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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)
Autoren: Patricia Cornwell
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Gabe Mullery erschießt.
    »Wenn Ihr Mann zurück ist«, wende ich mich an sie, während Colin sich nähert, »müssen Sie ihm erklären, dass die Polizei gleich hier sein wird. Das FBI ist bereits unterwegs. Sie möchten doch nicht, dass ihm etwas zustößt, und das wird geschehen, falls Sie etwas Überstürztes tun. Laufen Sie nicht davon. Bleiben Sie ruhig, sonst wird er sich einmischen. Er wird es nicht verstehen.«
    »Sie kriegen mich nicht.« Ihre Augen sind glasig, als sie die Hand in ihre Handtasche steckt. Ihr Atem geht schwer wie unter äußerster Anspannung oder als bereite sie sich auf einen Angriff vor. Das Motorengeräusch wird lauter. Es ist ein Motorrad. Im nächsten Moment kommt ihr Mann mit Wasserflaschen und einem Teller aus dem Haus.
    »Nehmen Sie die Hand aus der Tasche. Langsam«, weise ich sie an, während das Dröhnen des Motors vor dem Haus verstummt. »Zwingen Sie uns nicht, etwas zu tun, das wir alle bereuen werden.«
    »Anscheinend haben wir noch mehr Besuch.« Mit großen Schritten durchquert ihr Mann den Garten mit dem nicht zusammengerechten Rasenschnitt. Als Roberta Price die Hand aus der Tasche zieht, fällt ein Schuss.
    Roberta tritt einen Schritt vor und stürzt zu Boden. Blut strömt aus ihrem Kopf. Neben ihr im Gras liegt ein Asthma- Inhalator.
    Die Pistole mit beiden Händen umfassend, rennt Lucy durch den Garten und schreit Gabe Mullery an, er solle sich nicht bewegen.
    »Ganz langsam hinsetzen.« Lucy zielt weiter auf Gabe, der, starr vor Schreck, in seinem Garten steht.
    »Ich muss ihr helfen«, ruft er. »Um Himmels willen, lassen Sie mich ihr helfen!«
    »Hinsetzen!«, brüllt Lucy. Ich höre, dass Autotüren zugeschlagen werden. »Die Hände dorthin, wo ich sie sehen kann.«

Zwei Tage später
    Die Glocke im Turm der City Hall mit ihrer goldenen Kuppel schlägt langsam und sonor an diesem dunstigen Unabhängigkeitstag. Eigentlich wollten wir an diesem Montag früh aufbrechen und nach Hause fliegen. Doch inzwischen ist es bereits zwölf Uhr mittags.
    An diesem Vormittag ist es im Wohnzimmer unserer Hotelsuite mit der malerischen Aussicht auf Fluss und Hafen zugegangen wie im Taubenschlag. Seit Sonnenaufgang bereiten Benton und ich unsere Rückkehr in den Norden vor und verarbeiten gleichzeitig die permanent eintreffenden Informationen. Bis jetzt wurden die Fakten gut unter Verschluss gehalten, sodass nichts an die Medien durchsickert, während das FBI und das Ministerium für Heimatschutz ihre gründliche Untersuchung fortsetzen, um sicherzugehen, dass nichts, was durch Roberta Prices Hände gegangen ist, seinen Weg in einen Militärstützpunkt, auf einen Zerstörer, in ein vollbesetztes Transportflugzeug, in ein mit Atomwaffen bestücktes U-Boot oder in den Besitz von Soldaten in einem Kriegsgebiet oder anderswo geraten konnte. DNA-Analysen und Fingerabdruckvergleiche haben bestätigt, dass Roberta Price und Dawn Kincaid die zwei Seiten einer Medaille des Bösen sind, eineiige Zwillinge, die getrennt voneinander aufwuchsen, sich später im Leben trafen, einander in ihrem zerstörerischen Tun bestätigten und vielen Menschen den Tod brachten.
    Bentons Telefon läutet schon wieder. »Ich kann Ihnen eine Strategie vorschlagen«, teilt Benton dem Anrufer mit. »Gehen Sie davon aus, dass die Täterin sich völlig im Recht fühlt. Sie tut der Welt einen Gefallen, indem sie schlechte Menschen bestraft.«
    Mir wird klar, dass er von Tara Grimm spricht, die zwar verhaftet, aber noch keines Verbrechens angeklagt worden ist. Das FBI will eine Abmachung mit ihr treffen und verhandelt mit ihr, damit sie andere Mitarbeiter des GPFW belastet. So zum Beispiel Officer Macon, der ihr dabei geholfen haben könnte, diejenigen Insassinnen zu töten, die es ihrer Ansicht nach verdient hatten. Und dabei hat sie sich zur Komplizin einer teuflisch schlauen Giftmörderin gemacht, für die das Ganze nicht mehr als eine Fingerübung war.
    »Sie müssen an das appellieren, was sie für wahr hält«, spricht Benton ins Telefon. »Dann ist sie davon überzeugt, dass sie nichts falsch gemacht hat. Barrie Lou Rivers eine letzte Zigarette zu geben, deren Filter präpariert … Ja, ich würde es so direkt ausdrücken, ihr aber auch zu verstehen geben, dass Ihnen klar ist, warum sie glaubt, richtig gehandelt zu haben … Ja, das ist eine gute Idee. Sie sollte sowieso hingerichtet werden, wäre ohnehin gestorben, ein gnädiger Tod, verglichen mit dem ihrer Opfer, die sie mit Arsen vergiftet hat. Ja, richtig.
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