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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde
Autoren: Claudia Praxmayer
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was sie ihrem großzügigen Sponsor schuldig war. Lea wälzte Formulierungen in ihrem Kopf hin und her. Ein verantwortungsbewusstes, deutsches Unternehmen …, sie korrigierte sich: Vorzeigeunternehmen. Staatlich gefördert, im Sozial- und Umweltbereich engagiert, Produktion in Deutschland …
    Sie erinnerte sich an die Werksführung in Frankfurt an der Oder, zu der sie Peter Messner, der Marketingvorstand von Movia, eingeladen hatte. Zu ihrer Überraschung hatte Messner überhaupt keine Berührungsängste, legte alle Zertifikate und Unbedenklichkeitsnachweise vor, die sie forderte. Ihre anfänglichen Bedenken, einen Handy-Hersteller als Sponsor zu haben, schmolzen dahin. Als Dagmar ihr noch dazu signalisierte, dass es um die WPS-Mittel nicht gut bestellt war, gab sie sich einen Ruck und akzeptierte das Angebot.
     
    Lea verschob Wörter und formulierte Sätze neu, um Movia mehr Platz einzuräumen. Am Ende löschte sie die ganze Passage wieder und klickte auf »Text hochladen«. Erleichtert, den Blog endlich online zu haben, machte sie sich auf die Suche nach Dagmar. Im Büro ihrer Chefin war es völlig still. Auch in der Küche keine Spur von Dagmar und auch nicht in Bodos Büro gegenüber. Lea nahm sich einen Apfel aus der Obstschale und ging zurück zu ihrem Schreibtisch, um Dagmar per eMail um einen Termin zu bitten. Beim Anblick ihres elektronischen Postfaches seufzte sie. Übervoll – schon wieder! Während sie die neuen Nachrichten scannte, knabberte sie die letzten Reste des süßen Fruchtfleisches vom Gehäuse. Mails von Dagmar, Herrn Messner, Jens, ihrer Freundin Jasmin und von Femi. Endlich Nachrichten aus dem Kongo – Futter für ihren Blog! Sie wollte gerade Femis Mail öffnen, als ihre Augen an einer anderen Stelle im Posteingang hängen blieben.
    Ihr Gehirn hatte unbewusst etwas wahrgenommen.
    Ein Wort. Ein ungewöhnliches Wort.
     
    »Aletheia«.
    Der Absender einer eMail, die sie vorher übersehen hatte.
    Die Betreffzeile war leer.
    Aletheia. Lea dachte nach. Der Name sagte ihr nichts. Ihr Computer-Mensch hatte ihr oftmals eingeschärft, solche Mails unter keinen Umständen zu öffnen. Sie tippte das Wort in eine Suchmaschine ein. Zu ihrer Überraschung spuckte der Rechner innerhalb einer Zehntelsekunde Informationen dazu aus.
    Aletheia: Griechische Göttin der Wahrheit und Tochter des Zeus …
     
    Sie öffnete die eMail.
    Von: Aletheia
    An: [email protected]
     
    Lea,
    Ihr Blog gefällt mir!
    Aber wie gut kennen Sie Ihren Sponsor Movia wirklich?
    A.

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    2. KAPITEL
    Gorilla Talk 17
    Gorillas – wahre Familientiere
    Unsere Ranger im Kahuzi-Biega-Nationalpark wurden kürzlich Zeugen berührender Szenen: Schon bei den letzten Patrouillen war den Männern aufgefallen, dass Mana, eines der ältesten Weibchen aus der Gruppe um Silberrücken Kimbangu, schwächer wurde. Vor zwei Tagen fanden sie Mana nach einer regnerischen Nacht tot in ihrem Schlafnest. Aber sie war nicht alleine. Ihr vierjähriger Sohn Kambo lag bei ihr – er hatte wohl die ganze Nacht bei seiner sterbenden Mutter verbracht. Um ihr ein Gefühl von Nähe zu geben? Um sie zu wärmen? Wir können nur raten. Als unsere Männer auftauchten, konnten sie beobachten, dass er Mana nicht von der Seite wich und ihr immer noch liebevoll das Fell pflegte (man nennt das »Grooming«). Wenn Femi mir von solchen Ereignissen berichtet, weiß ich, dass es sich lohnt, für jeden einzelnen dieser bedrohten Gorillas zu kämpfen …
    F emi Oranghi lief weiter, die Kalaschnikow vor der Brust. Zweige peitschten in sein Gesicht, Dornen rissen an seiner Khakihose. Sein Blick war geradeaus gerichtet und seine Lippen beteten lautlos immer wieder dasselbe Mantra:
    »Bitte nicht! Bitte nicht!«
    Der Dschungel war still. Totenstill.
    Femi hatte sein Ziel erreicht und fiel schwer atmend auf die Knie. Tränen liefen über seine Wangen, denn jetzt hatte er Gewissheit: Das schwarze, haarige Knäuel im Buschgewirr war ein Gorilla. Auf den letzten Metern hatte er sie erkannt. Milla. Die kleine, zierliche Milla. Sein Sorgenkind.
    Ihre Augen waren weit aufgerissen und ein riesiges Loch klaffte in ihrer Brust. Sie lag im Unterholz. Femi strich ihr über das kalte Gesicht und schluchzte. Erst als Omari ihn vorsichtig an der Schulter berührte, löste sich der Schock. Er stand auf und drehte sich um – Omari, Joseph, Adolphe und Malike standen mit betroffenen Gesichtern vor ihm.
    Joseph senkte die Augen.
    »Wir haben noch einen gefunden.«
    Femi presste die
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