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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition)
Autoren: Mila Herbst
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dass ich sie nie wieder anrufen würde. Das brauchte ich auch gar nicht. Am nächsten Tag rief sie an und entschuldigte sich bei mir. Ich hielt ihr eine Standpauke und sagte ihr, dass ich mir ihr Verhalten nicht leisten könne. Sie versicherte mir, dass das nie wieder passieren würde, sie habe nur solchen Liebeskummer gehabt und nicht gewusst, wohin mit ihrem Leid, also hätte sie versucht es zu ertränken.
    Eine Zeit lang hielt ich mein Versprechen und engagierte die Band nicht mehr, aber im Vergleich zu den Sängerinnen anderer Bands, war Mina der leuchtende Stern am Firmament. Als Hochzeitssängerin war sie einfach perfekt. Also machte ich hinter ihrem Rücken einen Deal mit den Jungs: Ich würde sie weiter empfehlen, im Gegenzug würden sie dafür sorgen, dass es keine unangenehmen Überraschungen gab.
    Und bis heute hatte es sehr gu t geklappt.
     
    Das Nebenzimmer diente als eine Art Ruheraum, zumindest war das dem Messingschild an der Tür mit der Aufschrift » Relax Room « zu entnehmen. Ein helles Sofa mit vielen Kissen und zwei dazu passende Sessel standen vor einem kleinen Kamin, an der Seite ein Regal vollgestopft mit Büchern. Antike Bilder hingen an der Wand, alle mit dem gleichen Motiv: Seelandschaften. Ich vermutete, das Element Wasser sollte eine entspannende Wirkung auf die Seele der Gäste ausüben. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich geschworen, dass es bei Mina wirkte, denn sie lag auf dem Sofa und schnarchte. Ich warf einen Blick auf die Flasche Martini, die auf einem gläsernen Beistelltisch stand. Zu drei Vierteln leer.
    Wie in aller Welt kann sie so schnell so viel Alkohol zu sich nehmen!
    Wenn ich die Bedienung erwischte, die ih r die Flasche besorgt hatte ... Es war mir auch ein Rätsel, wie sie so schnell einschlafen konnte, ohne gleich in ein Koma zu fallen. Alle Aufregung half jetzt aber nichts. Ich musste Mina dazu bringen, sich so schnell wie möglich zu erholen. Sie würde erst in einigen Stunden auftreten, aber bis dahin musste sie wieder absolut fit sein.
    An der Rezeption verlangte ich nach der Hotelmanagerin. Mein Anliegen würde sich etwas seltsam anhören, aber einer ihrer Angestellten hatte gegen meine Anweisungen gehandelt und Mina Stunden vor ihrem Auftritt die Flasche Alkohol überreicht. Daher hoffte ich, dass sie mir entgegen kam und mir ‒ sozusagen als Wiedergutmachung ‒ für kurze Zeit ein Zimmer zu Verfügung stellte. Begeistert von meiner Bitte war die Dame mit der seltsamen hoch toupierten Frisur nicht, doch sie händigte mir einen Schlüssel aus.
     
    Der Saxofonist war der Stärkste von den Dreien. Ich kommandierte ihn ab, mir beim Transport der Halbleiche zu helfen. Zuerst klatschte ich mit der flachen Hand ein paar Mal in Minas Gesicht, um sie eventuell wach zu kriegen, aber außer ein paar »Mhhhs ...« und »Issschhhh ... will sschhhhlaaaafen ...«, bekamen wir nichts zu hören. Also packten wir sie unter den Armen und zerrten sie so gut es ging in den Gang. Als wir den Aufzug erreichten, schleppten wir sie rein, und ich drückte auf die Zwei. Kurz darauf öffnete sich die Tür und Natalie stand direkt vor uns.
    » Was ist denn hier los?«, fragte sie mit einer Mischung aus Neugier und Besorgnis. Sie war alleine, vom Fleck und von ihrer Freundin Louise keine Spur mehr, sie sah aber etwas mitgenommen aus.
    »Nichts Schlimmes«, antwortete ich ruhig, obwohl ich anfing, die Röte in meinem Gesicht zu spüren. »Wenig gegessen ... niedrigen Blutdruck ... schwindelig ...«. In meinem Kopf hallten nur noch Fetzen der Sätze meiner soeben erfundenen Lüge.
    » Die Arme, hoffentlich geht es ihr bald wieder gut«, und als ob sie erst jetzt erkannte, wer da überhaupt zwischen uns stand, schoss es plötzlich aus ihr heraus: »Sie wird aber heute singen, oder?«
    » Aber natürlich«, beruhigte ich sie. »Sie muss sich nur etwas ausruhen, ein paar Häppchen zu sich nehmen und dann geht es wieder. Mach dir keine Sorgen. Das Hotel war so freundlich, uns für kurze Zeit ein Zimmer zur Verfügung zu stellen. Ich begleite sie dorthin. In ein paar Minuten bin ich wieder unten.«
    Die Bra ut seufzte erleichtert. In der einen Hand hielt sie ihren Strauß und ein kleines Kuvert, mit der anderen ihre Schleppe. Auf einmal lehnte sie sich an den Rand der Lifttür und schnappte nach Luft.
    Ich ließ Mina für einen Moment los, sodass der Saxofonist ihren Körper alleine stützen musste, und ohne einen Fuß aus dem Aufzug zu setzen, wandte ich mich an Natalie: »Ist alles
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