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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam
Autoren: Walter Farley
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und ertappte sich plötzlich dabei, wie er wieder an Pam dachte. War es falsch gewesen, Henry nicht gleich zu sagen, daß er ein Mädchen angestellt hatte? Aber der Trainer hatte sich ja gar nicht erkundigt, wie es auf der Farm ging; er war zu sehr mit den Vorbereitungen auf das Rennen beschäftigt gewesen. Nun war bereits eine knappe Woche verflossen, und Alec fragte sich, wie es Pam mit Black Sand und den anderen wohl erging.
    Beim Starttor verließ ihn Henry. Zwischen den Ohren seines Hengstes hindurch sah Alec die Sonne hinter die Wolkenkratzer New Yorks sinken. Sein Blick streifte die anderen Pferde. Sie brauchte er nicht zu fürchten; es waren nur ihre Reiter, die ihn schlagen konnten. Sie gehörten zu den besten der Rennwelt und würden den kleinsten Fehler, der ihm unterlaufen mochte, zu ihrem Vorteil ausnützen, ja sie würden gar alles daran setzen, daß er einen groben Fehler machte, der Blitz den Sieg kosten würde.
    Zu seiner Rechten und zu seiner Linken waren sie und bewegten sich im Kreise herum, bis die Starthelfer ihre Pferde in die engen, ausgepolsterten Startboxen führen würden. Alle ritten langsam, die Peitsche in der Hand und startbereit. Ihre Gesichter waren völlig ausdruckslos, als ob sie aus Holz geschnitzt gewesen wären. Die Körper unter den glänzenden Jockey-Seidenblusen waren hart und durchtrainiert. Die schmalen und entschlossen aufeinandergepreßten Lippen und die zusammengekniffenen Augen sahen unsagbar hart aus.
    Alec war einer der ihren, und dies schon seit geraumer Zeit. Er dachte an Pam und an die reine Freude in ihrem Gesicht, als sie Black Sand geritten hatte. Ob es wohl darum war, daß er sie um sich haben wollte — damit sie ihn an Dinge erinnerte, die er längst vergessen hatte?
    »Schluß jetzt! Komm zur Sache!« ermahnte er sich.
    Kurz darauf lenkte er Blitz in Abteil Nummer 1. Die anderen Reiter folgten ihm in die Startmaschine. Ihre Stimmen erhoben sich hart und arrogant über den Lärm, als sie einander und dem Starter zuriefen. Sie alle hegten größte Zuversicht in ihr eigenes Können, das es ihnen ermöglichen würde, aus ihren Pferden das Äußerste herauszuholen. Ihre Körper nichts als Knochen und Muskeln, saßen sie in ihren Startboxen und warteten.
    Alec zog seine Schutzbrille über die Augen herunter, während sich seine Augen auf das weite, verlassene Schlachtfeld vor ihm hefteten. Er war bereit zu starten: die Beine angewinkelt, den Oberkörper nach vorne gelegt, die Schultern eingezogen, die Muskeln angespannt. Er preßte sein Gesicht an Blitz.
    »Das herrlichste aller Geschenke ist ein edles Pferd«, hatte Pam gesagt, aber er durfte jetzt nicht an sie denken.
    Die Startglocke erklang, und die Tore flogen auf. Instinktiv ließ Alec die Zügel durch die Hände gleiten, und seine Stimme gesellte sich zu den anfeuernden Rufen der andern Reiter: »Ho! Ho! Ho!«
    Plötzlich schlossen sich seine Hände wieder fester um die Zügel, mehr pressend als ziehend, als ein Pferd sich unmittelbar vor Blitz schob und dort blieb. Alec spähte nach Laufraum; er wußte, daß er sich hatte überrumpeln lassen. Er schalt sich selbst, weil er seine Gedanken bei Pam gehabt hatte, weil er überhaupt an etwas anderes als an das Rennen hatte denken können. Er wandte jeden Kniff an, den er kannte, um seinen Hengst vom Gedränge rund um ihn freizubekommen.
    Seine Peitsche sauste durch die Luft — ohne Blitz zu berühren; er versuchte bloß, das Rudel der andern wegzuschrecken. Der Wind trug seine Rufe zu den anderen Jockeys; es waren die drohenden und herausfordernden Rufe eines Reiters, der um Laufraum, ja vielleicht um sein Leben kämpfte. Er trieb Blitz die Hacken in die Seiten, und seine Hände fuhren brutal nach vorn, um das Pferd mit aller Kraft vorwärts zu drängen.
    Sie rasten die lange hintere Gerade hinunter. Es waren 600 Meter bis zum hinteren Bogen, 400 Meter im Bogen und nochmals 400 zurück. Er mußte Blitz unbedingt vor dem Bogen freibekommen und lospreschen lassen, denn die langen Schritte des Hengstes machten es schwierig, Kurven zu nehmen, und er konnte leicht hinausgedrückt werden und Boden verlieren. Vielleicht war die verbleibende Distanz auf der Geraden sogar zu kurz, um die Spitze des Feldes einzuholen.
    Alec schaute nach einer Lücke im Verkehrschaos aus. Er ließ Blitz etwas vorstoßen, ohne recht zu wissen, wohin er gehen sollte, aber die Hauptsache war, daß er ging, denn er mußte einfach handeln. Er war nicht nur wütend auf sich selbst — er
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