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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)
Autoren: Patricia Cornwell
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sollte. »Gartenarbeit ist nicht mein Ding. Das hier ist Robbis Reich«, fügt er hinzu, als interessiere ihn der Garten nicht sonderlich. Es hat sich ohnehin alles hier verändert.
    Die Ölweiden, das Gesträuch von damals, die Statuen, der Steingarten und die zerbröckelnden Mauern haben einer Kalksteinterrasse Platz gemacht, die sich meiner Schätzung nach direkt über dem ehemaligen Kartoffelkeller befindet. Dahinter steht ein kleines, hellgelb gestrichenes Nebengebäude mit einem schindelgedeckten Walmdach. Die Lüftungsanlage ist offenbar für den professionellen Einsatz gedacht, und unter der Regenrinne sind kleine Kameras installiert. Bis jetzt habe ich drei Stück ausmachen können. Eine Buchsbaumhecke tarnt eine Klimaanlage und einen kleinen Notstromgenerator. Die Fenster sind mit sturmsicheren Läden versehen, als wappne sich Gabe Mullerys Frau gegen Hurrikans und Stromausfälle und befürchte, dass Unbefugte ihr Grundstück betreten und sie ausspionieren könnten. Das Gebäude ist auf drei Seiten von Sichtschutzblenden umgeben, weiß gestrichenen Rankgerüsten, auf denen scharlachrote Winden und Feuerdorn wachsen.
    »Was arbeitet Robbi denn in ihrem Büro?«, frage ich ihren Mann.
    »Sie schreibt ihre Dissertation in Pharmazie. Ein Online- Studium.«
    »Schatz? Bist du da?« Eine Frauenstimme. Im nächsten Moment biegt sie um die Ecke und geht ruhig, aber zielstrebig nicht auf ihren Mann, sondern auf mich zu.
    Sie trägt eine eierschalfarbene Hose und eine fuchsiarote Bluse und hat das Haar zurückgebunden. Es ist nicht Dawn Kincaid, aber sie könnte es sein, wenn Dawn nicht hirntot in Boston liegen würde. Ich erkenne den Baguettering und die große schwarze Armbanduhr. Und sie hat die Augen und den Mund von Jack Fielding.
    »Du hast mir gar nicht gesagt, dass wir Besuch bekommen.« Sie fixiert mich mit Jack Fieldings Augen. »Du hast den Rasenschnitt nicht richtig zusammengerecht«, beklagt sie sich. »Du weißt doch, dass ich das nicht leiden kann. Bitte reche den Rest auch noch weg. Es ist mir egal, ob es angeblich ein guter Dünger ist.«
    »Ich war noch nicht fertig. Habe dich nicht so früh zurückerwartet. Ich finde, wir sollten einen Gärtner anstellen.«
    »Warum holst du uns nicht Wasser und ein paar von den Keksen, die ich gebacken habe? Ich führe unsere Besucher herum.«
    »Colin? Könnten Sie Benton etwas von mir ausrichten, während ich mir den Garten anschaue?«, sage ich zu ihm, wende aber den Blick nicht von ihr ab. Offenbar spürt Colin, dass etwas nicht stimmt.
    Ich gebe ihm Bentons Mobilfunknummer.
    »Vielleicht erklären Sie ihm, dass er und seine Kollegen sich wirklich ansehen sollten, was Robbi mit ihrem Garten gemacht hat. Sie hat den alten Kartoffelkeller in ein bemerkenswert praktisches Büro verwandelt, wie es mir noch nie untergekommen ist. Robbi ist die Abkürzung für Roberta«, füge ich, an Colin gewandt, hinzu, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    »Ja, im Garten hinter dem Haus«, spricht Colin leise ins Telefon, nennt jedoch nicht die Adresse. Ich vermute, dass Benton bereits unterwegs ist.
    »Das würde ich bei mir zu Hause auch gern machen. Mir ein Büro bauen, das so sicher ist wie Fort Knox, auf einem Stück Land, wo früher vielleicht gestohlenes Gold versteckt war«, sage ich Roberta Price ins Gesicht. »Mit Notstromaggregat, einer guten Lüftungsanlage, Abgeschiedenheit und Überwachungskameras, die ich von meinem Schreibtisch aus kontrollieren kann. Oder noch besser, per Fernbedienung, damit ich immer weiß, wer kommt oder geht«, meine ich zu Roberta, als sich die Küchentür schließt. Ich frage mich, ob Colin bewaffnet ist.
    »Price oder Mullery?«, fahre ich fort. »Wahrscheinlich haben Sie den Namen Ihres Mannes angenommen. Dr. und Mrs. Mullery wohnen in einem reizenden denkmalgeschützten Haus, mit dem Sie vermutlich viele Erinnerungen verbinden«, verkünde ich mit versteinerter Miene. Aus der Ferne weht ein lautes Motorengeräusch heran.
    Sie macht einen Schritt auf mich zu und hält inne. Ich merke ihr an, dass sie vor Wut kocht, weil ich sie in die Enge getrieben habe. Wieder frage ich mich, ob Colin bewaffnet ist und ob sie eine Pistole trägt. Doch während ich darüber nachgrüble, bereitet es mir die größte Sorge, dass ihr Ehemann mit seiner Browning aus dem Haus gestürmt kommen könnte. Wenn Colin eine Waffe auf Roberta richtet oder sie zu Boden reißt, könnte es sehr gut passieren, dass er erschossen wird. Und ich will auch nicht, dass Colin
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