Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blind Date mit der Lust

Blind Date mit der Lust

Titel: Blind Date mit der Lust
Autoren: Cherry Adair
Vom Netzwerk:
rauen, kalten Hausmauer ab und schob sich mit kleinen Schritten vorwärts. Ihr Gehirn versuchte verzweifelt, eine Lösung für ihr Dilemma zu finden.
    Unten im Garten patrouillierten die Sicherheitsleute des Botschafters, nichts ahnend von dem Drama, das sich über ihren Köpfen abspielte. Aber lange konnte es nicht mehr dauern, bis man ihnen Bescheid gab. Und dann würden sie ihren Kollegen hier oben zu Hilfe eilen.
    Selbst wenn es ihnen gelang, die Regenrinne herunterzurutschen oder sich an einer nicht existierenden Ranke nach unten zu hangeln – das waren alles keine guten Ideen. Es sah sicher nicht sonderlich unverfänglich aus, wenn sie blutend im Garten lagen.
    Nein, sie mussten ein Fenster finden – unverschlossen selbstverständlich – und ins Haus klettern. Dann würden sie schon irgendwie einen Ausweg finden.
    Die Lösung klang eigentlich recht einfach, aber Mia wusste aus Erfahrung, dass nichts im Leben einfach war. Erstens war Winter. In einer Nacht wie dieser ließ niemand ein Fenster offen. Außerdem waren vermutlich alle Fenster mit Schlössern gesichert.
    Die einfache Wahrheit war die: Sie hatte Angst davor, dass Jack hier auf dem Sims verbluten würde, während sie um das Gebäude kreisten wie die Monde um Jupiter.
    Als sie sich eben seine Schusswunde angesehen hatte, war sie erschrocken gewesen, wie stark er blutete. Es überstieg ihre Vorstellungskraft, dass sich unter diesem Blutfleck ein Loch in seinem Körper befand. Eigentlich musste er sofort ins Krankenhaus. Das Balancieren auf einem Sims bei Kälte und Schnee war seinem Zustand sicher alles andere als zuträglich.
    Was sollte sie tun?
    Eine Kugel gab ihr die Antwort. Bis auf das leise Pfeifen aus dem Schalldämpfer war kein Ton zu hören. Zum Glück ging der Schuss daneben, aber der Schütze war, wie sie am Aufblitzen des Mündungsfeuers gesehen hatte, viel zu dicht hinter ihnen.
    Sie mussten hier weg. Aber wie? Und wohin?
    „Schieß ja nicht zurück„, warnte Jack sie leise. „Unser einziger Vorteil im Moment ist, dass sie uns nicht sehen können. Dafür haben wir eine vage Ahnung davon, wo sie sind.„ Er tastete an der Hauswand entlang, bis er ihre Hand fand. „Wie steht’s um dich, Liebling?„
    Er stand so dicht neben ihr, dass Mia seine Körperwärme spüren und den metallischen Geruch seines Blutes riechen konnte.
    „Es ging mir schon besser.„ Sie erstarrte, als drei weitere Schüsse kurz nacheinander in ihre Richtung abgefeuert wurden. Es war gespenstisch, die kleinen Mündungsfeuerexplosionen in der Dunkelheit zu sehen und das leise Pfeifen und Klackern einer Kugel zu hören, die vom schneebedeckten Dach abprallte. Wenn das so weiterging, war das Dach der Botschaftervilla bald durchlöchert wie ein Schweizer Käse. „Welche Wahl haben wir, Jack?„
    Er stöhnte vor Schmerz. „Sosehr ich es genieße, mit dir zusammen zu sein – bei mir zu Hause fände ich es schöner. Auf keinen Fall sollten wir weiter ums Haus herumlaufen. Was bedeutet, wir müssen entweder rein, rauf oder runter. Je nachdem, was sich als Erstes anbietet. Aber schnell. Sonst hat der Schütze uns gleich eingeholt.„
    Als Erstes bot sich die Option „rauf„ an.
    „Ich halte das für keine gute Idee, Jack„, sagte Mia mit klappernden Zähnen. Sie hatte die metallene Leitersprosse schon in der Hand. Die Leiter war seitlich am Haus angebracht und führte vom Sims nach oben – wie weit, konnte sie nicht sehen. Vorsichtig tastete sie mit einem Fuß, ob unterhalb des Simses die Leiter weiterging, aber da war nichts. „Wenn wir auf dem Dach landen, kommen wir vielleicht nicht wieder runter„, fühlte sie sich bemüßigt anzumerken.
    „Als ob wir jetzt runterkämen„, stellte er fest.
    „Ja, schon klar. In jedem idiotischen Film klettert die Heldin die Leiter hoch , obwohl sie eigentlich abhauen müsste.„
    Jack kicherte, und trotz all ihrer Ängste war es schön, ihn lachen zu hören. „Aber am Ende überlebt die Heldin auch immer, oder nicht?„
    „Auch wieder wahr. Aber wie willst du das schaffen mit deiner Schulter?„
    „Keine Sorge, das geht schon.„
    Wieder sirrten Kugeln an ihnen vorbei. Mia konnte sogar das Gesicht des Schützen sehen, als er seinen Schalldämpfer wieder in ihre Richtung ausrichtete.
    Von unten hörten sie jetzt Geschrei. Taschenlampenlichter glitten auf der Suche nach ihnen im Zickzack über die Fassade. Zum Glück reichte ihr Strahl nicht bis nach oben. Jetzt kamen immer mehr Leute aus dem Haus. Stimmen. Rufe.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher