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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam
Autoren: Walter Farley
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aber seien sie vorsichtig!« mahnte Alec. Er spürte, daß sie genau wie das Pferd kaum warten konnte, wieder loslegen zu können.
    Sie beugte sich über den Widerrist des Hengstes und flüsterte in sein Ohr: »Los!« Black Sand stürzte mit einem wilden Satz nach vorn, aber Pam war darauf gefaßt.
    Alec sah ihnen nach; dann rannte er zu seinem Jeep. Wenn er auf die andere Seite der Weide hinüberfuhr, konnte er den größten Teil ihres Rittes verfolgen. Nicht daß er sich eines andern besinnen würde, was die Anstellung Pams betraf — er wollte vielmehr das bestätigt sehen, was er schon wußte.

    DRITTES KAPITEL

Im Flug über die Wiesen

    Das junge Mädchen und sein Pferd jagten über die Wiese. Ein roter Kardinal wurde durch ihren Ansturm aus dem Dickicht gescheucht. Sein lauter, scharfer Schrei erhob sich über das dumpfe Dröhnen der Pferdehufe. Von irgendwo herab ertönte das Krächzen von Krähen und das Kreischen eines Habichts. Sie alle schimpften auf die beiden Störenfriede, die da in die Ruhe über der Wiese drangen.
    Vor der bewaldeten Anhöhe bremste Pam den Hengst beinahe zum Schrittgehen ab und folgte einem von Hufen festgetretenen Weg in den Wald. Sie fuhr Black Sand liebevoll über den vielgeschlagenen Hals; bei der Berührung schoß er wieder vorwärts. Sie lachte still und gab nach. Sie ließ es zu, daß er zu immer weiteren Sprüngen durch den Wald ausholte. Der Weg war frei und gut begehbar; es war nicht nötig, im Schritt zu gehen, wenn Black Sand so voller Tatendrang war.
    Ein weicher Moosteppich glitt unter den fliegenden Hufen des Hengstes hindurch. Eichhörnchen, unter dem Donner, der da auf sie herabkam, von blinder Furcht ergriffen, hasteten zu den nächstgelegenen Bäumen und kletterten um ihr Leben. Ein wildes Kaninchen duckte sich ängstlich in eine Mulde. Black Sand fegte auch über Lichtungen, die mit unzähligen wilden Blumen übersät waren — Löwenzahn, Hahnenfuß — Tausende farbiger Blumenköpfe, die sich im Frühlingswinde wiegten.
    Der Weg wurde schmaler, und die Bäume und Büsche schlossen sich immer enger um die beiden. Pam setzte die Geschwindigkeit auf einen Kanter herunter und achtete darauf, daß Black Sand keine Hindernisse im Wege standen. Lange, biegsame Ruten schlugen ihr gegen den Körper.
    Unvermittelt bäumte sich der Hengst hoch auf, stieß einen wilden wiehernden Schrei aus und sprang mit einem einzigen Satz vom Weg. Pam gelang es, sich im Sattel zu halten. Es war ihr klar, was geschehen war: Die Zweige waren auf Black Sand niedergefahren, und er hatte sie für Peitschenhiebe gehalten.
    Die Bäume drängten sich immer näher an Pam, während Black Sand durch das Gehölz brach und sich ihren Händen bei jedem Schritt widersetzte. Mehrmals schnellten die Zweige gegen seinen Körper, bevor er endlich das offene Feld erreichte. Jäh hielt er ein und schleuderte sich nach oben, dann sprang er nach vorn und schlug aus. Pam glitt aus den Steigbügeln und wurde kopfvoran durch die Luft katapultiert. Blitzschnell zog sie die Beine eng an den Körper und legte die Arme schützend um den Kopf — dann schlug sie heftig am Boden auf. Wie ein Ball rollte sie weiter.
    Als sie die Augen aufschlug, sah sie Black Sand unweit von ihr stehen. Langsam und vorsichtig bewegte sie den Kopf von einer Seite auf die andere, dann probierte sie ihre Glieder eines nach dem andern aus. Sie hatte wohl Quetschungen erlitten, aber nichts gebrochen. Sie blieb ganz still liegen und ließ den Hengst nicht aus den Augen. »Du hast mir keinen Streich gespielt«, rief sie zu ihm hinüber. »Es war meine Schuld — ich habe nicht genug aufgepaßt.«
    Ihr Gesicht war gegen die harte Erde unter dem dichten Gras gepreßt. Der Morgen war plötzlich eigenartig still geworden, kein Laut war zu hören, kein Schrei eines Vogels oder sonst eines Tieres — nichts. Ein leichtes Lüftchen strich über die Wiese und kühlte Pams Stirn. Sie drückte sich noch tiefer ins Gras und sog seinen frischen Duft ein. Ohne ihren Blick vom Pferd zu nehmen, begann sie eine Melodie zu summen. Black Sand, der kaum zwölf Schritte von ihr entfernt war, hörte sie. In seinen Augen war weder Schreck noch Wildheit zurückgeblieben. Leise summte Pam weiter, aber die Töne drangen an sein Ohr.
    Schließlich richtete sie ihren steifen Oberkörper auf und rief den Hengst. Ihre Stimme klang so sanft und zärtlich wie ihr Summen. Eine geraume Weile verstrich. Black Sand begann wieder zu grasen, dann hielt er inne, um wieder zu ihr
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