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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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die Klappe zu.
    Lindholm, wenn er wirklich so hieß, war, wenn nicht aus meinen Gedanken, so wenigstens aus meinem Gesichtskreis verschwunden. Er hatte wie ein Schwein geblutet. Eine große, rote Lache breitete sich am Straßenrand aus. Mein Jackett und die Hose waren ebenfalls reichlich blutverschmiert. Dagegen konnte ich im Augenblick nicht viel unternehmen, nur die Blutpfütze bedeckte ich mit Lavastaub. Ich klappte die Motorhaube des Volkswagens zu, setzte mich ans Steuer und drückte auf den Anlasser. Lindholm war nicht nur mordlustig gewesen, er hatte auch wie gedruckt gelogen - der Motor sprang nämlich sofort an. Ich setzte den Wagen zurück und ließ ihn über der blutbefleckten Stelle stehen. Es war kaum zu vermeiden, daß das Blut bemerkt wurde, wenn der Volkswagen schließlich abgeholt würde, aber ich wollte mein möglichstes tun.
    Nach einem letzten Blick auf den Schauplatz des Verbrechens stieg ich endlich in den Cortina und fuhr davon.
    Erst dann setzte mein Verstand wieder ein. Cooke kam mir in den Sinn, und ich verwünschte ihn in die tiefste Hölle. Dann wandte ich mich praktischeren Überlegungen zu, zum Beispiel der Frage, wie ich Lindholm loswerden konnte. Man sollte meinen, in einem Land, das nur vier Fünftel der Größe von England hat und als Bevölkerung nicht einmal die Hälfte der Einwohner von, sagen wir, Plymouth, müßte es genügend Möglichkeiten geben, eine unbequeme Leiche zu verstecken.
    Das ist schon richtig, aber dieser spezielle Teil Islands, der Südwesten, hat die größte Bevölkerungsdichte, und so einfach war es nun doch wieder nicht.
    Immerhin kannte ich das Land, und nach kurzer Zeit kam mir eine Idee. Ich warf einen Blick auf die Benzinuhr und stellte mich innerlich auf eine lange Fahrt ein - ich konnte nur hoffen, daß der Wagen gut in Schuß war. Denn falls ich irgendwo halten mußte und mich jemand im blutverschmierten Jackett sah, konnte es ganz schön peinlich für mich werden.
    Zwar hatte ich im Koffer noch einen anderen Anzug, aber inzwischen waren auch andere Autos auf der Straße, und ich wollte mich doch lieber unbeobachtet umziehen.
    Der größte Teil Islands ist vulkanisch, vor allem der Südwesten mit seinen düsteren Ausblicken auf Lavafelder, Aschenkegel und Schildvulkane, von denen einige erloschen sind, andere nicht. Bei meinen Reisen war ich einmal auf einen erloschenen Vulkan gestoßen, der mir als letzte Ruhestätte für Lindholm ideal schien. Gegen Ende der zweistündigen Fahrt mußte ich die Straße verlassen und über offenes Land fahren.
    Ich holperte durch eine Wüste aus Vulkanasche und Schlacke, was dem Cortina keineswegs zuträglich war. Das letzte Mal war ich mit meinem Land-Rover gekommen, der für solche Strecken wie geschaffen ist. Die Gegend war genauso, wie ich sie in Erinnerung hatte. Die Caldera war an einer Seite gespalten, so daß man direkt in den Krater hineinfahren konnte, in dessen Mitte sich ein steiniger Vulkankegel befand mit einer Öffnung, durch die bei lange zurückliegenden Eruptionen die heißen vulkanischen Gase herausgeströmt waren. Nur die zum Kraterrand führenden Reifenspuren wiesen darauf hin, daß sich seit der Erschaffung der Erde noch andere menschliche Wesen hier aufgehalten hatten. Die Isländer haben ihre spezielle Form des Motorsports. Sie fahren in einen Krater hinein und versuchen dann wieder hinauszukommen, was nicht gerade einfach ist. Ich habe zwar nie gehört, daß sich jemand bei diesem waghalsigen Sport das Genick gebrochen hat, aber sehr empfehlenswert ist es nicht.
    Ich fuhr mit dem Wagen so dicht wie möglich an den Vulkankegel heran und ging das letzte Stück zu Fuß, bis ich in die undurchdringliche Finsternis der Öffnung hinabblicken konnte. Ich ließ einen Stein hinunterfallen; seine sich immer weiter entfernenden Aufschläge waren lange zu hören. Jules Vernes Held, der ins Innere der Erde vordrang, hätte sich die Sache leichter machen können, wenn er sich statt Snaefellsjökull dieses Loch ausgesucht hätte.
    Bevor ich Lindholm zu seiner letzten Ruhestätte beförderte, durchsuchte ich ihn. Das war unangenehm. Das Blut war noch klebrig, und ich war heilfroh, daß ich mich noch nicht umgezogen hatte.
    Ich fand einen schwedischen Paß, auf Axel Lindholm ausgestellt – aber das hatte nicht das geringste zu bedeuten -, Pässe sind leicht zu beschaffen. Seine sonstigen Habseligkeiten waren uninteressant. Ich behielt lediglich den Totschläger und die Pistole, eine 38er Smith &

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