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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller
Autoren: Michael Koglin
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hauen Sie mich nicht in die Pfanne und legen Sie einfach los. Verflucht, wann kommt dieser verdammte Anruf?«
    »Sie warten auf das OK?«, fragte Mangold.
    »Ich sagte schon, ich habe das erst mal so entschieden. Da brauche ich kein OK. Man hängt eine junge Frau verkehrt herum an die Decke und lässt einen Rentner langsam ausbluten wie ein abgestochenes Schwein … Was soll da ein OK? Lassen Sie das meine Sorge sein und machen Sie sich an die Arbeit.«
    Wirchs Handy klingelte. Er stand auf, um einige Meter entfernt ungestört sprechen zu können.
    Auch jetzt blickte Hensen nicht auf, sondern kritzelte weiter auf ein Stück Papier.
    »Du sagst gar nichts«, zischte Mangold. »Immerhin bist du Journalist, hast Erfahrungen. Was sagt dir das?«
    »Vielleicht wirst du jetzt wirklich berühmt«, sagte Hensen und sah lächelnd auf.
    »Na toll, eine Berühmtheit unter all diesen Spießern, die bei der Polizei ihre letzte Zufluchtsstätte gefunden haben. Ich will wissen, was du von dieser Aufhängerei hältst.«
    »Folter«, sagte Hensen.
    »Folter?«, fragte Mangold.
    »Wenn hier meine Erfahrungen gefragt sind … ja. Ich hab’ so was schon gesehen. In Gefängniskellern, Militärkommandanturen … Es sieht nach Folter aus.«
    »Du meinst, der Täter wollte etwas in Erfahrung bringen? Keine Lust am Morden? Warum benutzt er seine Opfer, um Botschaften einzuritzen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Hensen und beugte sich wieder über seine Skizze.
    Wirch verstaute sein Handy in der Jackentasche und kam zurück zum Tisch. Statt sich zu setzen, stützte er sich ab.
    »Sie hätten dagegenhalten sollen«, sagte er.
    »Dagegenhalten?«
    »Bei meiner verfluchten Wette. Ich habe den Kieler Gerichtsmediziner um eine schnelle Entzifferung der Oberschenkelwunde von diesem Wengmann gebeten. Er hat das gleich in der Wohnung erledigt.«
    »Und?«, fragte Mangold.
    »Es ist nicht derselbe Spruch. Zumindest diese Aufhängerei scheint den Täter sehr zu interessieren.«
    Wirch machte eine theatralische Pause und sagte: »Sit tibi terra levis!«
    »Möge die Erde dir leicht sein«, übersetzte Hensen den lateinischen Satz.
    »Mit J. P. unterschrieben«, ergänzte Wirch. »Ich werde mich jetzt um die Kollegen in Kiel und Berlin kümmern. Und Sie, Mangold, machen sich an die Arbeit. Lassen Sie Honig über ihre Lippen laufen, wenn Sie mit Kaja Winterstein reden, und kaufen Sie eine Klinikpackung mit Windeln für dieses durchgeknallte Genie Sienhaupt. Alle Pathologieberichte, alle Erkenntnisse, alle sonstigen Aktennotizen und bisherigen Ermittlungsergebnisse landen auf Ihrem Schreibtisch. Und reden Sie mit Ihren Berliner Kollegen. Ich werde dafür sorgen, dass die nichts zurückhalten.«
    Wirch machte zwei Schritte vom Tisch weg und drehte sich noch einmal um.
    »Und, Mangold: Wenn es auch nur die geringste Verweigerung einer Zusammenarbeit gibt, ich meine, wenn Sie nicht mit aller Kraft unterstützt werden, sofort ein Anruf bei mir. Es wird bei diesem Fall keine Spielchen geben, die uns Zeit kosten, verstanden?«

2.
    Kaja Winterstein sah auf die Uhr, die über der Eingangstür des Hörsaals hing. Der große Zeiger sprang zitternd auf eine Minute nach eins. Die Studenten vor ihr klappten ihre Notebooks zu und verstauten ihre Unterlagen in Rucksäcken und Taschen.
    Die trockene Luft in dem kleinen Hörsaal war schier unerträglich. Wegen Bauarbeiten im Psychologischen Institut hatte man ihre Vorlesung in Forensischer Psychologie kurzerhand zu den Theologen ins alte Universitätsgebäude verlegt. Nun gut, für immer mehr Menschen war Psychologie zu einem Religionsersatz geworden. An die Stelle des Papstes trat der über allem schwebende Geist von Sigmund Freud. Und munter legten sie ihre Mitmenschen und zuweilen auch sich selbst auf den Seziertisch, um ihr Verhalten und ihre verschlungenen Lebenswege zu entschlüsseln. Dabei ging es immer um die persönliche Verantwortung. Aus der Frage »Wie konnte Gott das zulassen?« war »Warum hast du dies getan und jenes nicht gelassen?« geworden.
    Und was war mit ihrem Lebensweg? Die kommenden 30 Jahre in nach Schweiß riechenden und heruntergekommenen Hörsälen eine desinteressierte Schar von Studenten zu unterrichten? Und dabei immer Ausschau nach dem einen oder anderen zu halten, der neben Talent auch die nötige Disziplin und die Neugier mitbrachte, mehr als die Minimalliste an Büchern durchzuarbeiten, jemand, der über den Tellerrand blickte …?
    Dabei musste sie schon dankbar sein, wenn außer
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