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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam
Autoren: Walter Farley
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die er während der vergangenen sechs Monate in sämtlichen Fachzeitschriften hatte erscheinen lassen:

    Wir suchen
    zuverlässigen Mann für Rennstall.

    Verlangt werden: Berufserfahrung im Umgang mit und im Reiten von jungen Pferden, sauberer Charakter, gute Referenzen.
    Geboten werden: Angemessene Entlohnung, gute Sozialleistungen, möblierte Wohnung,
    Angebote sind zu richten an: Hopeful-Farm, Postfach 37, Millville, New York.

    Alec hatte mit der Anzeige nicht besonders viel Erfolg gehabt. Er hatte verschiedene Männer angestellt, die sich für die Stelle gemeldet hatten, aber keiner war wirklich zuverlässig gewesen. Es war schwierig, gute Arbeitskräfte zu bekommen, und noch schwieriger, sie zu behalten.
    Die Hopeful-Farm war eine Aktiengesellschaft, deren Hauptaktionäre Alecs Eltern und Henry Dailey, der Trainer, waren. Offiziell hatte Alec die Stellung eines Jockeys inne, der für den Stall der Hopeful-Farm ritt, weil ein Rennpferd nicht von seinem Besitzer geritten werden durfte. Während Alecs Eltern auf der Farm weilten und sein Vater die Anstellung ortsansässiger Kräfte für Unterhaltsarbeiten besorgte, war es Alecs Aufgabe, den Berufsreiter zu finden, der die Zweijährigen einzufahren und zu trainieren hatte Alec konnte sich nicht selbst mit den jungen Pferden abgeben, denn zusammen mit Henry Dailey trainierte er in New York den Sommer über Blitz, ihren großen Champion. Doch von Zeit zu Zeit konnte sich Alec für einige Tage freimachen, um daheim seinem Vater etwas von der riesigen Arbeitslast abzunehmen, welche die Leitung der Farm mit sich brachte.
    Enttäuscht und ungeduldig ging Alec zum Fenster, von wo man auf die Gehege hinabblicken konnte, in denen die Zweijährigen auf dem saftigsten Gras spielten und weideten, das man sich vorstellen konnte. Black Sand war auch unter ihnen; er schien seine Freiheit zu genießen. Wenn sich der rechte Mann für die Pferde nicht finden ließ, überlegte Alec, so war es wohl am besten, die Jungtiere auf der Weide zu lassen, bis Henry und er Zeit hatten, sich mit ihnen zu befassen.
    Alec beobachtete die Pferde aufmerksam. Einige waren noch unsicher auf den Beinen, aber alle waren sie von einer bestechenden kraftvollen Schönheit. Ihre langen, dichten Mähnen und ihre glatten Felle — schwarz, braun, fuchsfarben und grau — glänzten wie Seide in der Morgensonne. Die tiefen Schultern, die muskulösen, geschwungenen Hälse strahlten ungeahnte Kraft, Ausdauer und Lebenslust aus. Es waren Pferde, die ohne Zweifel noch von sich reden machen würden. Die ganze Zukunft der Hopeful-Farm lastete auf ihren jungen Rücken.
    Weiter weg, auf einer angrenzenden Weide, grasten die schweren, doch liebend besorgten Stuten mit ihren kleinen Fohlen. Auch von ihnen hing das Schicksal der Hopeful-Farm ab.
    Plötzlich sah Alec ein Auto auf dem Hauptweg, der zwischen den beiden Weiden durchführte. Es hielt an und setzte sich nach einigen Minuten wieder in Bewegung, um kurz darauf erneut anzuhalten. Offenbar beobachtete der Lenker die Pferde. Der Wagen war ein altes Chevrolet-Modell. Der rechte Kotflügel war eingedrückt und die graue Karosserie über und über mit bunten Blumen bemalt. Schließlich schwenkte er in Richtung auf das Stallgebäude ab und verschwand aus dem Blickfeld. Gäste waren vor neun Uhr nicht erwünscht, und Alec bereute es, das Haupttor nicht geschlossen zu haben. Die Tafel am Ende des Weges wies in sein Büro, und Alec wappnete sich gegen diesen Besuch, der ihm so ungelegen kam. Er nahm sich vor, höflich zu sein, aber nicht viel Zeit zu verlieren; sonst würde er damit nicht auch noch fertig werden — nicht nach allem, was an diesem Morgen schon geschehen war.
    Ein junges Mädchen erschien in der offenen Tür und sagte: »Guten Morgen, Sonne — ich meine: Sir!« Sie korrigierte sich schnell, aber ohne jede Verlegenheit.
    Alec war gänzlich unvorbereitet auf weiblichen Besuch. »Sonne?« fragte er verwirrt. Das Mädchen war gewiß nicht älter als er.
    Sie lachte. »Ich weiß, es klingt komisch. Aber ich sage es am Morgen immer, und die Leute sehen mich jeweils ganz verdutzt an — genau wie Sie jetzt. Ich glaube, ich sage es, weil ich guter Laune bin, wenn die Sonne scheint. Und manchmal bin ich ganz besonders gut aufgelegt — heute zum Beispiel.« Sie blickte durchs Fenster. »Herrliche Pferde! Sie sind noch schöner, als ich erwartete, und dabei habe ich sehr viel erwartet.«
    »Und wenn die Sonne nicht scheint?« fragte Alec und wunderte sich
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