Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bloodcast 01 - Cast & Crew

Bloodcast 01 - Cast & Crew

Titel: Bloodcast 01 - Cast & Crew
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
ein.
    Manche wollten nicht direkt neben dem Wohnzimmer schlafen müssen aus Sorge, es könnte zu laut sein. Andere wollten vom Fenster aus auf den Garten und das Schwimmbad sehen können.
    Lena war es einerlei. Sie wartete, bis alle Zimmer vergeben waren, und nahm sich das, was noch übrig war. Die junge Asiatin war ihr vorhin schon aufgefallen. Jetzt wurden sie Zimmernachbarinnen.
*

Hina
    »Sie … wollen die Schule unterbrechen?« Die mit dem Alter füllig gewordenen Züge von Christa Lauterbach zeigten unter der dicken Schicht Schminke unverhohlen Überraschung. »Ist das Ihr Ernst, Mädchen?«
    »Ja, Frau Lauterbach«, hörte Hina sich selbst sagen. Ihr wurde unwohl unter dem ungläubigen Blick der Rektorin, mit dem diese Hina durch die Gläser der Hornbrille hindurch bedachte. Hina blickte zum Fenster hinaus, in den grauen Morgenhimmel über Düsseldorf.
    »Aber … warum?«
    »Ich habe es Ihnen doch gesagt«, erwiderte Hina und holte noch einmal zu einer Erklärung aus. »Weil ich glaube, dass das eine Chance ist …«
    »… die Sie sich nicht entgehen lassen sollten«, ergänzte Lauterbach, die hinter ihrem großen Schreibtisch thronte. »Ja, das sagten Sie schon. Ich kann nur nicht glauben, dass das Ihr Ernst ist, Hina. Es gibt nur sehr wenige Schülerinnen in Ihrem Jahrgang, deren Leistungen mit den Ihren vergleichbar sind. Ihre Begabung speziell in den Naturwissenschaften ist außergewöhnlich. Mit Ihren Japanischkenntnissen haben Sie gute Aussichten, ein Auslandsstipendium …«
    »Ich weiß«, fiel Hina ihr seufzend ins Wort. Hina stand vor dem Schreibtisch wie eine Fünftklässlerin, die etwas ausgefressen hatte. Für einen kurzen Moment hielt sie dem prüfenden Blick der Rektorin stand. Dann wich sie ihm erneut aus und starrte zu Boden, auf das Mäandermuster, das den Teppich umlief. »Aber ich möchte eben sehen, ob es auch noch etwas anderes für mich gibt.«
    »Das verstehe ich«, behauptete Lauterbach, ihres durchdringenden Organs und ihres extravaganten Geschmacks für Kleidung wegen von den Schülern nur ’die Laute’ genannt. »Aber das könntest du auch im nächsten Jahr tun, wenn du das Abitur in der Tasche hast. Dann stehen dir alle Türen offen.«
    »Alle«, räumte Hina ein, »nur diese hier nicht mehr. Dieses Casting findet nur alle fünf Jahre statt.«
    »Casting! Wenn ich das schön höre!« Die Direktorin nahm ihre Brille ab und massierte die Nasenwurzel. »Warum nur seid ihr jungen Dinger so erpicht darauf, entdeckt zu werden und im Rampenlicht zu stehen?«
    »Das ist es nicht«, versicherte Hina.
    »Nein? Was ist es dann?« Ohne Brille wirkte Lauterbachs Blick beinahe noch durchdringender. »Die Aussicht auf Ruhm? Auf das große Geld? Beides ist nicht ohne Fleiß zu bekommen!«
    »Das weiß ich. Und ich denke auch nicht, dass ich etwas geschenkt bekomme. Vielleicht komme ich noch nicht einmal in die engere Auswahl.«
    »Warum dann dieser Schritt, Hina? Warum? Hier an der Schule bist du schon eine Siegerin. Warum willst du noch mehr?«
    »Ich will nicht mehr«, versicherte das Mädchen. »Nur etwas anderes.«
    Lauterbach seufzte. Sie lehnte sich in ihrem ledernen Schreibtischstuhl zurück, der unter ihr leise knarrte, und schien einen Augenblick nachzudenken. »Und deine Eltern unterstützen diesen Wahnsinn?«, fragte sie.
    »Meine Eltern kommen aus einem Land, in dem Tradition hochgehalten wird. Deshalb waren sie nicht gerade glücklich über meine Entscheidung.«
    »Wie überraschend!«
    »Aber mehr als alles andere wollen sie, dass ich glücklich bin«, fuhr Hina fort. »Deshalb haben sie es mir erlaubt.« Sie straffte sich und holte tief Luft. »Ich bitte Sie nicht um Ihre Erlaubnis, Frau Lauterbach. Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass ich die Schule für ein Jahr verlassen werde.«
    »Ein ganzes Jahr«, resümierte die Rektorin. »So viel verlorene Zeit!«
    »Es kommt darauf an, was man unter verlorener Zeit versteht«, entgegnete Hina mit einem zaghaften Lächeln. »Haben Sie in Ihrem Leben niemals Zeit für etwas investiert, das Ihnen wichtig war? Auch wenn es sich im Nachhinein als Trugschluss herausgestellt hat?«
    »Und wenn du das Casting gewinnst? Wenn ich es recht verstanden habe, wirst du dann fünf Jahre lang diese Firma repräsentieren …«
    »Ich werde in aller Welt unterwegs sein, die unterschiedlichsten Länder und Menschen kennenlernen«, bestätigte Hina begeistert. »Dabei werde ich mindestens ebenso viel lernen wie hier.«
    »Aber du wirst keinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher