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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)
Autoren: Patricia Cornwell
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werden muss, und zwar nicht nur solche mit festlichem Dekor und Sonnenschirmen, allesamt aus einer anderen Zeit und ebenfalls bestellt im Internet.
    Ich bin sicher, dass die Mehrheit der Sachen für Strafgefangene bestimmt war. Briefmarken und Papier, ganz gleich welcher Art, sind bei Menschen, die eingesperrt sind und sich verzweifelt nach Kontakt zur Außenwelt sehnen, ein kostbares Gut. Wahrscheinlich werden wir nie erfahren, wie viele Menschen sie getötet hat, und zwar auf eine qualvolle Weise, die einem schweren Asthmaanfall zum Verwechseln ähnelt. Ebenjener Krankheit, an der nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Zwillingsschwester litt, von deren Existenz sie lange nichts geahnt hat. Die beiden Mädchen kamen am 19. April 1979 im Savannah Community Hospital nur wenige Kilometer vom GPFW entfernt zur Welt, wurden sofort nach der Geburt getrennt und erfuhren erst kurz nach dem 11. September 2001 voneinander, als Dawn sich auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern machte und dabei herausfand, dass sie eine Zwillingsschwester hatte.
    Im Dezember 2001 begegneten sie sich zum ersten Mal in Savannah, beide geschlagen mit etwas, das Benton als schwere Persönlichkeitsstörung bezeichnet. Soziopathisch, sadistisch und gewalttätig veranlagt und gleichzeitig hochbegabt, hatten sie im Leben Entscheidungen getroffen, die sich auf unheimliche Weise ähnelten. Während sich Dawn Kincaid nach ihrem College-Abschluss in einem Anwerbebüro der Air Force vorstellte, um sich zu verpflichten und Spezialistin für Sicherheitsfragen und Medizintechnik zu werden, informierte sich ihre Zwillingsschwester Tausende von Kilometern weiter östlich über naturwissenschaftliche Studiengänge bei der Navy.
    Völlig unabhängig voneinander und an gegenüberliegenden Enden des Kontinents wurden Roberta und Dawn wegen ihres Asthmas abgelehnt und schrieben sich danach für ein Master-Studium ein. Dawn belegte Materialkunde in Berkeley, während Roberta das College of Pharmacy in Athens, Georgia, besuchte. Im Jahr 2001 trat sie dann die Stelle im Drugstore Rexall, ganz in der Nähe der Jordans, an. An Wochendenden und Feiertagen engagierte sie sich in der Methadonausgabe im Wohnheim Liberty Halfway House, wo sie vermutlich Lola Daggette, eine Heroinsüchtige auf Entzug, kennenlernte.
    Lolas jüngste Aussagen in Gegenwart von Ermittlern decken sich mit dem, was sie auch Jaime berichtet hat. Sie hatte keine Ahnung, was in den frühen Morgenstunden des 6. Januar, einem Sonntag, geschehen war, als Roberta Dienst in der Krankenstation hatte, die sich zufällig auf derselben Etage wie Lolas Zimmer befand. Außerdem waren die Bewohnerzimmer nicht abschließbar.
    Deshalb war es ein Kinderspiel, einer intellektuell stark eingeschränkten Drogensüchtigen, die ihre Aggressionen nicht im Griff hatte, eine Straftat unterzuschieben. Obwohl die genauen Ereignisse nicht mehr zu rekonstruieren sind, geht man davon aus, dass Roberta irgendwann Lolas Zimmer betreten und eine Cordhose, einen Rollkragenpulli und eine Windjacke aus dem Schrank genommen hat, die sie oder Dawn dann während der Morde trugen. Anschließend kehrte Roberta in Lolas Zimmer zurück, während diese schlief, und ließ die blutige Kleidung auf dem Fußboden im Bad zurück. Um acht gab sie dann in der Krankenstation das Methadon aus.
    »Der Tod ist eine sehr persönliche und einsame Angelegenheit, auf die niemand wirklich vorbereitet ist, ganz gleich, wie sehr wir uns auch das Gegenteil einreden«, sage ich zu Benton, als ich mit meinem Kaffee wieder Platz nehme. »Deshalb ist es für Marino im Moment einfacher, sich mit Sorgen um Lucy zu zermürben.«
    »Er verhandelt noch mit dem Schicksal«, erwidere ich, als es an der Tür läutet. Es ist Colin mit einem Gepäckwagen, den wir nicht brauchen, weil Lucy unser Gepäck schon mitgenommen hat, um es in den Helikopter zu laden.
    »Es klingt aus dem Munde eines Rednecks vielleicht seltsam«, meint Colin, während er den leeren Gepäckwagen zum Lift schiebt. »Aber ich habe mich inzwischen wirklich an Ihre Gegenwart gewöhnt.«
    »Hoffentlich bringen wir bei unserem nächsten Besuch bessere Nachrichten«, antworte ich.
    »Das tut ihr Yankees nie. Ihr habt aus unseren Kirchenglocken Kanonenkugeln gegossen, unsere Plantagen angezündet und unsere Züge in die Luft gesprengt. Wir machen einen kleinen Umweg und fahren zum Savannah Community Hospital anstatt zum Flughafen. Dort und in Hunter herrscht höchste Sicherheitsstufe. Offenbar werden sogar
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