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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)
Autoren: Patricia Cornwell
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ist, das Versteck des Goldes preiszugeben. Vielleicht haben die Täterinnen im Garten neben dem alten Kartoffelkeller das erste Mal zugestochen, um Druck auf sie auszuüben. Sie könnte auch vor dem Angriff ins Haus geflohen sein, wo sie schließlich getötet und dann nach oben geschafft wurde, um sie in einer anstößigen Pose neben ihrem ermordeten Mann zu drapieren.
    »Also haben wir uns umgeschaut. Das Haus war toll, und ich muss zugeben, dass ich beeindruckt war«, erzählt Gabe Mullery. »Und der Preis war erstaunlich niedrig. Doch als wir hörten, was 2002 hier passiert ist, hat mich das nicht weiter gewundert. Die Vorgeschichte hat mich verständlicherweise nicht gerade begeistert. Aber ich bin Realist und glaube nicht an Karma und irgendwelche Gespenster. Ich habe es nur satt, auf Schritt und Tritt über Touristen zu stolpern, die weder Verstand noch Manieren haben. Mir graut schon vor dem Zirkus, wenn die Hinrichtung stattfindet.«
    Es wird keine Hinrichtung geben. Dafür werde ich sorgen.
    »Ein echter Jammer, dass der ursprüngliche Termin abgesagt und vom Richter verschoben worden ist. Wir wollen es endlich hinter uns haben, damit Gras über die Sache wächst und das Theater aufhört. Dann wird wohl auch Schluss mit den Schaulustigen sein.«
    Ich werde mein Möglichstes tun, damit Lola Daggette den Hinrichtungsraum niemals von innen sieht. Vielleicht kommt ja wirklich der Tag, an dem sie nichts mehr zu fürchten hat. Nicht Tara Grimm, nicht das Wachpersonal im GPFW und auch nicht den Racheengel , der will, dass sie den ultimativen Preis bezahlt, und der vielleicht mit Vornamen Roberta heißt. Denn wer kennt sich besser mit Medikamenten und den fatalen Auswirkungen von Mikroben aus als eine Apothekerin, eine hinterhältige Alchemistin?
    »Was wollen Sie sich denn anschauen?«, wendet sich Gabe Mullery an mich. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen weiterhelfen kann. Vor uns hatte das Haus noch einen anderen Besitzer. Ich habe keine Ahnung, wie es hier im Einzelnen aussah, als die Familie ermordet wurde.«
    Die Küche ist völlig umgestaltet und mit neuen Schränken, modernen Edelstahlgeräten und einem Boden aus schwarzen Granitfliesen ausgestattet. Die Hintertür besteht aus massivem Holz und hat keine Glasscheibe, genau wie Jaime gesagt hat. Ich frage mich, woher sie das wusste, kann es mir jedoch denken. Sie hätte nicht gezögert, hierherzukommen und sich als Touristin auszugeben. Vielleicht hat sie den Mullerys ja auch klipp und klar mitgeteilt, wer sie war und was sie hier wollte. Auf der Arbeitsplatte, und zwar dort, wo kein Platz ist, sich zu setzen, steht ein Laptop. Auf einem Tisch erkenne ich eine drahtlose Tastatur und außerdem Kontakte an allen Fenstern. Offenbar eine hochmoderne Alarmanlage, zu der sicherlich auch Kameras gehören.
    »Eine kluge Entscheidung, dass Sie sich eine gute Alarmanlage angeschafft haben«, meine ich zu Gabe Mullery. »Damit schreckt man neugierige Menschen ab.«
    »Meine Alarmanlage nennt sich Browning, neun Millimeter.« Er grinst. »Meine Frau ist diejenige, die auf diesen Technikkram steht. Glasbruchsensoren, Bewegungsmelder, Videokameras. Sie ist der Computerfreak in der Familie und befürchtet ständig, die Leute könnten glauben, dass wir Drogen hier haben.«
    »Das sind zwei Mythen, die einfach nicht totzukriegen sind«, erwidert Colin. »Ärzte bewahren Drogen zu Hause auf, und außerdem verdienen sie sich dumm und dämlich.«
    »Nun, ich bin ständig unterwegs, und sie verkauft von Berufs wegen Medikamente.« Er öffnet die Küchentür, und wir gehen die Steinstufen zu einem schmalen, von Rasen gesäumten Plattenweg hinunter. Vom Wintergarten, der als Fitnessraum eingerichtet ist, weht Musik herüber. Wahrscheinlich hat Gabe Mullery dort trainiert, als wir ankamen. Und davor hat er vermutlich den Rasen gemäht.
    Ich erkenne den Boden aus roten Terracottafliesen, auf dem eine Bank und Gestelle mit Hanteln stehen. An der Rückseite des Hauses lehnen zwei Fahrräder mit kleinen Reifen und Alurahmen mit Scharnier. Eines ist rot und hat Sitz und Lenkstange hoch eingestellt, das andere ist silbern und wird vermutlich von einer kleineren Person benutzt. Daneben bemerke ich einen Rasenmäher, einen Rechen und Säcke mit Rasenschnitt.
    »Am besten lasse ich sie jetzt allein, damit Sie sich in Ruhe umschauen können«, sagt Mullery. Sein Verhalten verrät mir, dass er unseretwegen nicht die geringsten Bedenken hat und auch nicht ahnt, dass er vielleicht welche haben
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