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Blond und gefährlich

Blond und gefährlich

Titel: Blond und gefährlich
Autoren: Carter Brown
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überlegen, ob er Thorpe
erschießen soll, der den überzeugenden Eindruck eines tobenden Irren macht. Und
so reißen Sie, um Ihren grandiosen Plan nicht ruiniert zu sehen, das Gewehr aus
Mercers Hand und schießen eigenhändig Thorpe eine Kugel in die Brust.
    Während Sie noch die Bilder
einsammeln, trifft plötzlich Iris Mercer ein. Sie verdrücken sich beide durch
die Hintertür hinaus. — Mercer versteckt sich im Gras — und Sie gehen zum Hauptlichtschalter
in der Hoffnung, Iris so erschrecken zu können, daß sie aus dem Haus
verschwindet. Das gelingt auch, als Sie die Lichter auf einen Schlag zum
Erlöschen bringen. Und sie rennt geradewegs ins Scheinwerferlicht meines Wagens
hinein. Sie schalten die Lichter wieder ein, rennen zu Mercer hinaus und
bringen ihn dazu, meine Scheinwerfer zu zerschießen, um Ihnen mehr Zeit zur
Flucht zu verschaffen.
    Sie haben sich im Wagen sicher
pudelwohl gefühlt, alter Freund, nicht? Anstatt daß Mercer Thorpe umgebracht
hat, haben Sie es getan. Anstatt daß Mercer einer Anklage wegen Mordes
entgegensah, waren Sie es! Vielleicht glaubten Sie, Sie hätten keine andere
Wahl, als Sie den Wagen ein paar Kilometer weiter unten an der Straße unter
einem Vorwand zum Halten brachten und dann Mercer bewußtlos schlugen, bevor Sie
den Gewehrlauf unter seinem Kinn ansetzten und abdrückten. Selbstmord eines
Mörders — Fall abgeschlossen! Nur diese vier Aktbilder waren im Haus,
ausgebreitet über Thorpes Unterleib, nämlich da, wo Sie sie aus lauter Panik
hinfallen ließen, als Sie hörten, wie sich Iris Mercers Wagen näherte.«
    »Eine prachtvolle Story, Al!«
Gil lächelte mir voller Wärme zu, und seine Finger schnippten nach wie vor
leise. »Sie enthält auch eine schreckliche Warnung! Die entsetzliche Gefahren
von Indizienbeweisen. Wie ein Spitzenfachmann wie Sie, alter Freund, um eine
Reihe von Ereignissen herum eine solch verdammte Geschichte ausspinnen kann,
ohne auch nur einen einzigen Fetzen echten Beweismaterials zu liefern...« Er
schüttelte langsam den Kopf.
    »Wie kommen Sie darauf, es gäbe
keine echten Beweise, Gil?« fragte ich leichthin.
    »Sie haben jedenfalls keine
geliefert.« Die langen Wimpern senkten sich anmutig.
    »Dazu besteht im Augenblick
auch keine Notwendigkeit«, sagte ich. »Ich werde Sie wegen Mordverdachts
verhaften, und dazu reicht das, was ich habe, vorläufig gut aus.«
    »Mein Rechtsanwalt wird mich
binnen einer Stunde wieder losgeeist haben«, sagte er verächtlich.
    »Ich mache Ihnen einen
Vorschlag, Gil«, sagte ich. »Ich verzichte darauf, Ihnen zu erklären, wie man
eine Werbekampagne startet, und Sie verzichten darauf, mir Belehrungen über
Polizeirecht und Strafprozeßordnung zu erteilen.« Ich
blickte ihn kalt an. »Verstehen Sie denn nicht, Sie kleiner Widerling! Ich
verhafte Sie wegen vorsätzlichen Doppelmordes! Sie haben ebensoviel Chancen,
gegen Kaution freigelassen zu werden wie durch die Luft zu fliegen, wenn Sie
mit den Armen wedeln!«
    »Und nach wie vor keine
Beweise!« fuhr er mich an.
    »Ich glaube, ich habe
vergessen, daß ich auch Liz als Komplicin verhaften werde.« Ich ließ ihm ein
paar Sekunden Zeit, das zu verdauen, und fügte dann hinzu: »Wie lange, glauben
Sie, wird Liz einem ununterbrochenen polizeilichen Verhör widerstehen können,
alter Freund? Ganz abgesehen von dem Kreuzverhör des Staatsanwalts vor
Gericht.«
    »Ich glaube, Sie haben recht,
Al.« Seine schnalzenden Finger kamen allmählich zum Stillstand, dann seufzte er
leise und zuckte die Schultern. »Das ist es dann wohl.«
    Ich hätte nicht vergessen
dürfen, daß ich nicht nur mit einem Psychopathen zu tun hatte, sondern auch mit
einem brillanten Psychopathen, was das betraf! Jedesmal, wenn er sich vorher in
Wut hineingesteigert hatte, war das mit sich beschleunigenden Aktionen
verbunden gewesen. Die Alarmbereitschaft in seinen Augen und die immer
schneller schnippenden Finger, die am Ende etwas unbeherrscht Rasendes hatten.
Ich hatte eben beobachtet, wie das Ganze umgekehrt ablief, wie die Finger
langsamer schnalzten und ruhig wurden, wie in seine Augen ein Ausdruck von Resignation
trat, ebenso wie in seine Stimme. Und so beugte sich der große polizeiliche
Spitzenexperte vor, um seinen Zigarettenstummel im nächsten Aschenbecher
auszudrücken, der zufällig auf der Armlehne von Natalies Stuhl balancierte. Als
ich mich wieder aufrichtete, zeigte der Lauf der Pistole, die Lane in der
rechten Hand hielt, genau auf meinen Magen.
    »Sie verschwenden Ihre
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