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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary.
Autoren: Tom Sharpe
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Überheblichkeit und Arroganz dachte. Dann spuckte er in den Kamin. »Und was passiert? Dieser Dreckskerl Sir Cathcart läßt mich in einen Krankenwagen verfrachten, sie schließen mich im Park weg, und im Rektorenhaus haben sie irgend so einen beschissenen Yank.« Die Unerhörtheit dieser letzten erlittenen Schmach überwältigte ihn so sehr, daß er stumm in den sinnlosen Abgrund aus Haß starrte, den dieser letzte verräterische Akt heraufbeschworen hatte.
    Am schlimmsten war, daß er sich das alles selbst zuschreiben mußte. Er hätte seinen unabhängigen Verstand bewahren können, auf den er sich immer etwas eingebildet hatte, doch das war ihm nicht gelungen. Er hatte ihn Porterhouse ausgeliefert, seinem bequemen Arbeitsplatz, in dem selbstzufriedenen Bewußtsein, daß er seine Pflicht erfüllte. Pflicht! Ungefähr genausosehr seine Pflicht wie ein beschissener Zirkuspudel, der durch Reifen springt und auf den Hinterbeinen geht, weil er einem aus Idioten bestehenden Publikum gefallen will. So hatte seine Pflicht ausgesehen. Das wußte er jetzt. Er wußte es, weil sie ihn verraten hatten.
    Und sie hatten Porterhouse mit ihrer Dummheit verraten. Jeder Trottel hätte schon vor Jahren gemerkt, was mit dem College geschah, und Maßnahmen ergriffen, um diese Institution zu schützen und ihre Unabhängigkeit zu wahren. Er selbst hatte es erkannt und ebenfalls geleugnet, weil er ihnen vertraute. Und weil er nichts hätte unternehmen können. So hatte er sich selbst eingeredet, irgendwie werde schon alles gut. Statt dessen war alles schiefgegangen. In seinem Hinterkopf spukte ein noch schlimmerer Gedanke herum: daß es schon immer falsch gewesen war und er sein Leben im Dienst für die Verderbten vergeudet hatte. Das dachte er jetzt, allerdings ohne es Purefoy, Mrs. Ndhlovo und dem Kassettenrecorder anzuvertrauen. Sie waren jung, und es hatte keinen Sinn, sie mit seiner Resignation zu behelligen. Das Leben selbst würde es ihnen zeigen. Außerdem brauchte er sie für seine Zwecke. »Immer noch nichts von Skullion?« fragte der Praelector und schaute aus dem privaten Speiseraum der Fellows auf die Zelte, Tische und hölzernen Tanzbühnen, die man auf dem Rasen plaziert hatte. Ein paar Tontechniker bauten gerade die Lautsprecher auf, und überall standen Scheinwerfer herum. »Gar nichts«, antwortete der Dekan. »Und Osbert ist auch verschwunden. Kein Collegebediensteter hat eine Ahnung, wo sie stecken.«
    »Wenn sie’s wüßten, würden sie’s uns nicht verraten«, knurrte der Obertutor. »Schon bevor Skullion Rektor wurde, haben sie vor ihm gekatzbuckelt.«
    »Stimmt, aber sie machen sich auch Sorgen. Wenn sie es wüßten, aber nichts sagten, herrschte eine andere Stimmung. Ich bin mir sicher, daß sie keine Ahnung haben. »Die Polizei weiß auch nichts Genaues. Sie hat nur herausgefunden, daß Dr. Osbert in Hunstanton einen Transporter geliehen und zwei Tage später zurückgebracht hat. Die Polizei hat Krankenhäuser befragt, aber er ist nirgends eingeliefert worden. Das ist alles höchst beunruhigend.« »Da wir ohnehin nichts unternehmen können, sollten wir uns deswegen keine grauen Haare wachsen lassen«, sagte der Praelector. »Ich muß gestehen, daß der neue Rektor mehr Anlaß
    zur Sorge bietet. Er entpuppt sich als ein sogar noch unangenehmerer Zeitgenosse, als ich befürchtet hatte.« »Er war Ihr Kandidat, und das müssen Sie ganz allein sich selbst zuschreiben«, sagte der Obertutor. »Diese Verantwortung nehme ich auf mich, und ich schreibe es mir selbst zu. Andererseits steht seine Amtseinführung noch bevor, und wenn jemandem eine geeignete Alternative einfällt, ein Mann, der dem College den finanziellen Rückhalt geben kann, den es so dringend braucht, könnten wir vermutlich die zuständigen Behörden überreden, ihn uns abzunehmen.« »Mit ›Behörden‹ meinen Sie wohl die bei ihm im Rektorenhaus untergebrachten Personen«, sagte der Obertutor. »Ich muß sagen, daß die auch nicht eben angenehm sind. Soviel ich weiß, haben sie Professor Pawley einer Leibesvisitation unterzogen, als er dem Rektor seine Aufwartung machen wollte. Er hat immer noch nicht überwunden, wie rabiat sie dabei vorgingen.«
    »Na, immerhin halten sie diesen gräßlichen Menschen in Schach«, warf der Dekan ein. »Dafür müssen wir dankbar sein, außerdem sind sie auf unserer Seite.«
    Der Praelector ließ sie stehen und ging nachdenklich über den Hof. Es war Zeit für einen Plausch mit dem Koch.

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    In den folgenden vier
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