Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary.
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
drauf gepfiffen, was sie mit ihren Körpern gemacht haben.«
    »Sehr gut möglich«, sagte der Praelector beruhigend. »Wie Ihnen bestimmt aufgefallen ist, sind wir ein sehr altes College, und einige unserer Gebräuche kommen Ihnen vielleicht ein wenig unzeitgemäß vor. Bestimmt können wir Sie in Räumlichkeiten unterbringen, die Ihnen mehr zusagen.« Hartang schwieg. Als er den Praelector im Transworld Television Centre kennengelernt hatte, war er durch ihn ziemlich eingeschüchtert worden, und das Wort »unterbringen« hatte einen bedrohlichen Unterton. »Ich wäre froh, wenn man den Boiler reparieren könnte«, sagte Hartang.»Sehr dankbar.« Anschließend unterhielt er sich ernst mit Skundler, der sich Notizen machte und nur Fragen beantwortete, die den Fellows allesamt unverständlich waren. Als sie schließlich gingen, war dem designierten Rektor sein Sprecherziehungs- und Benimmunterricht wieder eingefallen, und er dankte ihnen höflich für ihr Kommen.
    »Das funktioniert nie und nimmer«, stellte der Dekan fest, sobald sie außer Hörweite waren. »Dieser Mann gehört hinter schwedische Gardinen. Daß solche Menschen existieren, will mir immer noch nicht in den Kopf. Was sollen wir um Himmels willen tun?«
    »Zunächst einmal gar nichts«, antwortete der Praelector. »Ich schlage vor, daß wir ihm aus dem Weg gehen und dafür sorgen, daß sein Badewasser heiß ist. Und vermutlich müssen wir seine Anwälte überreden, vorbeizukommen und mit ihm zu sprechen.
    Ich habe sie als äußerst entgegenkommend erlebt.« Da war Hartang anderer Meinung.
    Im Abhörraum wurde das Band mit dem Gespräch weggeschlossen, und der ältere, größere Mann griff zum Telefon. Er war genau derselben Ansicht wie der Dekan. Der designierte Rektor entwickelte sich nicht wunschgemäß. »Sie sagt, das dauert noch seine Zeit, und man soll nichts übereilen. Sie brauchen immer noch einige Informationen von ihm. Wir sollen ihn nur unter Verschluß halten.« In der Küche erklärte Arthur dem Koch, »der da drüben« wolle etwas, das Nuwell Kuhsien heiße.
    »Kenn ich nicht«, sagte der Koch. »Am besten sehen wir mal bei Marks & Sparks am Markt nach. Heute abend gibt es im Speisesaal Rind mit Knödeln, vorneweg eine Stilton-Suppe und Omelette als Nachspeise.«
    Arthur konnte sich nicht vorstellen, daß »der da drüben« ein begeisterter Eieresser war, und Smutje erwiderte, ihm sei egal, was er gern mochte, noch sei er nicht Rektor und würde auch keiner werden, bis Mr. Skullion sein Plazet gab, weil Mr. Skullion immer noch Rektor war, ganz gleich, was andere sagten.
    »Ich wüßte gern, wo er abgeblieben ist, Smutje. Er und dieser Dr. Osbert.«
    »Das wüßte ich auch gern, Arthur, das wüßte ich auch gern«, war der einzige Kommentar des Kochs. »Und sagen Sie das bloß nicht weiter.«

40

    »Ich verstehe sehr gut, was in Ihnen vorgeht, Rektor«, behauptete Schnabel, als er endlich nach Porterhouse kam. Dem widersprach Hartang heftig. Wer nicht selbst in einem beschissenen Museum wohnte, zusammen mit einem Haufen Schnarchsäcken, die einen Dollar nicht von einem Peso unterscheiden könnten und ihre Finger zu Hilfe nehmen müßten, um bis zehn zu zählen, konnte nicht einmal ansatzweise begreifen, was das für ein Gefühl war.
    »Ich glaube, Sie sollten sich nicht täuschen lassen«, sagte Schnabel. »Akademiker führen einen gern hinters Licht, und Engländer waren schon immer für ihr Understatement berühmt. Es gehört zu ihrem Nationalcharakter. Ihre Gefühle tragen sie nicht gern zur Schau. Auf den äußeren Schein darf man bei ihnen nichts geben.«
    Hartang sah aus dem Fenster auf die Zelte, die auf dem großen Rasen standen, und wünschte, er könnte seine Gefühle in Worte fassen. Er hatte noch nie etwas auf den äußeren Schein gegeben, außer vielleicht in Kinofilmen. Einige der besten Auftragsmörder Chicagos und Miamis hatten schließlich ganz hübsche Gesichter. »Haben Sie sich schon mal von einem fetten Weib mit blaugetönten Haaren sagen lassen müssen, was Sie zu tun haben?« fragte er. »Mit Kunstperlen und ’ner Stimme wie eine entsicherte Luger. Hat zwei Männer dabei, die beim SAS sein könnten. Sie wohnen bei mir im Haus. Nicht die Frau. Die Männer.«
    »Bestimmt zu Ihrem Schutz«, sagte Schnabel. »Die werden sich während der Anfangsphase um Sie kümmern, bis Sie sich eingewöhnt haben, und dann ziehen sie sich zurück. So war es vereinbart. Sie möchten ja wohl keine Laien haben, die nichts von ihrer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher