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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam
Autoren: Walter Farley
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ein. »Er ist der einzige der ganzen Gruppe, den ich Sie nicht reiten lassen kann. Wählen Sie einen andern!« Er hatte an diesem Tag schon genug Schwierigkeiten wegen Black Sand gehabt.
    Sie wandte sich um und blickte wieder zu dem jungen Hengst hinüber. Er war ganz dunkelbraun, fast schwarz; von der Stirne zu den Nüstern lief ein breites Band, und die Beine waren alle weiß gestiefelt. »Aber warum denn?« fragte sie schließlich.
    »Er ist der einzige, der seit mehr als einem Monat nicht mehr geritten worden ist«, gab Alec zurück. »Es wäre Ihnen gegenüber einfach nicht fair. Dies soll ja keine Prüfung und keine Herausforderung sein; ich will Sie nur auf einem jungen Pferd reiten sehen.«
    Black Sand war in der Nähe stehengeblieben und betrachtete sie neugierig. Seine Flanken waren mit Schweiß bedeckt; immer wieder warf er den Kopf zurück und wieherte.
    »Sind Sie um mich besorgt oder um das Pferd?« wollte Pam wissen. »Um Sie. Er ist von Vulkan, dessen Söhne stets sein Temperament haben; die Mutter war eine auswärtige Stute. Sein Besitzer kam nicht zurecht mit ihm.«
    Der junge Hengst stand so nahe bei ihnen, daß Pam die tiefen Narben in seinem Körper sehen konnte. »Von einer Peitsche?« erkundigte sie sich nach einem Augenblick des Schweigens.
    Alec nickte. »Bevor er zu uns kam«, sagte er.
    »Hoffentlich haben Sie dem Besitzer eine Lektion erteilt.«
    »Wir haben ihn verklagt und das Pferd von ihm wegbekommen.«
    »Ein solcher Mensch wird sich kaum je ändern«, meinte sie traurig, »aber das Pferd wird es.« Mit einem Satz sprang sie plötzlich vom Zaun herunter und packte den Hengst beim Halfter. Die Schnelligkeit ihrer Bewegung verblüffte Alec — und wahrscheinlich auch das Pferd.
    Aus Black Sands tiefliegenden Augen sprach keine Bosheit, nur Wut, ein Funke erst, dann Feuer — Wut darüber, festgehalten zu werden. Er versuchte sich zu bäumen, doch Pam hielt ihn zurück.
    »Er ist schon in Ordnung«, rief sie Alec zu. »Wenn Sie mich ihn reiten lassen, werden Sie ihre Entscheidung leicht fällen können. So oder so werden Sie in den nächsten Minuten Bescheid wissen.«
    Alec nahm ihre Herausforderung an, weil er wußte, daß Pam recht hatte. Er spürte, daß er die verschiedenen Phasen des bevorstehenden Kampfes genau Voraussagen konnte. Sollte sie mit Black Sand wirklich fertig werden, so würde er sie auf jeden Fall anstellen, denn dieses Kunststück war den Männern auf der Farm noch nie gelungen.
    Der Hengst schnaubte, und Pam suchte ihn mit einer Liebkosung zu besänftigen. Seine Nüstern waren gebläht, und seine Augen blitzten. Er schob seinen großen Körper gegen den ihren, und sie schalt ihn: »Ich brauche nicht stark zu sein, um den Mut zu haben, dich zu reiten. Du gehörst einem, der am besten weiß, was für dich gut ist.«
    Alec trat zu ihnen und hakte am Halfterring eine Führleine ein. »Also gut«, sagte er ruhig.
    Zusammen gingen sie mit Black Sand vom Gehege zum Trainingsstall. Sie legten ihm das Zaumzeug an, und er war so darauf erpicht, endlich loslegen zu können, daß er in einem fort umhertänzelte. Dann führte ihn Alec zur eingezäunten Koppel zurück. »Probieren Sie’s hier mit ihm«, riet er. »Hier kann er ihnen nicht davonlaufen.«
    Pam blickte dem Pferd in die Augen, die ganz feucht waren und glänzten. Sie fuhr ihm mit der Hand über das linke Auge und schloß das Lid, während sie mit der anderen Hand das Maul streichelte. Ganz leise begann sie eine Melodie zu summen, aber der Hengst hörte sie.
    Alec wartete, aber nicht mehr ungeduldig. Er wußte, was sie zu tun versuchte. Black Sands Ohren waren hoch aufgestellt und gegen Pam gerichtet. Sie summte weiter. »Sie können zurückgehen«, sagte sie schließlich. »Jetzt ist alles in Ordnung.«
    Alec zögerte; er wollte ihr beim Aufsitzen helfen, aber sie bestand darauf, daß er sie allein ließ. »Ich brauche Sie nicht. Bitte!« bat sie ihn.
    Sie nahm ihre Hand vom Auge des Hengstes, und ehe Alec sich’s versah, saß sie mit einem einzigen Schwung im Sattel. Jeder Muskel ihres Körpers hatte die Bewegung mitgemacht. Eins zu null für sie, dachte Alec. Das Pferd bäumte sich, und Alec war gespannt, wie Pam reagieren würde. Diese üble Angelegenheit war auf die Schläge zurückzuführen, die Black Sand von seinem früheren Herrn jeweils bekommen hatte. Immer mußte man befürchten, daß der Hengst hintenüberfiel und seinen Reiter mit sich riß.
    Pam vereitelte seinen ersten Versuch, indem sie sich mit
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