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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition)
Autoren: Mila Herbst
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verließ.
    » Das weißt du doch, aber bitte beeil dich. Gleich kommen die Gäste.«
    Der Fotograf fing an, von verschi edenen Winkeln aus den Saal zu knipsen. Währenddessen warf ich einen letzten Blick auf die Tische und kontrollierte noch einmal die Tafel mit der Tischordnung. Ich hatte vorher einen Fehler entdeckt und eine der Bedienungen gebeten, mir eine neue Kopie anzufertigen und das alte Blatt mit der Tischordnung zu ersetzen. Wie ich feststellen konnte, hatte sie es auch getan. Kurz darauf positionierte sich Markus in einer Ecke. Von dort aus wollte er die Gäste fotografieren, sobald sie den Saal betraten und Platz nahmen.
    »Juhu ! ... Therese, wir wären jetzt daaa!«, trällerte unerwartet und laut eine weibliche Stimme hinter einem der großen Fenster des Festsaales. Mina, die Sängerin von der Band Thokit, winkte mir zu, im Schlepptau, die restlichen Musiker: einen Bassisten, einen Keyboarder und einen Saxofonisten.
    Mit Han dzeichen gab ich ihr zu verstehen, dass sie draußen bleiben und auf mich warten sollten. Die Band würde in einem anderen Saal spielen, also brauchten sie hier gar nicht erst reinzukommen. Es würde kein gutes Licht auf meine Arbeit werfen, wenn die Musiker zur gleichen Zeit wie die Gäste eintrudelten. Sie kamen sowieso wieder zu spät. Sie hätten schon vor einer Stunde da sein und aufbauen müssen. Diesmal hatten sie Glück. Die Feier nach dem Dinner fand in der Orangerie statt, die so weit entfernt war, dass die Gäste den Aufbau und die Soundchecks nicht mitbekämen. Aber das war das letzte Mal. Ehrenwort . Das nächste Mal würde ich sie nicht mehr meinen Kunden vorschlagen. Na ja, das sagte ich immer wieder und ließ mich dann doch auf diese Band ein. Schuld daran waren Minas bombastische Stimme und die unglaubliche Art, wie sie jede Gesellschaft, sei es auch eine Schnarchgesellschaft, in Stimmung brachte.
    Als ich bei ihr war, sah ich sie eindringlich an. »Sag mal, hast du keine Uhr? Ihr solltet schon längst da sein.«
    Mina verzog den M und und drehte nervös ihre lange platinblonde Mähne zu einem Knoten zusammen. »Der Verkehr, du weißt schon.«
    » Keine Ausreden mehr. Ihr müsst zur Orangerie, das ist der Saal ganz hinten.« Ich wies ihr die Richtung. »Ich kann euch jetzt nicht begleiten, die Gäste treffen gleich ein, ich komme aber nach.«
    » Hast du auch dafür gesorgt, dass ich meinen Lieblingsdrink kriege?« Mina hielt kurz die Luft an und schaute mich erwartungsvoll an, als ob ihr Leben von meiner Antwort abhinge. Ich glaube, in gewisser Weise tat es das auch, denn ohne ihre Martinis bekam sie beim Singen keinen einzigen geschliffenen Ton raus.
    » Na klar, du kennst mich doch. Ich denke immer an alles.«
    Mina ließ die angehaltene Luft raus und kicherte: »Therese, du bist ein Schatz».
    Nicht schlecht. Das ist in kürzester Zeit das zweite Mal, dass ich für jemanden ein Schatz bin.
    » Das wird ein Spaß heute, du wirst sehen«, und an ihre Jungs gerichtet: »Kommt, bringen wir uns in Stimmung.«
    Ich ließ sie gehen, nicht ohne ein mulmiges Gefühl im Bauch zu spüren. Manchmal war Mina unberechenbar. Sie war die beste Entertainerin überhaupt, aber ab und zu neigte sie dazu etwas zu übertreiben, und wenn ich sie von ihrer Euphorie dann nicht runterholte, konnte es böse enden. Wie bei der einen Hochzeit, bei der sie anfing, irgendein Lied von Guns N'Roses zu singen, und das Brautpaar, beide über sechzig, nicht verstand, was da vor sich ging. Damals improvisierte ich, in dem ich kurzerhand die Stecker rauszog, sodass sie gezwungenermaßen aufhören musste zu singen. Während die Musiker nachschauten, was passiert war, befahl ich Mina einen Gang runter zu schalten. War doch nur Spaß, meinte sie. Sie wolle nur die reife Hochzeitsgesellschaft vorm Einschlafen bewahren.
    U nd genau in diesem Ton verkündete sie wieder, dass es heute ein Spaß werden würde.
     
    Langsam füllte sich der Festsaal. Ich stand am Eingang, neben der Tafel mit der aufgestellten Tischordnung, und erklärte den Orientierungslosen, wo sich ihre Tische befanden. Achtzig Gäste waren eingeladen, und nur ein einziger hatte in letzter Minute abgesagt, sodass die Eingeladenen auf zehn runde Tische zu verteilen waren.
    Nachdem die Gästeschlange erheblich geschrumpft war, erschien die Braut in Begleitung einer ihrer Freundinnen im Gang. Sie waren in ein Gespräch vertieft, besser gesagt, die Freundin redete und Natalie hörte zu. Sie schaute nur etwas betrübt daher. Plötzlich trat
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