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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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sodass ich mein Spiegelbild in seiner Pilotenbrille sah. Mein Ausdruck war kein glücklicher.
    »Soweit ich weiß, haben Sie als Erster auf den Notruf reagiert.« Bandau nickte, seine Augen waren hinter den dunklen Gläsern nicht zu sehen.
    »Wie lief das ab?«
    Bandau deutete mit dem Kinn zu dem Streifenwagen. »Ein Ortsansässiger namens Gripper fand das Opfer. Behauptet, er wäre beim Fischen gewesen, als er das Kanu entdeckte. Er fährt mit dem Boot hin, um nachzusehen, und etwas verheddert sich in seinem Propeller. Sagte, er wäre hingepaddelt, hätte gesehen, dass sein Fang eine Leiche war, und auf seinem Handy 911 angerufen. Während er wartete, schleppte er die Leiche ans Ufer und holte dann das Kanu.«
    »Gründlicher Typ.«
    »Kann man so sagen.«
    »Ist er glaubwürdig?«, fragte ich.
    Bandau zuckte die Achseln. Wer weiß?
    »Angaben zur Person?«
    »Lebt mit seiner Frau an der Avenue Margaret. Arbeitet als Wartungstechniker im Naturpark.«
    Hemmingford liegt in der Region Montéregié, dicht an der Grenze zwischen Quebec und den USA. Die Region Montéregié ist berühmt für ihre Apfel, ihren Ahornsirup und den Parc Safari, eine Mischung aus befahrbarem Naturschutzgebiet und Vergnügungspark.
    Als ich anfing, in Quebec zu arbeiten, berichteten die Medien über eine Gruppe Rhesusaffen, die aus dem Park entkommen war. Ich stellte mir vor, wie die Horde nachts auf dem Bauch nach Süden kroch, um den Grenzkontrollen zu entgehen, wie sie alles riskierte für eine Green Card und ein besseres Leben. Zwanzig Jahre später muss ich bei dem Gedanken immer noch grinsen.
    »Weiter«, sagte ich.
    »Ich erhielt den Anruf so gegen Mittag, fuhr hier raus und sicherte den Fundort.«
    »Und nahmen der Leiche Fingerabdrücke ab.« Frostig.
    Bandau spürte meine Missbilligung, spreizte die Füße und hakte die Daumen in den Gürtel. »Ich dachte, das beschleunigt die Identifikation.«
    »Sie haben das Plastik aufgeschnitten.«
    »Ich hatte Handschuhe an.« Defensiv. »Sehen Sie, ich habe diese neue Kamera, also habe ich Nahaufnahmen gemacht und die Datei elektronisch verschickt.«
    »Sie haben den Fundort kompromittiert.«
    »Was für einen Fundort? Der Kerl dümpelte in einem Teich.«
    »Die Fliegen werden zusammenlegen, um Ihnen ein Bier zu spendieren. Vor allem die Damen. Während wir hier reden, legen die gerade voller Freude ihre Eier.«
    »Ich wollte doch nur helfen.«
    »Sie haben die Verfahrensvorschriften missachtet.«
    Bandau kniff die Lippen zusammen.
    »Was ist mit den Abdrücken passiert?«
    »Ich konnte von allen fünf Fingern Wellenmuster abnehmen. Jemand vom Revier schickte sie an das CPIC. Und von dort gingen sie weiter ans NCIC und ans New York State System.«
    CPIC ist das Canadian Police Information Center, ein computerisierter Index von Informationen zu Kriminalfällen. NCIC ist das amerikanische Äquivalent, das National Crime Information Center des FBI.
    »Warum wurden die Abdrücke nach Süden geschickt?«
    »Da wir hier dicht an der Grenze sind, kommen viele Amerikaner durch. Und das Moped hat ein New Yorker Kennzeichen.«
    Nicht schlecht, Bandau.
    Eine Autotür wurde zugeschlagen, und wir drehten uns beide um.
    Ryan kam auf uns zu. Gripper, der für den Augenblick erlöst war, lehnte mit Unbehagen im Gesicht an seinem Pick-up. Ryan nickte Bandau zu und wandte sich dann an mich. »Was denkst du?«
    »Der Kerl ist tot.«
    »Kerl?«
    »Allein ausgehend von der Größe.«
    »Wie lange?«
    »Schwer zu sagen. Bei den warmen Temperaturen dieser Woche und der Plastikverpackung würde ich sagen, ein oder zwei Tage. Es gibt leichte Verwesung, aber nicht viel.« Ich warf Bandau einen bedeutungsvollen Blick zu. »Das wird sich jetzt ändern, da man den Insekten ein Einfallstor geöffnet hat.«
    Ich berichtete Ryan, was Bandau getan hatte.
    »Was war denn das für ein Anfängerfehler?«
    Bandaus Wangen wurden himbeerrot.
    »So schaffen Sie es sicher nicht die Karriereleiter hoch, mein Sohn.«
    Ryan wandte sich wieder mir zu.
    »Vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden passt zu den Angaben des Zeugen. Gripper sagt, er kommt an seinen freien Tagen hierher, normalerweise am Dienstag und am Donnerstag. Er schwört, dass der Teich vorgestern noch kanu- und leichenfrei war.«
    »Algenbewuchs deutet darauf hin, dass die Leiche mit dem Kopf an oder knapp unter der Wasseroberfläche trieb«, sagte ich.
    Ryan nickte. »Laut Gripper hing die Leiche mit dem Kopf nach oben im Wasser, und der gestiefelte Fuß war mit einem
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