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Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt
Autoren: Peter Probst
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an dem Etablissement, hatte kurz zuvor den Geschäftsführer vor einer Razzia gewarnt.
    Schwarz wusste, dass der Kollege drei kleine Kinder und einen Haufen Schulden vom Hausbau hatte. Er verlangte von ihm den sofortigen Ausstieg aus dem dubiosen Laden und löschte im Gegenzug Kolbingers Namen aus allen Unterlagen.
    Aber sie hatten es sich zu einfach vorgestellt. Es war alles aufgeflogen.
    Dazu kam das Pech, dass ausgerechnet zu der Zeit das Bayerische Innenministerium sich plötzlich Sorgen um den guten Ruf seiner Polizei gemacht und in der Presse ein hartes Durchgreifen gegen schwarze Schafe unter den Beamten angekündigt hatte. So hatte man an ihnen ein Exempel statuiert: Der ehrgeizige Kolbinger war degradiert und Schwarz entlassen worden.
    »An was bist du gerade dran, Anton?«, fragte Jankl.
    »Ach, nichts, was euch interessieren könnte.«
    Stamm, ein gebürtiger Niederbayer, haute mit der Faust auf den Tisch. »Ja, sag mal, was soll denn das? Fängst du jetzt an, vor uns Geheimnisse zu haben? Da kannst du dir gleich einen neuen Stammtisch suchen.«
    »Genau«, sagte Buchrieser.
    Die beiden hoben die Gläser und stießen an.
    »Also, erzähl, Anton?« Jankl nickte Schwarz auffordernd zu.
    »Erinnert ihr euch an die Amokfahrt in der Landsberger Straße?«
    Die Kollegen sahen ihn fragend an, er wusste doch, dass sie selbst auf die eine oder andere Weise mit dem Fall befasst gewesen waren.
    »Ich soll rausfinden, ob die Tat möglicherweise einen antisemitischen Hintergrund gehabt hat.«
    »Geh, Anton«, sagte Stamm, »weißt du, was da los war, wie sich rausgestellt hat, dass die Opfer Juden waren? Der Chef persönlich hat sich fast täglich über den Stand der Ermittlungen informiert.«
    »Und den Burger haben wir dermaßen in die Mangel genommen«, sagte Buchrieser.
    »Und?«
    »Ja, nichts. Der hat in seinem Leben noch nie was mit Juden zu tun gehabt.«
    »Wie anscheinend viele Antisemiten«, sagte Schwarz und erkundigte sich beiläufig, ob auch Burgers Umfeld unter die Lupe genommen worden sei, zum Beispiel seine Freundin.
    Jankl grinste anzüglich. »Das haben wir uns nicht nehmen lassen, Anton.«
    »Aber die hat eindeutig andere Interessen gehabt als politische«, ergänzte Stamm augenzwinkernd.
    »Da täuscht ihr euch.« Schwarz erwähnte Linda Heintls Kontakte zu den
Deutschlandtreuen
.
    »Geh«, lachte Buchrieser, »die tun doch keinem was. Die spielen Nazi, wie wir Cowboy und Indianer gespielt haben.«
    »Meinst du«, sagte Schwarz.
    Er wusste, dass seine alten Kollegen ihn schätzen, aber er musste aufpassen: Selbst von ihm ließen sie sich höchst ungern vorwerfen, nicht sauber gearbeitet zu haben.
    Vorsichtshalber spendierte Schwarz eine Runde Williamsbirne.
    »Wenn du meine Meinung wissen willst«, nahm Kolbinger den Faden wieder auf, »war das nicht mal eine Amokfahrt.«
    »Sondern?«
    »Ein Suizid, beziehungsweise der Versuch. Burger hat vor der Tat noch einen Benzinkanister vollgetankt. Der wollte einfach gegen die Wand fahren und verbrennen.«
    »Wenn er damit eine Minute gewartet hätte, wäre außer ihm kein Mensch zu Schaden gekommen«, wandte Schwarz ein.
    »Der hat doch nicht mehr gewusst, was er tut«, sagte Stamm, »der war jenseits von Gut und Böse.«
    Schwarz schaute auf die Uhr. Er musste zurück in die
Karibik
.
    Kolbinger nutzte die Gelegenheit, um zur Toilette zu gehen. Als sie sich im Flur verabschiedeten, blickte er ihn mit ernster Miene an.
    »Ich an deiner Stelle würde den Auftrag zurückgeben, Anton.«
    »Ach. Und warum?«
    »Weil wir bei dem Thema alle miteinander befangen sind.«
    »Ich habe mich nie besonders für Juden interessiert.«
    »Als Deutscher? Und das findest du normal? Ich habe mitgekriegt, wie die Kollegen über das neue Jüdische Zentrum am Jakobsplatz diskutiert haben. Der eine hält jeden Juden für ein Genie, der Nächste für einen Verschwörer, der dritte hat so einen Schuldkomplex, dass er finstere Mächte am Werk sieht, sobald sich ein Jude an einer Semmel verschluckt.«
    »Vielleicht reizt mich die Geschichte auch deshalb«, sagte Schwarz.

15.
    Er stand hinter ihr, griff ihr ins Haar und zog ihren Kopf zurück, bis er einen starken Widerstand spürte. Ihr Oberkörper lag auf der Tischplatte. Den Slip hatte er ihr heruntergerissen. Er drang langsam in sie ein.
    Ich bleibe in Distanz, dachte er. Ich werde nie mehr die Kontrolle über mich verlieren.
    Er begann sich zu bewegen.
    Das Chaos hat seine Zeit, dachte er, und das große Saubermachen hat seine
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