.
    Diesmal hatte Milo das Abzeichen in der Hand. Der schwere Mann würdigte es kaum eines Blickes. Sein zweites »Ja?« war leiser, misstrauisch.
    Er hatte ein fleckiges, rundes Gesicht, eine fleischige, schiefe Nase, ein Gestrüpp lockiger, grau werdender Haare, das von seinen Schläfen abstand, und Koteletten, die sich in farblosen grauen Stoppeln verloren. Der Schnurrbart über ausgetrockneten Lippen war das einzige ordentliche Stück Haar: präzise gestutzt, ein graubrauner Gedankenstrich. Schmale Augen in der Farbe starken Tees schafften es, aktiv zu sein, ohne sich zu bewegen.
    Verknittertes graues Arbeitshemd und dazu passende Hose, offene Sandalen, dicke weiße Socken. Staub und Dreck befleckten weiße Baumwollspitzen. Die Tätowierungen, die seine fleischigen Hände schmückten, schlängelten sich mit Sicherheit unter den Ärmeln hoch. Blauschwarze Kunst, primitiv und rechteckig. Schwer zu entziffern, aber ich entdeckte einen winzigen Dämonenkopf: Eher koboldhaft als satanisch grinste er an einem höckrigen Knöchel.
    »Ist Nora Dowd hier?«, fragte Milo.
    »Nee.«
    »Was ist mit Dylan Meserve?«
    »Nee.«
    »Sie kennen Mr. Meserve?«
    »Ich weiß, wer er ist.« Leise, verschliffene Stimme, leichte Verzögerung, bevor Silben geformt wurden. Seine rechte Hand umklammerte den Besenstiel. Seine linke hatte Hemdstoff gepackt und dehnte ihn über seinen imposanten Bauch.
    »Was wissen Sie über Mr. Meserve?«, fragte Milo.
    Das gleiche Zögern. »Einer der Schüler.«
    »Arbeitet er nicht hier?«
    »Hab ich nie gesehen.«
    »Man hat uns gesagt, er wäre ein kreativer Berater.«
    Keine Antwort.
    »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
    Kleine gelbe Zähne spielten mit der rissigen Oberlippe. »Das ist’ne Weile her.«
    »Tage?«
    »Ja.«
    »Wochen?«
    »Könnte sein.«
    »Wo ist Ms. Dowd?«
    »Weiß nich’.«
    »Keine Ahnung?«
    »Nein, Sir.«
    »Sie ist Ihr Boss.«
    »Ja, Sir.«
    »Raten Sie doch mal, wo sie sein könnte.«
    Achselzucken.
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal
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