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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen
Autoren: Julie Kenner
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sein.«
    Kopfschüttelnd ließ ich Rose schließlich los. Sie kroch zum Kopfende des Betts und kauerte sich auf die Kissen. Sie wirkte verlassen und verloren.
    »Du glaubst, das ist Rose, die da so verängstigt rausschaut? Das ist nur das, was wir sehen sollen. Und je früher du das kapierst, desto besser für uns alle.«
    »Besser? Was könnte besser sein?«, schnaubte ich wütend. Selbstverständlich könnte das eine oder andere besser sein: Johnson könnte beispielsweise aus Rose’ Körper verschwinden. Und die Essenz der Dämonen, die ich umgebracht hatte, könnte einfach verpuffen. Und Deacon könnte mir endlich vertrauen und seine Geheimnisse mit mir teilen. Denn dann wüsste ich, ob ich ihm vertrauen konnte.
    Und wir könnten die Neunte Pforte schließen, bevor die dämonischen Horden hindurchbrausten.
    Wenn wir all dies erreichen könnten, ja, dann würden die Dinge besser stehen.
    Aber da ich keinerlei Anzeichen erkennen konnte, dass irgendetwas davon in absehbarer Zeit eintreten würde, suhlte ich mich in der Ausweglosigkeit der Lage. Von düsterem Selbstmitleid ganz zu schweigen.
    Ich presste mir die Finger gegen die Schläfen, um die dunklen Gedanken zurückzudrängen, sie loszuwerden. Um das ganze Dämonenzeug in die hinterste Ecke meines Verstands zu verbannen. Ein Atemzug, noch einer. Als ich mich wieder ausgeglichener fühlte, sah ich Deacon an. »Woher wissen wir, dass er die Wahrheit sagt? Woher wissen wir, dass wir diesen abartigen mundlosen Körper nicht einfach töten können, ohne dass Rose etwas passiert?«
    So ein Risiko würde ich nie im Leben eingehen, aber ich musste verstehen, womit ich es hier zu tun hatte. Und Deacon war der Einzige, der mir dabei helfen konnte.
    Der atmete zweimal lautstark durch die Nase ein, als ob er schon allein dadurch die Wut dämpfen könnte, die in ihm hochbrodelte. »Ein Dämon dringt normalerweise ganz in einen Körper ein«, erklärte er schließlich, »aber er kann auch nur mit einem Teil seines Ichs in einen Menschen fahren. Dann aber ist seine Stimme nur im Kopf des Menschen, von dem er Besitz ergriffen hat. In unserem Fall hier spricht diese Teilmenge jedoch.« Er nickte zu dem Körper vor seinen Füßen hin. »Und der Körper selbst wurde dieser Fähigkeit beraubt.«
    Ausdruckslos schaute er mich an.
    Ich befeuchtete meine Lippen, die urplötzlich wie ausgetrocknet waren. »Aha. So, so. Das bedeutet, er ist anders als ... äh ... andere Dämonen?« Ich warf Deacon aus den Augenwinkeln einen Blick zu.
    »Sieht so aus.«
    »Also bleibt uns nichts übrig, als ihm zu glauben.« Ich nickte ebenfalls zu dem Körper auf dem Boden hin. »Bis ich einen Weg finde, Rose zu befreien.« Ich drehte mich zu meiner Schwester um, die immer noch auf den Kissen kauerte. »Und ich werde einen Weg finden! Bis dahin bleibt Johnsons Körper am Leben. Fessle ihn.«
    »Mit Vergnügen.« Deacon ging mit dem Messer in der Hand zu den Vorhangschnüren, schnitt ein paar Stränge ab und band damit Johnson Hände und Füße zusammen.
    Währenddessen wandte ich mich wieder Rose zu. Beziehungsweise Johnson. Dem Ding, das in meine Schwester eingedrungen war. »Du!«, schnauzte ich sie an. »Mach dein Maul auf! Was willst du?«
    »Also wirklich, Lily«, sagte Johnson mit einer melodiösen Variante von Rose’ Stimme. »Warum so ernst? Und ich dachte, dies wäre ein nettes kleines Familientreffen.«
    Der Drang, ihr, ihm, eine zu kleben, drohte mich zu überwältigen. Ich wollte dieses hübsche Gesicht in eine blutige Masse verwandeln, damit er endlich die verfluchte Schnauze hielt. Denn je mehr ich mit ihm sprach, desto mehr vergaß ich, dass Rose immer noch da drin steckte, und das durfte ich nicht vergessen. Ich konnte nicht einfach meine Schwester opfern. So stand ich nun da - ausgebildet, gezüchtet, erschaffen oder sonst was, um zu kämpfen.
    Und hatte nichts, wogegen ich hätte kämpfen können.
    »Ich wünsche, dass du dich aus ihr verziehst.« Noch eine Untertreibung.
    »Wünsche haben wir alle«, entgegnete Johnson.
    Ich zog ernstlich in Betracht, mir sämtliche Haare auszureißen. »Für den Fall, dass du nicht zugehört hast: Ich weiß nichts über deinen Scheißschlüssel. Wie zum Teufel soll ich ihn dann finden?« Ich war extrem sauer, weil er die Sicherheit, ja, die geistige Gesundheit meiner Schwester an die Forderung knüpfte, ich solle ihm irgendein blödes Ding übergeben, das ich nie gesehen, geschweige denn in meinen Händen gehalten hatte.
    »Geduld, Lily! Noch hast
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