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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition)
Autoren: Hilary Norman
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Pärchen in den Zwanzigern, beide in T-Shirts und Shorts, schrieb endlose SMS-Nachrichten auf seinen Blackberrys. Einmal legte der Mann der jungen Frau für einen Moment eine Hand aufs Knie, und sie lächelte ihn an.
    Als die Tür aufging und zwei Neuankömmlinge eintraten, sahen Rita Hayworth, der Mann in Schwarz und der iPad-Typ kurz auf, verloren aber gleich wieder das Interesse.
    Die neuen Patienten waren eine Mutter mit ihrer Tochter, mindestens zwanzig Jahre auseinander und doch zum Verwechseln ähnlich. Beide waren dunkelhaarig mit rötlichen Strähnchen, teuer gekleidet und schlank, und beide trugen große dunkle Tiffany-Sonnenbrillen, die keine von ihnen abnahm.
    Die Mutter meldete sie bei der Sprechstundenhilfe an, während die jugendliche Tochter sich einen Platz suchte, eine alte Cosmo -Ausgabe in die Hand nahm, sie aufschlug, wieder zuklappte und zurück auf den Tisch warf.
    Sie wartete, bis ihre Mutter sich neben sie setzte.
    »Ich gehe da nicht rein«, sagte sie leise.
    »Aber sicher.« Die Mutter sprach mit leichtem spanischem Akzent.
    »Nein.«
    »Du hast versprochen, dich von dem Doktor ansehen zu lassen.«
    Die Anspannung in der Stimme der Mutter war hörbar, sodass mehrere Leute den Blick hoben.
    »Ich hab’s mir anders überlegt. Ich halte das nicht aus.«
    »Du benimmst dich albern.«
    »Und von wem habe ich das wohl, Mama?«
    In der Stimme des Mädchens lag ein Beiklang von Hysterie. Ihre Mutter versuchte, ihre Hand zu nehmen, aber die Tochter zog sie blitzschnell fort.
    »Ich verstehe dich ja, Schatz, mehr als irgendwer sonst, aber sie sind entzündet.«
    »Du bist scheinheilig. Du kannst ja nicht mal das Wort sagen.«
    »Hör auf, Felicia.«
    »Augen«, sagte das Mädchen schaudernd. » Augen . Du hast einen Freak aus mir gemacht, und es ist grausam von dir, mich hierher zu schleifen.«
    Inzwischen hörten alle zu, auch wenn die meisten versuchten, die beiden nicht offen anzustarren.
    »Für mich ist das auch nicht leicht«, flüsterte die Mutter. »Das weißt du.«
    »Dann werde ich es leichter für dich machen«, sagte das Mädchen.
    Und stand auf.
    »Was hast du vor?«, fragte die Mutter.
    »Ich gehe«, antwortete das Mädchen.
    Und ging zur Tür hinaus.
    Die Mutter schnappte verzweifelt nach Luft. Dann stand sie auf und blickte hilflos zur Sprechstundenhilfe hinüber.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte sie.
    »Mrs. Delgado …«, begann die Sprechstundenhilfe.
    Aber die Frau war bereits gegangen.
    Die Reaktionen waren unterschiedlich: Das junge Paar grinste sich an. Die blinde Frau presste leicht die Lippen zusammen. Der hagere Mann zog die Augenbrauen hoch, und Rita Hayworth schüttelte ihre rote Mähne.
    Die Sprechstundenhilfe seufzte leise, ergriff einen Bleistift und strich einen Eintrag in ihrem Terminkalender.

15.
    Um kurz nach vier rief Billie Smith bei Sam an, was diesen ziemlich erstaunte.
    »Ich habe eine kleine Selbstvertrauenskrise«, sagte sie.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, warum«, sagte er. »Aber okay, was kann ich für dich tun?«
    »Sehr viel.«
    »Und wie?«
    »Indem du dich zu ein paar zusätzlichen Proben unserer Szenen bereit erklärst. Vor allem unser Duett.«
    »Das Duett? Das ist doch ein Klacks für dich, verglichen mit dem Rest.«
    »Ehrlich gesagt«, fuhr Billie fort, »hatte ich gehofft, du könntest mir helfen, meinen Part im vierten Akt mit Don José durchzugehen.«
    »Dann solltest du besser Jack fragen.«
    »Er ist nicht so umgänglich wie du, Sam.«
    Er hob verwundert die Brauen.
    »Hast du mit Linda darüber geredet?«
    »Mit Linda? Ausgeschlossen! «, sagte Billie.
    Ihre Stimme klang entsetzt, wie bei einer Jugendlichen, die Angst davor hat, Schwäche zu zeigen, was Sam wieder einmal in Erinnerung rief, wie jung sie war.
    »Ich bin sicher, Linda wäre gern bereit, ein paar zusätzliche Proben zu organisieren«, sagte er. »Aber von nächster Woche an proben wir ja sowieso montags und donnerstags, das müsste dir doch helfen.«
    »Mir wär’s lieber, wir wären nur zu zweit, nur dieses eine Mal.« Billie ließ sich nicht beirren. »Damit ich wirklich das Gefühl habe, vor nächster Woche etwas erreicht zu haben.« Sie hielt einen Moment inne. »Ich verstehe ja, wenn du sagst, dass du nicht willst, aber bitte sag es nicht.«
    Es war, als würde man zu einem Kind reden.
    Sam seufzte. »Du müsstest zu mir nach Hause kommen. Wir könnten auf der Veranda proben.«
    Allerdings würde Claudia da sein, Grace’ Schwester, die letztes Jahr auf so
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