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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes
Autoren: Walter Farley
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weiter den Gang entlang.
    Alec liebte Feuerteufel, wenn auch nicht so wie seinen Vater, den Hengst Blitz. Feuerteufel war Henrys Pferd und nach des Trainers Ansicht das beste, das sie je besessen hatten. Henry hatte es zu einem erstklassigen Rennpferd gemacht. Einerseits war Feuerteufel ehrgeizig, anderseits gehorchte er dem leisesten Druck von Schenkel oder Zügel. Aus diesem Grund war er auch ein ausgezeichneter Zuchthengst geworden. Er war zu gut erzogen, um aggressiv zu reagieren, wenn er an einem anderen Hengst oder einer harmlosen Stute im Stall vorbeiging. Er wußte, was ihm zustand und was nicht. Vor allem aber war er zufrieden mit seinem Leben auf der Farm, und das erleichterte den Umgang mit ihm.
    Ganz anders dagegen Blitz! Er stand sozusagen immer auf Zehenspitzen, sich jedes Schrittes bewußt, horchte auf jedes Flüstern im Stall und war stets bereit, alle zum Kampf herauszufordern, die in seine Nähe kamen. Weder Alec noch jemand anders hatte aus Blitz je etwas »machen« können. Er war eher gezähmt als dressiert. Und zahm war er nur, weil Alec ihn freundlich bat, und der Hengst freiwillig gehorchte. Mit Blitz kämpfte man nicht.
    Als Alec vor dem Stall des Hengstes stehenblieb, stand Blitz vor dem offenen Fenster. Die Sonnenstrahlen strömten über seinen Leib. Alec sprach ihn leise und freundlich an. Ein Muskel in der herrlich glatten Haut des Pferdes zuckte, dann noch einer und noch einer. Aber das Tier wandte sich nicht vom Fenster ab.
    Alec wußte wohl, daß es ihn trotzdem bemerkt hatte und sprach weiter auf das Pferd ein. Die Brust des Hengstes blähte sich, und seine Nüstern bebten. Und plötzlich drehte er sich zu Alec um und kam mit leuchtenden Augen auf ihn zu.
    Alec trat in die Box, zu den Kopf des Tieres zu sich herunter und liebkoste es, wobei seine Finger nach Stellen suchten, an denen Blitz besonders gern gestreichelt werden mochte, weil sie für ihn selbst unerreichbar waren. Der Hengst senkte den Kopf immer mehr, so daß Alec ihn auch hinter den kleinen Ohren kraulen konnte. Dabei drückte er ihn an sich. Ach, wie gut tat es ihm, bei seinem Pferd zu sein, denn dahin gehörte er.
    Blitz beugte seinen langen, anmutigen Hals, seine Nüstern zitterten und sogen die Luft ein. Er verhielt sich ganz ruhig und genoß Alecs Berührung, während sein langer Schwanz zufrieden hin und herfegte. Es konnte kein herrlicheres Pferd geben. Blitz war ein vollkommenes Geschöpf, vollkommen in der Harmonie seines muskulösen Körperbaus. Und er war so klug, wie er schön war. Viel zu gescheit, um sich unter Henrys oder eines anderen Willen zu beugen. Auch liebte er seine Freiheit zu sehr, um sein Leben im Stall zu verbringen. Blitz gedieh am besten im Wind und im wogenden, grünen Gras.
    »Tut mir leid«, murmelte Alec ihm zu, »daß es so kommen würde, habe ich nicht gewollt. Aber nun gibt es für uns keinen Weg mehr zurück. Wir stecken zu tief drin. Ich weiß nicht, wie wir es anstellen könnten, wieder frei zu sein — so frei wie einmal vor langer Zeit.«
    Alec betrachtete Blitz aufmerksam. Sicher war das Pferd mit seiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit nicht zufrieden. Aber es hielt sich in seinem großen Gehege selbst in Form, und kein Gramm Fett war zuviel an ihm. Blitz machte auch nicht den Eindruck, von den vielen Rennen, die er gelaufen war, abgekämpft oder ausgepumpt zu sein. Jede seiner Bewegungen war rasch und federnd und paßte zu seinem aufmerksamen Blick. Alec wußte, daß sich das Pferd in bester Renn-Kondition befand, obwohl es keine Rennen lief.
    Der Hengst spitzte die Ohren, als Alec fortfuhr, mit ihm zu reden. Seine Worte hatten meistens keine Bedeutung, aber der Klang seiner Stimme und ihr Rhythmus waren wichtig, um miteinander Kontakt aufzunehmen. Blitz wieherte zur Antwort mit weitgeblähten Nüstern und funkelnden Augen.
    »Wenn du doch mit mir nach Frankreich gehen könntest!« sagte Alec. »Ich werde allerdings nur ein paar Tage fort sein, und diesmal kann ich dich wirklich nicht mitnehmen. Sobald ich wieder da bin, unternehmen wir etwas zusammen, was wirklich Spaß macht. Das verspreche ich dir.«
    »Kann ich ihm das wirklich versprechen?« fragte sich Alec. Was würde Henry dazu sagen? Und wie ging es überhaupt weiter? Alec trug schließlich seinen Teil der Verantwortung. Und wenn dann im Februar die Deckzeit kam, hatte Blitz auch Pflichten. Immerhin lagen zwischen Weihnachten und Februar ein paar Wochen, da die Arbeit nicht so drängte. Wenn er nur etwas weniger
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