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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary.
Autoren: Tom Sharpe
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Arbeit verstehen.«
    »Hoffentlich bleibt es dabei. Ist irgendwer bei Transworld aufgetaucht? Sie wissen schon, ›irgendwer‹?« »Meines Wissens nicht. Das Geld fließt immer noch auf dieselben Konten, daher besteht kein Grund zu der Annahme, daß Sie irgendwie daran beteiligt waren. Wenn Sie damit durchgebrannt wären, sähe die Sache anders aus. In Ihrem Büro befindet sich ein Mann von Ihrer Größe, der wie Sie gekleidet ist, Ihren Lebenswandel hat. Wenn also jemand das Personal fragt, sind Sie da. Und eines Tages, sagen wir in einem halben Jahr, kriegt er einen Infarkt, und in Golders Green gibt es eine große Einäscherung nebst Nachruf in der Times, wie Sie Transworld aus dem Nichts aufgebaut haben.« »Jemand wird die Leiche sehen wollen.«
    »Natürlich«, sagte Schnabel. »Das geht in Ordnung. Gleicher Körperbau, gleiches Gesicht, gleiche Perücke und Brille. Man wird Sie fotografieren, aber nicht berühren dürfen. Die Leute, unter deren Schutz Sie stehen, haben Bestatter, die Frankenstein wie Marilyn Monroe aussehen lassen können. Was glauben Sie denn, wie die IRA-Informanten neue Identitäten verschaffen?« »Soll das heißen, die werden einbalsamiert? Scheiße, ich will’s gar nicht wissen.«
    »Sie balsamieren irgendeinen Toten ein. Plastische Chirurgie der Extraklasse. So sind sie nun mal. Profis.« »Hauptsache, sie ändern nicht ihre Meinung, was mich betrifft. Ich habe keine Lust, in diesem Golders Green zu landen.«
    »Das werden Sie nicht«, sagte Schnabel. »Dazu sind Sie zu wertvoll. Also: Hartang ist tot, es lebe der neue Rektor von Porterhouse.«
    Hartang dachte eine Weile nach. »Ich werde kein Testament aufsetzen«, sagte er schließlich. »Wenn sie mein Geld haben wollen, sollen sie dafür sorgen, daß ich am Leben bleibe.«
    »Sehr klug. Sie legen Wert auf Ihr finanzielles Genie. Das kaufen sie sich ein – dafür erhalten sie Sie am Leben und ziehen Sie aus dem Verkehr. Kommt Ross Skundler zurecht?« »Dieses Arschgesicht«, sagte Härtung und fühlte sich besser. Und Skundler kam zurecht. Alle paar Tage betrachtete er die alten gebundenen Hauptbücher und bat den Schatzmeister um einen Gänsekiel, doch die neue finanzielle Lage war in Ordnung. Und auch der Schatzmeister war zufriedener. Er mußte sich keine Sorgen mehr um die Schulden des Colleges machen, sondern konnte sich ansehen, wie die Arbeit an der Kapelle voranschritt und wieviel besser das College aussah. Nicht einmal Skullions Verschwinden störte ihn. Er hatte ihn nie gemocht, und Skullion hatte aus seiner Verachtung für den Schatzmeister nie einen Hehl gemacht. Wie man es auch drehte und wendete, alles entwickelte sich ganz hervorragend. Purefoy war fix und fertig. Das galt auch für Mrs. Ndhlovo. Eine Woche lang hatten sie Skullion in der Onion Alley zugehört, und jetzt hatten sie das Gefühl, seit Ewigkeiten in Porterhouse zu leben. Das lag an der Wiederholung, an den ständigen Wiederholungen und Abschweifungen im Verlauf des Berichts, der immer wieder um Skullions Hauptanliegen kreiste: der Verrat, der ihm widerfahren war, und zwar nicht nur einmal, auch nicht zweimal, sondern von dem Augenblick an, als er Porterhouse betreten und vor den dortigen Gentlemen seinen Hut gezogen hatte. Dieses Gefühl, verraten worden zu sein, das jetzt sogar noch ausgeprägter war als damals, als Sir Godber ihn rausgeschmissen hatte, gab ihm die Kraft weiterzureden, seine Erinnerung nach Details jener Brüskierungen und kleinen Beleidigungen zu durchforsten, die, wie er mittlerweile wußte, nur der Vorgeschmack auf den allergrößten Verrat gewesen sein sollten.
    »Dieser elende Sir Cathcart hat mir seinen Eid als Gentleman geschworen, ich müßte nicht in den Park. Hat mir sein Wort gegeben, daß ich auf Coft Castle bleiben könnte, wenn ich mein Amt aufgäbe. Dieser verfluchte Scheißkerl«, schimpfte er immer und immer wieder. »Darauf sagte ich, es sei mein gutes Recht, meinen Nachfolger zu bestimmen, was ich auch getan habe, und er pflichtete dem bei. Konnte gar nicht anders. Eine Collegetradition seit Urzeiten. Der abtretende Rektor hat das Recht, seinen Nachfolger zu ernennen. Und das habe ich getan. ›Lord Pimpole‹, sagte ich, ›der Ehrenwerte Jeremy Pimpole aus Pimpole Hall in der Grafschaft Yorkshire.‹ Den habe ich benannt, und einem netteren jungen Herrn sind Sie noch nie begegnet. Hat sein Studium 1959 begonnen. Er und Sir Launcelot Gutterby waren die besten.« Skullion hielt inne, als er an ihre unvergleichliche
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