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Blood Empire - Widergänger

Blood Empire - Widergänger

Titel: Blood Empire - Widergänger
Autoren: Alfred Bekker
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Büro.
    Der Fürst war über dreihundert Jahre alt und stets wie ein Adeliger des 17.Jahrhunderts gekleidet. Das Haar fiel ihm lang über die Schultern. Unter dem brokatbesetzten Gehrock war ein weißes Rüschenhemd zu sehen. Dazu trug er eine Kniebundhose. Sein Gesicht wirkte totenbleich, die Haut fast wie Pergament. Dieser Eindruck entstand vor allem durch den starken Gebrauch von Puder.
    Er saß mit übereinander geschlagenen Beinen auf einem zierlichen antiken Rokoko-Diwan. Davor befanden sich ein kleiner runder Tisch und ein paar Sessel, bei denen es sich offenbar auch um Antiquitäten handelte. Diese Möbelstücke bildeten einen eigenartigen Kontrast zu dem modernen Computer-Equipment, über das der Fürst sein Imperium regierte. In einem der Sessel hatte eine attraktive, gut gekleidete Frau Platz genommen. Ihr dunkles Kleid wirkte elegant und zeichnete perfekt die Linien ihres Körpers nach. Das Gesicht war feingeschnitten, die Augen wach und intelligent.
    Chase verzog unwillkürlich das Gesicht.
    Petra Brunstein! Die Vampirin gehörte zu den zahlreichen Beratern des Fürsten. Und sie war Chase' persönliche Feindin. Nur zu gerne hätte sie Chase' Position in der Hierarchie der New Yorker Vampire eingenommen. Um ihre Mundwinkel spielte ein verächtlicher Zug, als sie den Kopf in Chase' Richtung wandte.
    "Ich habe dich schon erwartet", sagte jetzt der Fürst. Er wandte sich an Petra. "Wenn du uns bitte jetzt allein lassen würdest..."
    "Ja, Herr", erwiderte sie und erhob sich. Als sie Chase erreichte, blieb sie kurz stehen. Ihre dunklen Augen musterten ihn. "Es hätte eine so schöne Nacht werden können, aber dein Anblick sorgt bei mir immer dafür, dass mir übel wird!"
    Chase lächelte dünn.
    "Das Phänomen kenne ich..."
    Petra rümpfte die Nase. "Was ist das für ein apartes After Shave, das du heute benutzt hast? Das Altöl deiner Harley?"
    "Ich dachte, damit treffe ich deinen Geschmack, Petra!"
    "So long, du Ahnungsloser. Es wird sich wohl nicht vermeiden lassen, dass wir uns demnächst wieder über den Weg laufen."
    "Ich fürchte, da hast du Recht!"
    Chase sah ihr nach, bis sie den Raum verließ. "Diese Kratzbürste wird sich wohl nie ändern!", murmelte er dann vor sich hin. Der Fürst deutete indessen auf die Sessel der kleinen Sitzgruppe. "Setz dich, Chase. Es gibt ein Problem, dass ich dringend mit dir besprechen muss."
    "Ja, Herr!"
    Chase neigte leicht den Kopf.
    Er setzte sich.
    Der Fürst hob die Augenbrauen, die unter den Schichten von Puder kaum sichtbar waren. Einen Augenblick lang musterte der Herr des New Yorker Vampir-Imperiums sein Gegenüber. Obgleich kaum jemand etwas davon ahnte, war der Dreihundertjährige die weitaus mächtigste Person im gesamten Big Apple. Allerdings übte er seine Macht vorzugsweise aus dem Hintergrund heraus aus. Sein langer Arm reichte sowohl in die Spitzen führender Wirtschaftsunternehmen als auch in Behörden, Verwaltung und Polizei hinein.
    Unter allen Umständen aber war ihm daran gelegen, dass die Menschen nicht erfuhren, wer sie in Wahrheit beherrschte.
    "Hast du die Lokalnachrichten gesehen?", fragte der Fürst.
    "Nein, Herr, ich..."
    "Schon gut, ich habe ohnehin direktere Informationsquellen. Die Computer des New York Police Department zum Beispiel. In der letzten Nacht wurde eine junge Frau in Yorkville umgebracht. Der Täter war ganz offensichtlich ein Vampir, daran kann es überhaupt keinen Zweifel geben. Ein weiterer Toter hängt wahrscheinlich mit diesem Fall zusammen. Man fand ihn nur wenige Meter vom ersten Opfer entfernt. Ihm wurde nicht das Blut ausgesaugt, daher vermute ich, dass er den Täter beobachtete..." Der Fürst atmete tief durch. "Ich möchte, dass du ermittelst, wer dahinter steckt, Chase."
    "Ja, Herr."
    "Ich hoffe nicht, dass >du> so dumm warst..."
    "Nein!", wehrte Chase ab.
    "Ich habe nichts dagegen, wenn ein Vampir sich zwischendurch einen Imbiss gönnt! Das ist die natürlichste Sache der Welt - zumindest für uns. Aber dann muss das diskret geschehen! Sonst macht es die Menschen auf uns aufmerksam! Es gibt schon genug dieser lästigen Vampirjäger, die sich für die Erfüllungsgehilfen des Guten halten! Wir müssen ihre Zahl nicht noch durch unser Zutun vergrößern."
    "Diese Meinung teile ich, Herr."
    "Das hoffe ich", erwiderte Fürst von Radvanyi mit einem Unterton, in dem durchaus etwas Drohendes mitschwang. "Ich erinnere mich sehr ungern an die Schwierigkeiten, die daraus resultierten, dass du die Tochter dieses Polizisten
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