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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller
Autoren: Sharon Bolton
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weiterer Junge aus Toms Klasse, Billy Aspin, zeigte auf ein Brombeergebüsch dicht bei dem Grab des kleinen Mädchens, das Joe gerade gefunden hatte. Tom wandte sich wieder an Joe: »Sie schauen nicht her«, sagte er. »Wir müssen ganz schnell sein. Komm mit.«
    Joe war unmittelbar hinter ihm, als Tom vorwärtsschoss, auf ein mächtiges, aufrecht stehendes Grabmal zu, eines der größten auf dem Hügel. Sie schafften es. Steine kamen durch die Luft gesurrt, doch Tom und Joe waren hinter der riesigen Steingruft, die ringsherum eiserne Geländer hatte, in Sicherheit. Außerdem besaß sie ein Eisentor und dahinter eine hölzerne Tür, die ins Innere führte. Ein Familienmausoleum, hatte ihr Vater gesagt, innen wahrscheinlich ziemlich groß. In den Hügel gegraben, mit jeder Menge Simse, um Generationen von Särgen daraufzustellen.
    »Die haben sich getrennt!«, war ein Ruf von der Mauer her zu vernehmen. »Ihr beide, kommt mit!«
    Tom und Joe sahen einander an. Sie hatten sich doch gar nicht getrennt.
    »Das sind echt Volltrottel«, stellte Joe fest.
    Tom beugte sich hinter der Gruft hervor. Drei der Jungen gingen entlang der Mauer auf Lucy Pickups Grab zu. Die anderen starrten immer noch in ihre Richtung.
    »Was ist denn das für ein Geräusch?«, wollte Joe wissen.
    »Der Wind?«, meinte Tom, ohne wirklich hinzuhören. Meistens war es der Wind.
    »Das ist nicht der Wind. Das ist Musik.«
    Joe hatte recht. Definitiv Musik, leise, mit einem stetigen Rhythmus; eine tiefe Männerstimme sang. Die Volltrottel hatten es auch gehört. Einer von ihnen sprang von der Mauer und rannte auf die Straße zu. Dann schlossen sich ihm die übrigen an. Die Musik wurde lauter, und Tom konnte den Motor eines Autos hören.
    Das war John Lee Hooker. Ihr Dad hatte ein paar Hooker- CD s und spielte sie – sehr laut –, wenn ihre Mutter nicht zu Hause war. Irgendjemand kam den Hügel heraufgefahren und hörte im Auto John Lee Hooker. Das war genau der richtige Zeitpunkt, um abzuhauen. Tom trat aus dem Schutz des Mausoleums heraus.
    Nur Jake Knowles war noch in Sicht. Er schaute sich um und erblickte Tom. Beide Jungen wussten, dass das Spiel aus war. Es sei denn …
    »Der hat ja deinen Baseballschläger«, stieß Joe hervor, der Tom aus der Deckung gefolgt war. »Was macht er denn da?«
    Jake hatte Toms Baseballschläger und auch seinen Ball, einen sehr großen, sehr schweren roten Ball. Toms Mum hatte ihm verboten, damit irgendwo in der Nähe eines Gebäudes zu spielen. Schon gar nicht in der Nähe von Gebäuden mit Fenstern, wollte er nicht eines langen, schmerzhaften Todes sterben – so redete sie, wenn es ihr ernst war. Und ob sie sich auch klar und verständlich ausgedrückt habe?
    Tom und Joe hatten vorhin neben der Kirche Fangen geübt. Sie hatten sowohl den Schläger als auch den Ball bei der Mauer liegen lassen, und jetzt hatte Knowles beides.
    »Der klaut deine Sachen«, meinte Joe. »Wir können die Polizei rufen.«
    »Glaube ich nicht«, erwiderte Tom, als Jake sich zur Kirche umdrehte. Tom sah zu, wie Jake den Ball behutsam hochwarf. Dann schlug er hart mit dem Schläger zu. Der Ball segelte durch die Luft und dann durch das riesige Buntglasfenster an der Seite des Kirchenschiffs. Eine blaue Scheibe ging zu Bruch, während der Automotor erstarb, die Musik verstummte und Jake Knowles seinen Freunden folgte und das Weite suchte.
    »Warum hat er denn das gemacht?«, fragte Joe. »Er hat ein Fenster eingeschmissen. Die bringen ihn um.«
    »Nein«, entgegnete Tom. »Die bringen uns um.«
    Joe starrte seinen Bruder einen Augenblick an, dann begriff er. Er mochte ja erst sechs und ungeheuer lästig sein, ein Volltrottel jedoch war er nicht.
    »Das ist nicht fair!« Joes kleines Gesicht war vor Empörung verzerrt. »Das sagen wir.«
    »Die glauben uns ja doch nicht«, antwortete Tom. Sechs Wochen in seiner neuen Schule: dreimal Nachsitzen, zweimal zum Direktor geschickt, jede Menge ernste Strafpredigten von seinem Klassenlehrer, und nie glaubte ihm jemand. Warum sollten sie auch, wenn Jake Knowles die halbe Klasse auf seiner Seite hatte und die anderen vor Eifer, ihm den Rücken zu stärken, praktisch auf ihren Stühlen herumhopsten? Sogar die, die nicht mit Jake befreundet zu sein schienen, hatten zu viel Angst vor ihm und seiner Gang, um irgendetwas zu sagen. Sechs Wochen, in denen man Tom für alles die Schuld gab, was Jake Knowles angezettelt hatte. Vielleicht war er ja selbst der Volltrottel.
    Er nahm Joes Hand, und die beiden
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