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Blond wie die Suende

Blond wie die Suende

Titel: Blond wie die Suende
Autoren: Barbara McCauley
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„Vielleicht gefallen Ihnen ja solche Spielchen.”
    Ihre gefesselten Füße schnellten vor, und er schrie auf, als sie ihn am Schienbein trafen.
    Als sie zu einem zweiten Tritt ausholte, sprang er jedoch rasch beiseite und rieb sich das Bein.
    „Ich wollte Ihnen nicht wehtun. Aber Sie verstehen es, einen Mann umzustimmen”, erklärte er unwirsch.
    Als sie das Kinn reckte und ihm einen verächtlichen Blick zuwarf, fiel Killian auf, wie zart ihr Gesicht war. Sie hatte hohe Wangenknochen, eine makellose glatte Haut und volle, sinnliche Lippen. Schade, dass sie nicht wusste, wann sie ihren schönen Mund halten musste.

    „Sie machen mir keine Angst.” Tapfer hob sie den Kopf. „Ich habe vier Brüder, einer ist gemeiner als der andere. Sie werden Sie gnadenlos verfolgen, und wenn sie mit Ihnen fertig sind, werden die Leute Sie ,Fetzen’ statt ,Blitz’ nennen.”
    Unwillkürlich musste er lachen. Er bewunderte ihren Mut, besonders da sie nach wie vor gefesselt war. Ob das mit den Brüdern gelogen war, konnte er nicht beurteilen, aber ihre Angaben, warum sie sich hier in den Bergen aufhielt, waren mit Sicherheit falsch.
    Er hob ihren Rucksack auf und ließ ihn neben sie auf den Bo den fallen. „Na, was ist denn das?” Er lächelte. „Wollen wir mal nachsehen?”
    „Das ist mein persönliches Eigentum, und wenn Sie wissen, was gut für Sie ist, lassen Sie die Finger davon”, warnte sie ihn. Doch er hörte den unsicheren Unterton heraus.
    „Blondie, wenn ich wüsste, was gut für mich wäre, hätte ich Sie gefesselt am See liegen lassen.”
    Wie um seiner Behauptung Nachdruck zu verleihen, zitterten die Scheiben vom Donner, und der Regen trommelte lauter aufs Dach. Sie hatten den Geruch nach Regen mit hereingebracht, und die Luft in dem kleinen Ferienhaus war mehr als schwül.
    Cara biss die Zähne aufeinander, als er ihren Rucksack öffne te.
    Er holte eine teure Kamera heraus und pfiff anerkennend durch die Zähne. „Mit der können Sie sogar Aufnahmen von einem Mondkrater machen.”
    „Ich mache Aufnahmen für Illustrierte, und dafür brauche ich eine erstklassige Ausrüstung.”
    „Dann nehme ich an, wird dieser Film …”, er ignorierte ihr Luftschnappen, öffnete die Kamera und nahm den Film heraus, „… nur Bilder des gelbbäuchigen Spechts enthalten, oder?
    Im Ort kann man die Fotos in einer Stunde entwickeln lassen. Wie wäre es, wenn ich ihn für Sie dort hinbringe?”
    „Wie wäre es, wenn Sie ins Gras beißen?” entgegnete sie ho nigsüß.
    Diese Erwiderung entlockte ihm ein Grinsen. Erne ut richtete er seine Aufmerksamkeit auf ihren Rucksack, zog eine kleine braune Lederbrieftasche heraus und klappte sie auf. „Mal sehen, ob Sie noch einen anderen Namen haben als Blondie. Ach ja, Sinclair steht hier.” Er hielt ihren Führerschein hoch. „Cara Sinclair.” Er schaute ruckartig auf. „Aus Philadelphia?”
    Sie erwiderte nichts, warf ihm nur vernichtende Blicke zu, während ihr die Regentropfen von der Nase liefen. So weit Killian wusste, hatte Jordan keine Agenten in Philadelphia. Und für seine Chefin gäbe es keinen Grund, nur für eine einfache Überwachung einen ihrer Agenten loszuschicken. Er starrte die Frau an und überlegte kurz, ob er sich geirrt haben könnte.
    Nein, sie hatte gelogen. Möglicherweise war sie keine Agentin, aber gelogen hatte sie mit Sicherheit.
    Warum hatte sie ihn bloß beobachtet?
    Ihr Führerschein war echt. Er konnte einen gefälschten aus zehn Metern Entfernung erkennen. Ihre Beschreibung stimmte auch, so weit er es beurteilen konnte: ein Meter sechsundsiebzig, blond, grüne Augen, zweiundsechzig Kilo. Sie war sechsund zwanzig und wohnte in einem Apartment in der Brooks Avenue in Philadelphia.
    Killian ignorierte ihre Proteste und besah sich den Rest ihrer Ausrüstung. Ein Fernglas, eine Wasserflasche, eine Packung ge trocknete Aprikosen, drei Filme. Nichts, um sie mit Jordan oder irgendeinem anderen Geheimagentenring in Verbindung zu bringen. Es befand sich aber auch nichts darunter, was ihre Angaben bestätigte.
    „Wenn Sie fertig sind”, bemerkte sie frostig, „können Sie meine Fesseln lösen.”
    Würde er nicht noch deutlich den Stoß spüren, den sie ihm mit dem Knie versetzt hatte, oder den Tritt gegen das Schienbein, hätte Killian den Mut dieser Frau bewundert. Selbst gefesselt und durchnässt nahm sie die Haltung einer Aristokratin ein.
    Er warf den Rucksack auf die abgewetzte Ledercouch, die vor dem Kamin stand, und hockte sich neben Cara.
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