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Bloodcast 01 - Cast & Crew

Bloodcast 01 - Cast & Crew

Titel: Bloodcast 01 - Cast & Crew
Autoren: Michael Peinkofer
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darauf zu sehen, der das rote Trikot der türkischen Fußballnationalmannschaft trug. Er hatte glattes schwarzes Haar und einen angedeuteten Schnurrbart. Er war Ahmed Yildirim wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Aktan.
    Allein der Blick auf das Foto genügte, um die Falten in Ahmeds Gesicht noch tiefer werden zu lassen. Auch Zerda hatte den Schmerz gespürt. Aber irgendwann hatte sie ihn überwunden. Anders als ihr Vater …
    »Sprich nicht von diesen Dingen!«, forderte er sie auf. In seinen dunklen Augen sah Zerda wieder jenen Glanz, den sie nur dort erkennen konnte, wenn von ihrem Bruder die Rede war.
    »Keine Sorge«, versicherte sie, »das werde ich nicht. Wir haben ja nie darüber gesprochen, nicht wahr? Warum also sollten wir es ausgerechnet heute tun? Warum sollte ich dir erzählen, wie ich mich in all den Jahren gefühlt habe? Was ich alles getan, wie ich geschuftet und mir den Arsch aufgerissen habe, um dir den Sohn zu ersetzen, den du verloren hast …«
    »Hör auf!«, verlangte Ahmed, energischer nun.
    »Das alles ist zwölf Jahre her, Vater. Glaubst du nicht, dass es an der Zeit wäre, die Vergangenheit ruhen zu lassen?«
    »Schweig!«, herrschte er Zerda an, den Tränen nahe und kurz davor, die Fassung zu verlieren. »Du wirst das Andenken deines Bruders nicht beflecken, indem du schlecht von ihm sprichst!«
    »Wie kann ich schlecht von ihm sprechen, Vater?«, konterte Zerda, deren Stimme nun ebenfalls zu beben begann. »Wir sprechen doch überhaupt nicht über ihn, weder heute noch damals, und das halte ich nicht länger aus. In all den Jahren haben Alayna und ich versucht, aus Aktans Schatten zu treten, die Lücke zu füllen, die er hinterlassen hat. Alayna hat früher als ich begriffen, dass das nicht geht. Deshalb ist sie nach Istanbul, während ich noch glaubte, den Tag für dich retten zu müssen. Aber egal, was ich tue, und ganz egal, wie viele Preise ich gewinne - ich werde niemals Aktan sein, und du wirst mich niemals so lieben, wie du ihn geliebt hast!«
    »Tochter, ich …«
    »Diese Sache«, fuhr sie fort und deutete auf den zerknitterten Brief, »mag für dich lächerlich sein und unwürdig und was weiß ich noch alles. Aber sie gibt mir zum ersten Mal in meinem Leben eine Chance, mich als das zu zeigen, was ich bin.«
    Ahmed Yildirim stand noch immer in der Tür ihres Zimmers, seine Körperhaltung allerdings wirkte längst nicht mehr entschlossen. Sein Blick aber war unvermindert vorwurfsvoll.
    »All das wollte ich nicht«, sagte er leise. »Aber wenn du diese Wohnung verlässt, bist du auf dich allein gestellt.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie, nun nicht mehr auf Türkisch, sondern auf Deutsch. »Ich habe gelernt, meine Ellbogen einzusetzen und mich zu behaupten - zumindest das hat mein Vater mir beigebracht.«
    Ihre Blicke begegneten sich noch einmal. Dann wandte Ahmed sich ab - und Zerda verließ die Wohnung, in der sie fast zwanzig Jahre lang gelebt hatte.
*
    Es fiel schwer, beim Anblick des Gebäudes nicht beeindruckt zu sein. Denn die Villa im Forst Grunewald, die für die nächsten sechs Monate das Zuhause der Kandidatinnen sein würde, war ein Relikt aus Preußens Feudalzeiten - ein alter Herrensitz, der von Kayne & Sparks aufgekauft und den Anforderungen der Firma entsprechend umgebaut und modernisiert worden war.
    Schon als der Bus das große, schmiedeeiserne Tor der Einfahrt passierte und auf das parkähnliche Grundstück fuhr, begannen einige der Kandidatinnen in die Hände zu klatschen. Zu kreischen begannen sie, als die Villa selbst zwischen den Bäumen auftauchte, die in allen Herbstfarben leuchteten.
    Ein an einen antiken Tempel gemahnendes und von Säulen getragenes Portal bildete den Eingang des Gebäudes, das aus Haupthaus und zwei Flügeln bestand. Der Bus fuhr vor dem Portal vor, und die jungen Frauen stiegen aus. Kayla war die Erste - die Erste, die aus dem Bus sprang, die Erste, die ihren Koffer aus dem Bauch des Fahrzeugs zog, und die Erste, die die Stufen des Portals erklomm, wo sie bereits erwartet wurden - von einem Mann, der sehr viel jünger war als die herrschaftliche Villa, aber nicht weniger attraktiv.
    Ein durchtrainierter Körper, der in schwarzen Nappalederhosen steckte und einem weißen Hemd, das locker darüber hing. Sonnengebräunte Züge, dunkelbraunes, schulterlanges Haar. Stahlblaue Augen. Und ein Lächeln, das Eis zum Schmelzen brachte.
    »Schönen guten Tag, die Damen«, grüßte er, als alle sich unter dem Portal versammelt hatten, »und willkommen
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