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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller
Autoren: Sharon Bolton
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konnte Ebba nicht hinter sich hören und hoffte, dass sie vielleicht zurückgeblieben war, um Joe beizustehen.
    Dann war er wieder bei dem echten Glockenturm angelangt, von dem aus man in die Kirche kam. Sein Fuß fand die oberste Stufe, und eine Hand schloss sich um seinen nackten Knöchel.
    Die beiden Frauen saßen auf der Treppe. Jenny war auf die Stufe gesackt und hatte Evi mitgezogen. Beide zitterten.
    »Wann hat das alles aufgehört?«, fragte Evi. »Als Sie ins Internat gekommen sind?«
    Jenny schüttelte den Kopf. »Es wurde schon vorher ein bisschen besser. Verstehen Sie, er hatte jemand anderes aufgetan, der ihn gereizt hat. Die Tochter unserer Haushälterin. Sie war blond und hübsch und sehr jung, genau so, wie er’s gern hatte.«
    »Gillian?«, stieß Evi hervor. »Er hat auch Gillian missbraucht?« Hatte sie wenigstens mit einer Vermutung recht gehabt?
    Jenny zuckte die Achseln, dann nickte sie. »Ich glaube, Gwen Bannister hat etwas geahnt«, meinte sie. »Sie hätte sich nie mit meinem Großvater angelegt, aber sie hat dafür gesorgt, dass ihre Tochter außer Reichweite war. Mehr, als jemals jemand für mich getan hat.«
    »Hat er Ihnen wieder nachgestellt, nachdem Gillian weg war?«
    »Wenn ich zu Hause war, ja. Und dann, als ich neunzehn war, hat ihn das Glück verlassen. Ich bin auch schwanger geworden. Als ich endlich den Mut aufgebracht habe, es Dad zu sagen, war’s zu spät, das Baby wegzumachen, also hat er Mike überredet, mich zu heiraten. Und er hat Tobias dazu gebracht, ihm den gesamten Besitz zu überschreiben.«
    »Ich fasse es nicht, dass Ihr Vater bei alldem mitgemacht hat. Sie müssen sich doch verraten und verkauft gefühlt haben.«
    Jenny ließ Evis Hände los. »Evi, Männer haben ihre Töchter seit Tausenden von Jahren für Reichtum und Macht verkauft«, sagte sie. »Glauben Sie denn, das hätte einfach aufgehört, als wir das 20. Jahrhundert erreicht haben? Aber für mich war das auch gut. Ich bin da rausgekommen. Und ich habe Lucy bekommen.«
    Tobias’ Tochter. Lucy war das Inzestkind ihres Urgroßvaters gewesen.
    »Was ist mit Lucy passiert?«, fragte Evi mit schwacher Stimme. »Wie ist sie wirklich gestorben?«
    »Ich habe sie so geliebt, Evi.«
    »Das glaube ich Ihnen. War er es? Hat Tobias sie umgebracht?«
    »Sie war erst zwei, als er angefangen hat, ein Auge auf sie zu werfen, Evi. Sie war blond und wunderschön, genau wie Christiana und ich, als wir klein waren. Damals konnte er noch Auto fahren, er ist ständig bei uns aufgekreuzt. Ich habe sie nie gebadet oder gewickelt, wenn er dabei war, aber er schien ständig um sie herum zu sein. Ich wusste, ich kann nicht zulassen, dass das noch mal passiert, nicht bei Lucy.«
    »Aber bei Lucy war das doch etwas anderes. Sie hatte Sie, die sie beschützt hat. Und Mike.«
    »Ich habe gewusst, wie clever er ist. Ich habe gewusst, dass er sie am Ende doch kriegen würde. Also habe ich angefangen, Pläne zu schmieden, wie ich ihn umbringen kann. Schockiert Sie das?«
    Evi dachte bei sich, dass sie inzwischen nichts mehr schockieren konnte. »Ich finde es sehr verständlich, dass Sie so wütend gewesen sind.«
    »Ich habe daran gedacht, ihn im Schlaf zu ersticken, ihm etwas ins Essen zu tun, ihn die Treppe hinunterzustoßen, ihn mit irgendeinem Trick dazu zu bringen, mit mir auf den Tor zu steigen, und ihn über die Klippe zu schubsen. Aber dann habe ich eines Tages begriffen, dass ich ihn gar nicht zu töten brauche, damit er nicht bekommt, was er will.«
    »Nicht?«
    »Nein. Ich konnte stattdessen sie töten.«
    Tom wurde nach unten gezerrte. Sein Rücken schrammte schmerzhaft über die Steinstufen.
    »Was soll’n der Scheiß hier werden?«, fragte eine Stimme, die er kannte. Zwei große Hände packten ihn um die Taille und zogen ihn noch mehr Stufen hinunter. »Macht mal Platz und lasst uns runter«, befahl dieselbe Stimme. Tom hörte etliche Paar Füße hinter sich zurückweichen, und dann war er wieder auf der Kirchenempore.
    »Joe ist auf dem Dach«, brachte er hervor. »In dem anderen Glockenturm, in dem, von dem alle denken, er ist leer, aber der ist gar nicht leer. Er ist da drin, und er erfriert, und wir müssen ihn sofort da runterholen.«
    Die vier Jungen starrten ihn an, als hätten sie ein Alien gefangen, das plötzlich anfing, sie herumzukommandieren.
    »Dein Bruder?« Jake Knowles meldete sich als Erster zu Wort. »Der, nach dem wir den ganzen Tag gesucht ha’m?«
    »Auf’m Dach?«, wiederholte Jakes großer
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