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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer
Autoren: Helmut Vorndran
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denn die
schweren Aufgaben?
    »Sie hat sogar deine Unterhose gefunden«, sagte Haderlein mit einer
Mischung aus Stolz und Ungläubigkeit. »Wo hattest du sie denn versteckt?«,
fragte er seinen Kollegen, ohne den Blick von Riemenschneider zu lassen.
    »Ich hatte sie zwischen die Zigarren von Fidibus gesteckt, in der
Hoffnung, der Tabakgeruch würde Riemenschneider verwirren. Keine Ahnung, wie
sie die Tür zu seinem Büro aufgekriegt hat«, erwiderte Kommissar Bernd
»Lagerfeld« Schmitt, so genannt wegen seiner Vorliebe für einen dünnen
Pferdeschwanz sowie für exzentrische Kleidung, die er mit dem berühmten
Modepapst teilte, und spielte dabei nachdenklich mit seiner modischen
Sonnenbrille herum.
    »Ich glaube, die Tür war für Riemenschneider das geringere Problem«,
meinte Kriminalhauptkommissar Franz Haderlein. »Eher schon der strenge Geruch
deiner Unterleibsbekleidung. Ich meine, immerhin ist Riemenschneider ein
Mädchen, und du weißt ja, wie Frauen …«
    »Na, hör mal!«, entrüstete sich Lagerfeld. »Riemenschneider ist ein
Schwein! Zwar noch ein kleines, aber trotzdem ein Schwein. Du wirst mir doch
nicht erzählen wollen, dass ein Schwein bei einer Unterhose, sei sie so lange
getragen, wie sie mag, unangenehme Empfindungen …«
    Haderlein unterbrach den jungen Kollegen, indem er seine Hand auf
dessen Mund legte, und deutete stumm auf Riemenschneider. Das kleine Ferkel war
aufgesprungen, beide Ohren hingen an den Seiten schlaff hinunter. Im Gegensatz
dazu stand das ansonsten geringelte Schwänzchen steil nach oben, und ihre Augen
blickten Kommissar Bernd Schmitt mit einem Ausdruck der allergrößten Empörung
an. Riemenschneider war offensichtlich überhaupt nicht mit der Definition von
weiblicher Schweineferkelhygiene einverstanden, die Lagerfeld soeben
abgesondert hatte. Um es noch präziser auszudrücken: Riemenschneider war echt
sauer.
    Lagerfeld kam dieser Gesichtsausdruck sogleich seltsam bekannt vor.
Hatte er diesen Blick nicht auch erst neulich an seiner Freundin zu sehen
bekommen, als er die Krokodillederstiefel nach getaner Polizeiarbeit auf dem
gemeinschaftlichen Bett sitzend von seinen Füßen entfernt hatte? Auf jeden Fall
wusste er sofort, was zu tun war.
    »Entschuldigung! Wird nicht wieder vorkommen!«, rief er genervt
Richtung Riemenschneiderin und hob beide Hände in einer hilflosen Geste.
    Haderlein musste sich anstrengen, sich das Lachen zu verkneifen.
»Jetzt sei nicht beleidigt, Bernd. Frauen sind halt so. Die schleppen nicht
gern drei Tage benutzte Unterhosen zwischen den Zähnen durch die Gegend. Ich
weiß auch nicht, warum sich das so verhält«, fügte er noch spöttisch hinzu.
    Riemenschneider warf ihrem Herrchen einen dankbaren und zugleich
erleichterten Blick zu. Mit ihrem Kommissar war sie, was die
Sauberkeitsansprüche betraf, außerordentlich zufrieden. Da gab es unter den
Menschen noch ganz andere Kaliber. Regelrechte Schweine!
    Mit diesen Gedanken warf sie sicherheitshalber noch einen bösen
Blick Richtung Lagerfeld, der auch gleich schuldbewusst die Augen gen Boden
senkte. Dann legte sie sich flach auf den Boden und das rosa Köpfchen auf die
Vorderfüße. Ihr Arbeitstag schien für heute offensichtlich beendet zu sein. Die
Lust auf weitere Unterhosen war ihr sowieso vergangen.
    »Sie hat tatsächlich alles gefunden«, murmelte Haderlein immer noch
ungläubig. Dabei betrachtete er nachdenklich den Haufen verschiedenartiger
Utensilien, die Riemenschneider neben sich aufgestapelt hatte. Die Dinge, die
sie finden sollte, hatten sie auf einer kompletten Etage der Bamberger
Polizeidirektion versteckt. Weil es tagsüber so heiß war, hatten sie sich zu
einer freiwilligen Nachtschicht entschlossen. Außerdem war es bestimmt besser,
wenn ihr Chef Fidibus nichts von der nächtlichen Schweinerei mitbekam.
So richtig wusste der nämlich noch immer nicht, was er mit der
Riemenschneiderin anfangen sollte, obwohl sie ja inzwischen fest zum Inventar
der Bamberger Kripo gehörte. Riemenschneider war das Geschenk seiner Kollegen
zu einem kürzlich begangenen Dienstjubiläum gewesen und bereits fest in die
Dienstgemeinschaft der Bamberger Kripo integriert. Sozusagen ein klassischer
Fall von gelungener multikultureller Einbürgerung.
    Und sie war eine wirklich gute Ermittlerin. Vom Strumpf bis zu
diversen Büroartikeln und Süßigkeiten hatten die beiden Kommissare alles
versteckt. Die unmöglichsten Ecken, Löcher und Kanten hatten sie mit
Gegenständen bestückt, um das kleine
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