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Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Titel: Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
Autoren: Hanna Alber
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es sich niemals verziehen, wenn er die Geschichte
nicht überlebt hätte. Beate machte sich immer noch bittere Vorwürfe. Hätte sie
diesen verdammten Laborbericht einen Abend früher angesehen, wäre die Sache
vielleicht anders ausgegangen. Sie erschrak, als es plötzlich klopfte. „Guten
Morgen, liebe Kollegin. Ausgeschlafen und bereit?“
    „Und ob! So bereit war ich noch nie.“
    Pfeifer
und sie legten sofort los. Sie gingen die Vernehmung noch einmal durch und
warteten dann auf Leclerc und die Beamten, die ihn begleiten würden. Der letzte
Glockenschlag um zehn Uhr war noch nicht verhallt, als sie den Konvoi auf den
Parkplatz einbiegen sahen. Der Transport war eine heikle Angelegenheit gewesen.
Man war sich nicht sicher gewesen, ob es besser war, Leclerc heimlich und ohne
Aufsehen herzuschaffen und damit das Risiko einer Befreiungsaktion einzugehen,
oder ob es besser war, ihn mit einer kompletten Eskorte hierher zu bringen.
Offensichtlich hatten sich die Kollegen für eine Eskorte entschieden.
    Staatsanwältin
Sommer und Rita Schuler, die Polizeirätin, waren ebenfalls anwesend. Jeder, der
Rang und Namen hatte, wollte dem Verhör auf der anderen Seite des Spiegels
folgen. Jede Kleinigkeit war vorher mehrmals überprüft worden. Keiner mochte
das Risiko eingehen, den Fall aufgrund eines Ermittlungsfehlers zu verlieren.
Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Cedric Leclerc freikäme.
     
    Thierry war am Ende doch noch
gesprächig gewesen. Er hatte ihnen alles gesagt, was er über seinen Vater und
seine Machenschaften wusste. Nur so hatten sie wissen können, wohin er fliehen
wollte. Die französische Polizei überwachte ihn schon seit Monaten und konnte
zusätzlich wichtige Informationen zur Aufteilung des Bürogebäudes liefern, das
sie gestürmt hatten. Thierry würde es seinem Vater niemals verzeihen, dass er
Tamara getötet hatte, soviel stand fest. Er war auch bereit, seine eigene
Strafe entgegenzunehmen. Zusätzlich würde er sich in Therapie begeben und
hoffte, seine Wutanfälle so unter Kontrolle zu bekommen.
    Cedric Leclercs Wut auf seinen Sohn war allerdings ungleich größer. Er
hatte ja schon immer gewusst, dass Thierry ein Schwächling war, aber seinen
eigenen Vater zu verraten, das war etwas anderes. Sein eigen Fleisch und Blut!
Wie ein gemeiner Kleinkrimineller wurde er hier mit Handschellen vorgeführt.
Wenn er auf der beinahe neunstündigen Fahrt von Nantes nach Freiburg zur
Toilette musste, waren sie mit ihm in die Kabine gegangen und hatten ihm beim
Pinkeln zugesehen, die Waffen immer im Anschlag. Cedric fühlte sich gedemütigt.
Das war ein Gefühl, das er nicht kannte und auch nicht besonders mochte.
Sicher, er hatte andere erniedrigt und gedemütigt, aber das war etwas anderes
gewesen. Er blickte aus dem Fenster und erkannte, dass sie gleich da sein
würden. Auf dem Parkplatz wurde er bereits von mehreren Polizisten des SEK
erwartet. Unter ihnen befanden sich auch Beate Scheck und Karl Pfeifer. Er
bemerkte kurz, dass Leander Drub fehlte, und ein sanfter Seufzer entwich seinen
Lippen. Er hatte ihn nicht töten wollen. Der Junge hatte Potenzial gezeigt.
Doch er riss sich gleich wieder zusammen und schalt sich in Gedanken. Du
wirst auf deine alten Tage doch nicht weich werden, Cedric?!
    Die
Schiebetüren des grünen Transporters wurden geöffnet und Beate und Pfeifer
nahmen ihn in Empfang. „Herr Leclerc, steigen Sie aus und folgen Sie uns. Und
machen Sie keinen Blödsinn“, lautete die knappe und unfreundliche Anweisung
Pfeifers.
    „Keine Sorge, Herr Pfeifer. Ich bin nicht dumm. Sie sollten mich
niemals unterschätzen.“
    „Da machen Sie sich mal keine Gedanken, das würde ich nie.“ Die drei
machten sich, umringt von schwer bewaffneten Beamten des SEK mit kugelsicheren
Westen, auf den Weg in das Polizeigebäude.
    Im Vernehmungsraum angekommen wurden Cedric die Handschließen
abgenommen und er bekam einen Kaffee. Das überraschte ihn. Die Franzosen waren
da weniger zuvorkommend gewesen. „Oh? Kaffee? Womit habe ich das verdient, Herr
Kommissar?“ Seine grünen Augen sahen sich forschend um. Als sein Blick auf den
großen Spiegel fiel, lächelte er. Er hob die Hand und winkte. „Bonjour tout le
monde!“
    „Herr Leclerc, lassen Sie die Spielchen. Damit beeindrucken Sie hier
niemanden. Kommen wir zur Sache.“ Beate trat vor den Spiegel und versperrte ihm
die Sicht. „Wollen Sie auf Ihren Anwalt warten?“
    „Ich benötige keinen Anwalt, Frau Kommissarin. Ich werde
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