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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller
Autoren: Michael Koglin
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der er mehr als Dompteur aufgetreten war denn als Vorgesetzter? Mit zwei Assistenten, von denen einer sein Gehalt mit einem Türsteherjob aufpolierte und der andere wegen zahlreicher Dienstvergehen immer kurz vor einem Disziplinarverfahren stand? Einem Journalisten, der eigentlich keine Ahnung von Polizeiarbeit hatte, und einer Psychologin, die ebenfalls über keine längere Praxis verfügte und lediglich mit theoretischen Abhandlungen und zahlreichen Interviews mit Gewalttätern aufwarten konnte? Und mit einem Autisten, der zwar ein Genie war, sich andererseits aber nicht einmal selbst die Schuhe zubinden konnte und für den immer ein großes Paket Windeln bereitstehen musste?
    Angesichts der durch den Serienkiller Travenhorst aufgetürmten Rätsel hatte er, Mangold, sein Team aus blanker Hilflosigkeit in die verschiedensten Richtungen ermitteln lassen.
    Er hatte sie mit gezielter Überlastung und auch mal mit langweiliger Routine gequält, um ihrer Kreativität auf die Sprünge zu helfen. Wer müde war und einfach keinen Stuhl zum Sitzen fand, der wollte seine Arbeit schnell erledigen, war bereit, die übersehene Abkürzung zum Ermittlungserfolg zu finden. Nun gut, es hatte geklappt. Und er selbst? Nein, er war nicht gerade in Höchstform gewesen. Die Trennung von Vera, der Umzug …
    »Sie wollen tatsächlich wieder dasselbe Team?«, fragte Mangold.
    Wirch trommelte mit einem Plastiklöffel auf die Tischplatte.
    »Und wir richten Ihnen wieder Ihre alte Zentrale her.«
    »Wie steht es mit Ihnen, Hensen? Sind Sie dabei?«
    Während der letzten Minuten hatte Mangold aus den Augenwinkeln beobachtet, wie sein Freund Hensen einen letzten Rest Kaffee beharrlich umrührte.
    »Und?«, fragte Wirch.
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Sie sind Journalist, und ich kann Ihnen keine Dienstanweisung geben, aber geben Sie sich doch einen Ruck.«
    »Ich habe da ein Angebot …«
    »Ich weiß«, sagte Wirch. »Korrespondententätigkeit in Afghanistan. Tolles Angebot!«
    »Das ist nun mal mein Job.«
    »Job! Sie halten die Knochen hin und dürfen dann in einer Militärmaschine zurückfliegen. In einem Leichensack. Job!«
    Hensen schwieg, während Wirch ihn eindringlich fixierte.
    »Es gibt eine ansprechende Pauschale und das Angebot einer langfristigen Beschäftigung auf Honorarbasis. Und Sie haben vollkommen freie Hand. Außerdem werden Sie mich bei einem wissenschaftlichen Bericht unterstützen, und auch das ist anständig bezahlt. Überlegen Sie es sich mal.«
    Eine dickliche Frau in einer bunten Kittelschürze stellte einen Eimer auf einen der langen Tische und begann, mit einem ausgefransten Lappen die Essensreste abzuwischen.
    Über ihnen flogen kreischende Möwen. Vereinzelt stürzten sie sich ins Hafenbecken, um einen der schwimmenden Happen zu ergattern, die die Fischer nach ihrer Rückkehr von der morgendlichen Fangfahrt ins Wasser entsorgt hatten.
    Drei der Verkaufsstände mit frischem Fisch waren geöffnet.
    Plötzlich war über ihnen ein fast kindliches Schreien zu hören. Hensen blickte hoch.
    »Ein Keilschwanzadler, der ist eigentlich in Australien heimisch«, sagte er.
    Wirch zog mit offenkundigem Desinteresse einen Stapel Papiere aus seiner Aktentasche.
    »Hinter dem Hafen ist ein großer Vogelpark«, sagte er beiläufig und nahm eine Handvoll Fotografien aus einem Umschlag. Ein Foto drehte er um und legte es direkt neben Mangolds Kaffeebecher.
    »Das ist … nein, das war einmal Tanja Binkel«, sagte Wirch.
    Mangold starrte auf das Foto. Es zeigte den Leichnam einer an den Füßen aufgehängten Frau.
    »Die Gerichtsmediziner können nicht genau sagen, wie lange ihr Todeskampf gedauert hat«, sagte Wirch.
    Auch Tannen und Hensen griffen sich Fotos aus dem Stapel. Neben dem modernen Mietshaus, in dem die Tote gefunden worden war, zeigten sie den Wohnungseingang, Details aus einem aufgeräumten Flur mit sorgsam aufgehängten Mänteln und immer wieder Weitwinkelaufnahmen des Zimmers, in dem man die Tote gefunden hatte.
    Unter dem von der Decke hängenden Leichnam lag ein umgestürzter Stuhl.
    »Und könnte sie selbst … Gibt es Hinweise auf einen außergewöhnlichen Suizid?«, fragte Hensen. »Im Drogenrausch? Oder ein autoerotischer Unfall?«
    Wirch schüttelte energisch den Kopf.
    »Keine Drogen im Blut, kein Abschiedsbrief, keine Hinweise auf eine Depression und vor allem keine Gerätschaften, Seilzüge oder Ähnliches, mit denen sie sich da hochgezogen haben könnte.«
    »Wurde sie hier in der Nähe gefunden?«,
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