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Blumen Für Sein Grab

Blumen Für Sein Grab

Titel: Blumen Für Sein Grab
Autoren: Granger Ann
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Gewalt und Tod. Selway fixierte den kleinen Hotelbesitzer mit wütenden Blicken.
    »Also wirklich, Sir! Sie müssen doch wissen, wo Ihre Frau hingefahren ist! Was ist mit ihren Freunden oder Verwandten?«
    »Ich kenne die Freunde meiner Frau nicht«, antwortete Troughton mit der gleichen Ernsthaftigkeit.
    »Sie hat mir nie einen von ihnen vorgestellt. Und sie besitzt keine Verwandtschaft.« Er breitete entschuldigend die Hände aus.
    »Es tut mir wirklich sehr Leid, Sir. Kann ich vielleicht sonst noch etwas für Sie tun, Gentlemen?«
    »Sonst noch etwas!«, explodierte Hawkins.
    »Um Himmels willen, Mann, wir fragen nicht nach einer Mahlzeit, die nicht auf Ihrer Speisekarte steht! Wir suchen nach Ihrer Frau, weil wir sie im Zusammenhang mit einem schweren Verbrechen vernehmen müssen!«
    »Ich weiß, Sir. Aber ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen«, erwiderte Troughton vernünftig.
    »Ich würde es ja wirklich gerne, aber wie gesagt …« Die drei Beamten zogen sich in den hinteren Teil der Empfangshalle zurück, um sich zu beraten.
    »Es lässt ihn ziemlich kalt, wie?«, murmelte Hawkins.
    »Ich hätte gedacht, dass er ein wenig aufgebrachter reagiert, wenn sie ihn wirklich verlassen hat. Er erweckt den Eindruck, dass er entweder übergeschnappt ist oder irgendwelche Mittel eingenommen hat. Er scheint im siebten Himmel zu schweben. Überhaupt nicht bei der Sache, wenn Sie mich fragen.«
    »Ich schätze, sie ist nicht das erste Mal verschwunden«, erwiderte Markby leise.
    »Sie ist eine seltsame Frau, die kommt und geht, wie sie gerade Lust hat. Wenn sie hier ist, wird das Leben für alle anstrengend, und deswegen sind alle erleichtert, wenn sie wieder geht. Fragen Sie Mrs. Tyrrell. Ich nehme an, Mr. Troughton geht davon aus, dass sie sich wieder einmal französisch verabschiedet hat und irgendwann zurückkommen wird.«
    »O nein!«, rief Troughton, dessen Gehör offensichtlich ausgezeichnet war. Alle drei wandten sich zu ihm um und starrten ihn an, bis er errötete und nervös die kleinen, dicken Hände hin und her bewegte.
    »Sie ist diesmal wirklich für immer gegangen. Sie können sich selbst überzeugen. Kommen Sie mit nach oben, und ich zeige es Ihnen.« Ergeben trotteten sie hinter Troughton die breite viktorianische Treppe mit der feinen schmiedeeisernen Balustrade hinauf. Troughton führte sie durch einen Gang und eine Feuertür mit einem Schild
    »Privat«. Dahinter befand sich eine weitere Tür, eine alte diesmal, doch mit einem nachträglich angebrachten Sicherheitsschloss. An dieser Tür prangte die Aufschrift
    »Privatwohnung«. Troughton kramte in seinen Taschen nach den Schlüsseln und sperrte auf. Eifrig bat er sie in seine Wohnung.
    »Ich fürchte, es ist alles ein wenig staubig. Normalerweise kommt Mavis einmal die Woche nach oben und macht sauber, aber jetzt … Miriam macht keine Hausarbeiten. Sie hat auch nie gekocht.« Er zögerte nachdenklich.
    »Wenn ich’s mir genau überlege, hat sie überhaupt nichts gemacht«, führte er seinen Satz zu Ende. Sie sahen sich um, und auf ihren Gesichtern zeigten sich gemischte Gefühle. Selway schien verwirrt, Hawkins wütend und Markby zweifelnd. Die Wohnung war sehr komfortabel möbliert, ein wenig überladen vielleicht, mit schweren cremefarbenen Samtvorhängen an den Fenstern, die von goldenen Seidenschnüren gehalten wurden, und einer dreiteiligen Sitzgarnitur aus purpurrotem Damast mit goldenen Quasten. Über den ganzen Raum verteilt standen sehr schöne Antiquitäten. Direkt Markby gegenüber hing eines jener typischen Gemälde des achtzehnten Jahrhunderts, die eine Szene aus dem Leben jener Zeit zeigten und in Markbys Augen den Gipfel der Scheinheiligkeit darstellten: nach außen hin eine dringliche Warnung vor dem Bösen in der Welt, doch in Wirklichkeit eine Darstellung von lüsterner Verderbtheit. Das Bild an der Wand trug den Titel
    »L’Entremetteuse«. Es zeigte eine dralle Frau mit rotem Gesicht in kunstvoll zurechtgemachter Schlafhaube und Reifrock, die ein zerbrechlich aussehendes junges Mädchen einem Lebemann zur Begutachtung hinschob, der sich gerade eine Prise Schnupftabak einverleibte, während er die angebotene Ware betrachtete. Markby runzelte die Stirn. Troughton hatte ihn beobachtet und sagte nun:
    »Das Bild hat Miriam aufgehängt. Ich fand es immer recht geschmacklos, und es hat nicht zu den schönen alten Möbeln gepasst. Die sind richtige Handwerkskunst, sehen Sie doch! Als wir das Hotel übernommen haben, befand sich noch
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