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Blond wie die Suende

Blond wie die Suende

Titel: Blond wie die Suende
Autoren: Barbara McCauley
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ins Schlafzimmer hinüber, um sich umzuziehen. Bei einem Billardspiel würde er einen klaren Kopf bekommen, und bei einem Bier konnte er den Aprikosengeschmack ihrer Lippen vergessen.
    Cara ließ die mächtigen Bäume, die ihr Ferienhaus von Killians trennten, nicht aus den Augen. Die Abendschatten hatten sich über den Wald gesenkt, und obwohl sie nie Angst vor der Dunkelheit gehabt hatte, vermochte sie die leise Furcht, die sie beschlich, nicht abzuschütteln.
    Er war ihr nicht gefolgt, als sie sein Haus vor über einer Stunde verlassen hatte, aber damit hatte sie auch nicht gerechnet, denn sie hatte mitgehört, wie Killian sich mit Nick zu einer Billardpartie ve rabredet hatte. Zweifellos war es dabei geblieben, und Killian würde sich demonstrativ so verhalten, als wäre die Sache mit ihr völlig harmlos.
    Bei dem Gedanken musste sie schmunzeln. Natürlich würde Killian seinen Freunden gegenüber so tun, als hätte er alle Zeit der Welt. Aber in Wirklichkeit würde er unentwegt an sie, Cara, denken und sich den Kopf zerbrechen, wer sie sein mochte.
    Dann aber würde er zurückkommen. Allein bei dem Gedanken rieselte ihr ein wohliger warmer Schauer über den Rücken, und unwillkürlich strich sie sich über die Lippen. Killian Shawnessy war ein ganz anderer Mann, als sie es gedacht hatte. Sicher, geküsst hatte er sie nur, um ihren Schrei zu ersticken, aber trotzdem wollte das Kribbeln in ihrem Bauch nicht mehr weggehen. Ebenso wenig konnte sie das Spiel seiner Muskeln vergessen, das sie gespürt hatte, als er sie in den Armen gehalten hatte. Sie erinnerte sich auch an den Druck seiner Hände. Jede seiner Bewegungen sprach von Erfahrung, und obwohl sie es sich nicht gern eingestand, bewunderte sie das an ihm.
    Aber zugleich regte sie das auch auf.
    Andererseits hatte sie schon früh gelernt, mit allem allein fertig zu werden. Bei vier großen Brüdern hatte sie kaum eine andere Wahl, wollte sie nicht ständig nachgeben. Und da Nachgiebigkeit absolut nicht ihre Stärke war, hatte sie fast täglich mit einem ihrer Brüder Streit gehabt. Außer mit Gabe. Er war der Älteste und hatte sie vor dem Schlimmsten bewahrt, hatte ihre Tränen getrocknet, wenn es Enttäuschungen gab und sie dieser verachtenswerten weiblichen Schwäche nicht mehr entrinnen konnte. Das Jahr nach dem Tod ihrer Eltern - sie war damals sechzehn -war am härtesten gewesen. Aber auch in der Zeit war Gabe für sie da gewesen.

    Im Augenblick hätte sie ihren Bruder am liebsten angerufe n, nur um seine vertraute tiefe Stimme zu hören, die immer beruhigend auf sie wirkte. Killian hatte nicht nur ihren Stolz verletzt, sondern auch ihr Selbstvertrauen erschüttert. Zwar hätte sie das niemals offen zugegeben, aber sie hätte sich bei ihrem Bruder über ihn beschweren können, ohne seinen Namen nennen zu müssen.
    Obwohl sie sich über Killian aufregte, konnte sie sich das La chen nicht verbeißen, sobald sie an das verdutzte Gesicht dachte, das er gemacht hatte, als sie aus dem Bad ins Wohnzimmer spaziert war. Allein die grenzenlose Verblüffung war eine Genugtuung für die Erniedrigung, die er ihr zugefügt hatte. Sie konnte sich vorstellen, dass sie mit ihrem Absatz einen hübschen blauen Fleck auf seinem Fuß hinterlassen hatte. Aber das geschah ihm recht.
    Wie konnte er sie auch fesseln und in die Badewanne setzen?
    Warum hatte er das überhaupt gemacht? Den Informationen nach, die sie über ihn zusammengetragen hatte, schien er ein ganz normaler Bürger zu sein. Er besaß eine kleine Firma in Washington, D.C., die Mobiltelefone herstellte. Vor zehn Jahren war er für vier Jahre beim Militär gewesen. Er hatte keine Frau und keine Kinder, wohnte in einem Einzimmerapartment in Maryland und fuhr einen Ford Explorer.
    Aus welchem Grund war er ihr gegenüber so misstrauisch? Warum glaubte er, sie hätte ihn belogen, als sie ihm erzählt hatte, sie interessiere sich für Vögel? Warum dachte er, jemand würde ihn beobachten lassen?
    Er besaß eine Eigenart, die Cara bisher nur bei ihrem Bruder Lucian erlebt hatte. Es war ein gewisser unberechenbarer Leichtsinn. Aber hinter dieser Fassade verbarg sich noch mehr, das spürte sie. Und was immer das sein mochte, Cara wollte es herausfinden.
    In Tanner’s Tavern herrschte Dämmerlicht, und die Luft war vom Rauch erfüllt. Der kehlige Gesang eines Countrysängers dröhnte aus einer Musikbox in der Ecke, während drei Männer, die sich um einen Flipperautomaten drängten, in Jubelschreie ausbrachen.
    Lucas
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