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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Autoren: Jonathan Kellerman
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Teppichboden war grobfaserig und haferfarben. Die winzige Kochnische hatte eine Küchentheke aus orangefarbenem Resopal, das an verschiedenen Ecken weiß abgesplittert war, vorgefertigte weiße Schränke mit grauen Flecken im Umkreis der Griffe und einen braunen, Raum sparenden Kühlschrank, der offen stand.
    Der Kühlschrank war leer. Flaschen mit Windex, Easy-Off und einem No-Name-Desinfektionsmittel standen auf der Küchentheke. An einigen Wänden waren unten abgewetzte Stellen zu sehen. Kleine quadratische Vertiefungen drückten den Teppichboden zusammen, wo Möbel gestanden hatten. Der Zahl der Vertiefungen nach nicht viele Möbel.
    Ralph Jabbers Klemmbrett lag jetzt flach an seinem Oberschenkel. Ich fragte mich, wie viele Punkte er vergeben hatte.
    »Drei Monate Mietrückstand«, sagte Milo. »Ihr seid ziemlich flexibel.«
    »Es ist ein Geschäft«, erwiderte Jabber ohne großen Enthusiasmus.
    »Was soll das heißen?«
    »Wir setzen Mieter nicht gern vor die Tür. Halten lieber den Leerstand niedrig.«
    »Also haben Sie ihn in Ruhe gelassen.«
    »Genau.«
    »Hat jemand mit Mr. Meserve darüber geredet?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Wie viel Zeit hätte Mr. Meserve gehabt, bevor Sie ihn rausgeworfen hätten?«
    Jabber runzelte die Stirn. »Jede Situation ist verschieden.«
    »Hat Mr. Meserve um einen Zahlungsaufschub gebeten?«
    »Das ist möglich. Wie gesagt, ich weiß es nicht.«
    »Wieso?«
    »Ich kümmere mich nicht um die Mieten. Ich bin der Manager für Auflösung und Übergang.«
    Das klang wie ein Euphemismus für einen Bestattungsunternehmer.
    »Soll heißen …«, sagte Milo.
    »Ich bringe die Wohnung in Ordnung, wenn sie leer ist, und mache sie für den nächsten Mieter fertig.«
    »Haben Sie einen neuen Mieter für diese hier?«
    Jabber zuckte mit den Achseln. »Das wird nicht lange dauern. Die Nachfrage ist hoch.«
    Milo sah sich in dem kleinen trostlosen Zimmer um. »Die Lage, und nichts als die Lage.«
    »Sie sagen es. Alles liegt in der Nähe, Lieutenant. Die Filmstudios, die Highways, der Strand, Beverly Hills.«
    »Ich weiß, auf dem Gebiet kennen Sie sich nicht aus, Sir, aber ich versuche festzustellen, was Mr. Meserve in letzter Zeit getrieben hat. Falls er nicht um einen Zahlungsaufschub gebeten hätte, gäbe es dann einen Grund dafür, dass Sie ihn drei Monate in Ruhe lassen?«
    Jabbers Lider schlossen sich zur Hälfte.
    Milo trat näher auf ihn zu, nutzte seine Größe und seine massige Gestalt, um ihn ein wenig einzuschüchtern. Jabber wich zurück. »Bleibt das unter uns?«
    »Ist das ein heikles Thema, Mr. Jabber?«
    »Nein, nein, das nicht … um ehrlich zu sein, das hier ist ein großes Haus, und wir haben andere, die noch größer sind. Manchmal werden Dinge einfach … übersehen.«
    »Also hat Meserve vielleicht Glück gehabt und ist durch die Maschen geschlüpft.«
    Jabber zuckte mit den Achseln.
    »Aber irgendwann«, sagte Milo, »wäre sein Mietrückstand aufgefallen.«
    »Natürlich, ja. Jedenfalls haben wir wenigstens seine Kautionszahlung. Er bekommt nichts davon zurück, weil er uns nicht Bescheid gesagt hat.«
    »Wie haben Sie herausgefunden, dass er ausgezogen ist?«
    »Telefon und Strom sind wegen Nichtzahlung abgestellt worden. Wir bezahlen das Gas, aber die Stadtwerke benachrichtigen uns, wenn sie die Stromversorgung unterbrechen.«
    »Eine Art Frühwarnsystem.«
    Jabber lächelte unsicher. »Nicht früh genug.«
    »Wann wurden Telefon und Strom abgestellt?«
    »Da müssten Sie die Zentrale anrufen.«
    »Das könnten Sie doch machen.«
    Jabber runzelte die Stirn, zog ein Handy aus der Tasche und tippte eine Kurzwahlnummer ein. »Hallo, Samir? Hey, Sammy, hier ist Ralph. Ich bin, ja, das Übliche … sag mal, wann ist in Overland D-14 der Saft abgeklemmt worden? Warum? Weil die Cops es wissen wollen. Ja … wer weiß, Sammy, sie sind jetzt hier, willst du selbst mit ihnen reden? … Okay, dann sag es mir einfach, damit ich sie hier raus - damit sie herausfinden, was sie wissen wollen. Hör zu, ich muss mich noch um sechs weitere kümmern, Sammy, darunter zwei im Valley, und es ist schon elf...«
    Neunzig Sekunden verstrichen. Mit zwischen Ohr und Schulter eingeklemmtem Telefon ging Jabber in die Kochnische, öffnete Schränke, fuhr mit dem Finger durch Schubladen. »Prima. Okay. Ja, mach ich.«
    Er beendete das Gespräch. »Der Strom wurde vor vier Wochen abgestellt. Eine unserer Inspektorinnen hat gesagt, seit sechs Wochen wäre keine Post mehr gekommen.«
    »Vor
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