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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller
Autoren: Sharon Bolton
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Bruder, dessen Namen Tom nicht mehr wusste.
    Tom sah in die vier Gesichter, und ihm war, als hätte sein Herz aufgehört zu schlagen. »Das wart ihr«, stieß er hervor. »Ihr habt ihn da raufgebracht.«
    Das Gesicht des älteren Jungen verzog sich böse. »Verdammt, wofür hältst du uns eigentlich? Für Scheiß-Psychopathen?«
    »Er is’ wirklich da oben?«, fragte Billy Aspin. »Lebendig?«
    Tom nickte. »Er ist gefesselt«, berichtete er. »Ich konnte ihn nicht da rauskriegen. Ich muss meinen Dad holen. Was macht ihr eigentlich hier? Wenn ihr ihn da nicht raufgebracht habt, wieso seid ihr dann hier?«
    »Wir sind dir nach«, antwortete Jake. »Wir ha’m dich und die schwachsinnige Renshaw über’n Friedhof rennen seh’n und sind hinterher. Ha’m uns in diesem beschissenen Keller total verfranst. Wo ist sie hin?«
    »Wir müssen Hilfe holen. Da unten ist ein Polizist …« Tom ging auf, dass er keine Ahnung hatte, was aus Ebba geworden war.
    »Los, kommt mit«, unterbrach ihn der älteste der Knowles-Jungen. »Mal seh’n, wovon der hier quatscht.«
    Evi kam es so vor, als brenne sie lichterloh. Komisch, sie hatte so oft Patienten von schrecklichen Angstgefühlen sprechen hören. Keiner von ihnen hatte ihr gesagt, wie heiß einem dabei war. Oder dass das Gehirn dabei in Zeitlupe zu funktionieren schien. Jenny? Jenny war die ganze Zeit hinter Millie her gewesen? Nein, das konnte nicht stimmen. Sie hatte da irgendetwas falsch verstanden. Sie war übermüdet.
    »Und das wirklich Ironische daran war, Tobias hat sie tatsächlich geliebt.« Wieder klammerte sich Jenny an Evi fest, so dass diese sich nicht bewegen konnte. Ihr Gesicht war gerötet, die Augen glänzten unnatürlich. Evi musste irgendwie von dieser Stufe hochkommen. Und was dann? Nach oben in Millies Zimmer oder nach draußen zu ihrem Handy?
    »Er war völlig fertig«, fuhr Jenny fort. »Ich habe dafür gesorgt, dass er zusieht, verstehen Sie? Ich wusste, dass er in die Kirche wollte – er war jahrelang Kirchenvorsteher –, und ich bin ihm gefolgt, mit Lucy auf dem Arm. Ich bin auf die Empore gestiegen, und dann habe ich nach ihm gerufen.«
    Schweiß rann Evi zwischen den Schulterblättern hinab. Die Polizei war gar nicht unterwegs. Jenny hatte sie nicht angerufen. Und warum musste sie unbedingt so dicht neben ihr sitzen?
    »Das werde ich nie vergessen«, sagte sie gerade. »Er ist aus der Sakristei gekommen, und ich habe sie an den Knöcheln übers Geländer gehalten, und sie hat geschrien wie am Spieß, und ich konnte sehen, wie er mich angebrüllt hat, dass ich aufhören soll. Er ist angerannt gekommen, und ich habe sie losgelassen, einfach so.«
    Der Geruch der anderen Frau war beinahe noch schlimmer als die Hitze: Alkohol und Schweiß und exotische Blumen. Evi wusste, gleich würde sie würgen müssen, wenn sie nicht aufstand. Die Hände aufstützen, fest abdrücken, nicht auf den Schmerz achten. Sie hatte kräftige Arme, es würde gelingen.
    »Sie ist so lange gefallen«, fuhr Jenny fort. »Ich hatte so viel Zeit zum Nachdenken, Zeit, zu begreifen, dass es schon immer so vorherbestimmt gewesen war, dass ich ihn am Ende vernichten würde, wegen dem, was er mir angetan hat.«
    Jetzt. Evi erhob sich, wurde gepackt und wieder hinuntergezogen.
    »Fast hätte er es geschafft.« Jetzt flüsterte Jenny ihre Worte direkt in Evis Gesicht. »Fast hätte er sie aufgefangen. Aber sie ist auf die Steinplatten geknallt, und das Blut, das Blut ist überall rumgespritzt, als hätte ich eine ganze Blase voll Blut fallen lassen. Ich habe schon gedacht, ich kriege da oben auf der Empore auch noch was ab.«
    Evi schluckte heftig und kämpfte gegen die Versuchung an, den Atem anzuhalten. Wenn sie die Luft anhielt, würde sie ohnmächtig werden.
    »Ich habe beim Sex nie Lust verspürt, Evi, nicht ein einziges Mal – wie denn auch?«, erzählte Jenny weiter. »Diese Orgasmusgeschichte, wegen der die Leute so einen Wind machen, also, ich habe keine Ahnung, wovon die reden. Aber an dem Tag damals, als ich all das Blut gesehen habe und wie er angefangen hat zu schreien, ich kann Ihnen die Lust gar nicht beschreiben, die ich da empfunden habe. Ich wäre beinahe auf der Stelle ohnmächtig geworden, so intensiv war das. Und das Geräusch, mit dem sie aufgeschlagen ist, wie eine reife Frucht, die aufplatzt, im Kopf konnte ich das immer wieder hören, und die ganze Zeit hat sich das Blut um sie herum ausgebreitet. Ich konnte sehen, wie es in Wellen hervorgequollen ist,
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