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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition)
Autoren: Mila Herbst
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in Ordnung?«
    »Ja, es geht schon wieder. Ich bin wahrscheinlich unterzuckert. Ich habe ja kaum gegessen.« Sie ging zur Seite, damit wir drei den Aufzug verlassen konnten, dann stieg sie ein. »Ich muss mich jetzt beeilen. David und die Gäste warten sicher schon.« Sie drückte auf die Stockwerktastatur und verschwand mit ernster Miene hinter der Metalltür.
     
    Das Zimmer war nicht besonders groß. Wir legten Mina auf das breite Bett, welches fast die Hälfte des Raumes einnahm. Um sie ganz wach zu kriegen, mussten wir sie unter die Dusche stecken. Nur so hatten wir eine Chance, sie wach und wieder munter zu kriegen. Sie konnte aber unmöglich mit ihrem schwarzen seidenen Kleid duschen. Das Gleiche dachte sich wohl der Saxofonist, nur zögerte er nicht so wie ich, sondern legte gleich los und fing an, ihr Kleid hochzuschieben.
    » Ehm ... wie war noch mal dein Name? Entschuldige, ich vergesse ihn immer wieder.« Ich griff nach seinem Arm. Bevor er Mina weiter entkleidete, musste ich sichergehen, dass es in Ordnung war.
    Er schien meine Reaktion zu verstehen, denn er blickte mich an und sagte: »Ich heiße Wentold und ich kenne Minas Körper in und auswendig.«
    Wentold. Kein Wunder, dass ich mir seinen Namen nie merken kann .
    Da ich jetzt wusste, dass die beiden entweder ein Paar waren, mal gewesen waren oder etwas miteinander hatten, auf jeden Fall, dass Wentold Mina schon mindestens ein Mal nackt gesehen hatte, ließ ich seinen Arm los und half ihm, sie weiter auszuziehen. Als wir sie so weit hatten, hoben wir sie vorsichtig hoch. Plötzlich öffnete Mina ihre Augen. Sie sah mich kurz an, dann neigte sie ihren Kopf zu Wentold, murmelte etwas Unverständliches, und ehe wir uns versahen, beugte sie sich nach vorn und übergab sich auf den cremefarbenen Plüschteppich, der vor dem Bett lag.
    » Oh, Shit !«, entfuhr es laut dem Musiker. Nicht nur der Teppich hatte es eben abgekriegt, auch seine Schuhe trugen einige Spritzer davon.
    Automatisch ließen wir beide Mina los. Sie war wach genug, um nicht auf dem Boden zu fallen. Sie stand jetzt vor uns da, splitterfasernackt und sagte nur: »Tschueldig ... tschuldiggung ... muschte raus.«
    » Was hast du dir dabei gedacht!«, fauchte ich sie an. Ich war schon lange nicht mehr so wütend. »Wie konntest du nur! Du blamierst dich, lässt deine Kollegen im Stich und sabotierst meine Arbeit! Und schau dir diese Sauerei an! Das war’s jetzt. Nie wieder. Ich werde dich nie wieder engagieren!« Ich drehte ihr den Rücken zu und lief ins Bad, nahm die Rolle Klopapier, machte ein Handtuch nass und ging wieder ins Zimmer. »Bitte sehr, das ist deine Arbeit!«
    Mina starrte mich mit großen Augen an, außerstande ein Wort zu sagen und streckte die Hand aus, doch Wentold war schneller und griff selber nach der Klorolle und dem Handtuch. »Ich mach das schon. Mina, nimm jetzt deine Sachen, geh in die Dusche und mach dich fertig. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Mina nickte und befolgte ohne Widerrede seine Anweisungen. Als sie im Bad verschwand, sagte ich zu Wentold: »Was hier abgeht, ist wirklich unprofessionell. Es tut mir sehr leid, aber ich kann mir so eine Geschichte nicht noch mal leisten. Das verstehst du doch, oder?«
    Wentold verzog den Mund: »Klar, ich meine, das ist alles Shit . Aber wir brauchen die Aufträge. Wir sind Musiker und die Musik ist alles, was wir haben. Mina ist nicht immer so, das weißt du. Ich weiß auch nicht, was in sie gefahren ist.«
    »Wir reden lieber, wenn alles vorbei ist. Jetzt müssen wir zusehen, dass nichts mehr schief läuft. Ich muss wieder zu den Gästen. Sorg bitte dafür, dass sie viel Kaffee kriegt, Aspirin lass ich dir hier.«
    Ich zog aus meiner Jackett tasche eine Packung Aspirin, die ich bei Hochzeiten immer griffbereit hatte, und legte sie auf den Nachttisch. Bevor ich aus der Tür ging, drehte ich mich noch mal um und bedankte mich für seine Hilfe. Auf dem Weg zur Treppe holte ich tief Luft und bat Gott, das Universum und all die anderen höheren Mächte, sie sollten den Rest des Abends doch bitte gnädig mit mir sein, und mich mit noch mehr Problemen verschonen.
    Leider wurde meine Bitte nicht erhört.
     
    Ich hatte die Eröffnungsrede des Bräutigams verpa sst. Als ich mich diskret im Saal blicken ließ, saßen alle Gäste bereits an ihren Tischen und stocherten in der ersten Vorspeise herum. In den nächsten Stunden war ich ununterbrochen damit beschäftigt zu kontrollieren, dass alles nach Plan lief. Ich informierte
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