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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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warf Ryan einen Seitenblick zu. Sandfarbene Haare. Die blauesten aller Augen. Lang und schlank wie sein Daddy in Nova Scotia.
    Auch nicht schlecht.
    Um ehrlich zu sein, nach jahrzehntelanger Ehe, dann einer wackeligen Wiederannäherung nach der Trennung, gefolgt von einer Periode braver Solidität und einer unverdienten Abschiebung zum alten Eisen fand ich die Wer-zweimal-mit-demselben-pennt-Schiene gerade richtig dufte.
    Bis auf zwei winzige Details. Ryan hatte seit unserer Trennung im letzten Sommer das Bett nicht mehr mit mir geteilt. Charlie Hunt war noch kein Zugang gewährt worden.
    Auf beiden Ebenen war es ein langer, kalter Winter gewesen.
    Der Klang von Ryans Handy riss mich aus meinen Gedanken.
    Ich hörte, wie er oft oui sagte und ein paar Fragen stellte. Aus Letzteren schloss ich, dass es bei dem Anruf um John Lowery ging.
    »Bandau hat eine Anfrage Richtung Süden geschickt«, sagte Ryan nach dem Auflegen zu mir. »Wie's aussieht, ist unser Junge in Vietnam im Kampf gefallen.«
    »Hast du jetzt die Titelmelodie der Sesamstraße als Klingelton?«
    »Keeping the clouds away«, sang Ryan.
    »Hast du Bettwäsche mit Big Bird drauf?«
    »Bien sûr, Madam.« Großes Zwinkern. »Willst du sie sehen?«
    »Lowery? Vietnam?«
    »Schon mal was von einem Laden namens JPAC gehört?«
    »Sicher. Ich habe für die gearbeitet. Das Joint POW/MIA Accounting Command. Zuständig für Kriegsgefangene und im Einsatz Vermisste. Hieß bis 2003 noch CILHI.«
    »Halleluja. Buchstabensuppe.«
    »Now I've said my A B C's«, sang ich.
    »Wir sollten es mit der Metapher nicht zu weit treiben.«
    Central Identification Laboratory Hawaii. Das Zentrale Identifikationsinstitut auf dieser schönen Insel. JPAC entstand aus der Zusammenlegung des CILHI und der Joint Task Force — Full Accounting Commission. Die Laborabteilung des JPAC nennt sich jetzt CIL. Das ist das größte Forensiklabor der Welt.
    »Lowery kam nicht vom JPAC, aber da ist seine Akte gelandet. Was hattest du mit dem Laden zu tun?«
    »Jede eindeutige Identifikation beim JPAC muss durch Unmengen von Gutachtern bestätigt werden, einige davon sind Zivilisten und gehören nicht zum CIL. Ich habe in dieser Eigenschaft viele Jahre für sie gearbeitet.«
    »Richtig. Ich habe diese Hawaiiflüge mitten im Winter ganz vergessen.«
    »Für die Laborkontrolle waren zwei Reisen pro Jahr erforderlich.«
    »Und ein bisschen Surfen, meine Kokosnussprinzessin?«
    »Ich surfe nicht.«
    »Wie wär's, wenn ich mein Brett in deine Richtung steure und wir —«
    »Ich hatte kaum mal Zeit, einen Fuß an den Strand zu setzen.«
    »Aha.«
    »Wann wurde Lowery identifiziert?«, fragte ich. »Hat Bandau nicht gesagt.«
    »Falls das damals in den Sechzigern war, da war alles noch ganz anders.«
    Ryan bog von der Rue St. Catherine ab, fuhr einen halben Block und hielt vor einem grauen Steinkomplex mit prächtigen Erkerfenstern, die auf den Bürgersteig hinausschauten. Leider liegt meine Wohnung nach hinten raus und profitiert nicht von dieser architektonischen Schrulle.
    »Hast du vor, dir den Plastikmann gleich morgen in der Früh vorzunehmen?«
    »Ja. Der Zeitunterschied ist fünf Stunden, also werde ich das CIL gleich heute Abend noch anrufen und mal sehen, was ich über Lowery herausfinden kann.«
    Ich spürte Ryans Blick auf meinem Rücken, als ich zur Tür ging -
     
    Für gewöhnlich bringt mir der Frühling in Quebec viel Arbeit auf den Tisch. Flüsse und Seen tauen. Der Schnee schmilzt. Leichen tauchen auf. Die Bürger verlassen ihre Sofas und wagen sich ins Freie. Manche entdecken Leichen. Andere werden selber welche.
    Weil mein Mai-Turnus in Montreal normalerweise ziemlich lange dauert, begleitet Birdie mich als Handgepäck unterm Sitz. Vom Flug selbst abgesehen, ist Birdie eine ziemlich gute Gesellschaft.
    Die Katze wartete hinter der Wohnungstür. »Hey, Bird.« Ich kauerte mich hin, um ihn zu streicheln. Birdie schnupperte an meinen Jeans; den Hals gereckt, die Schnauze gehoben, saugte er in schnellen Zügen die Luft ein.
    »Schönen Tag gehabt?«
    Birdie trottete davon, setzte sich und legte geziert die Pfoten aneinander.
    »Eau de Verwesung nicht dein Duft?« Ich stand auf und warf meine Tasche aufs Sideboard.
    Bird erhob sich und leckte eine Pfote.
    Meine Eigentumswohnung ist nicht groß. L-förmige Kombination aus Wohnzimmer und Esszimmer mit angrenzender Küche vorne, zwei Schlafzimmer und zwei Bäder hinten. Sie liegt im Erdgeschoss, in einem Flügel eines vierstöckigen,
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