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Blendend

Blendend

Titel: Blendend
Autoren: Emma Green
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ich die Abdrücke von vier Fingern, die Gabriel auf meiner Haut hinterlassen hat. Ich streichle darüber und strahle. Fast kann ich seinen Griff spüren. Ich drehe mich um und sehe meinen Rücken im Spiegel an. In Höhe meines BH-Verschlusses erinnert mich ein großer Kratzer an den unbequemen Schreibtisch, an dem mein Rücken rieb, während Gabriel zugange war. Auch an meinem Oberschenkel befindet sich eine lange rote Kratzwunde. Mein ganzer Körper schmerzt, obwohl ich heute Vormittag nichts davon bemerkt habe. Schließlich verstehe ich, was ich schon oft in Frauenzeitschriften gelesen habe: So ist es also, wenn Schmerzen guttun.
    Ich gehe unter die Dusche und bleibe gut 20 Minuten darunter stehen. Es scheint, als hätte sich auch mein Körper verändert. Als ich mich einseife, berühre ich meine Vulva, die immer noch schmerzt. Ich bin sofort erregt. Diese erneute Erregung überrascht mich, doch ich nehme wie ferngesteuert den Duschkopf und lenke den Strahl auf meine Klitoris. Ich muss nur die Augen schließen, und schon sehe ich Gabriel vor mir, der zu mir unter die heiße Dusche kommt, sehe seinen gottgleichen Körper, seine nassen blonden Haare, seine Muskeln, die sich unter der gebräunten Haut abzeichnen, seine feuchten Lippen. Ich drücke meinen nackten Körper gegen die kalten Fliesen, als hätte er mich dagegengepresst, ich verstärke den Stahl, indem ich mit den Fingern daraufdrücke, doch in meinen Gedanken sind es seine Finger, die mich liebkosen, genau so, wie ich es gerne habe. Ich fühle, wie der Orgasmus kommt, fast etwas zu schnell, und versuche, mich zurückzuhalten, weil er es sicherlich so wollen würde. Doch ich gebe meiner Lust nach und meine Hand schlägt gegen die beschlagene Duschwand. Während ich komme, sehe ich auf den Abdruck, den sie hinterlassen hat, und es ist Gabriels Hand, davon bin ich vollkommen überzeugt.
    Nachdem ich mich abgetrocknet habe und wieder bei Sinnen bin, breche ich auf der Couch zusammen. Ich starre auf den schwarzen Bildschirm meines Fernsehers, kann mich jedoch nicht dazu überwinden, ihn einzuschalten. Ich sollte mir etwas zu essen machen, doch ich habe weder die Kraft noch die Lust dazu. Mein Handy auf dem Couchtisch vibriert und zeigt die Nummer von Marion, meiner besten Freundin, an. Ich hebe ab und platze heraus:
    "Rat mal, was ich heute Vormittag zwischen 10 und 10 nach 10 gemacht habe!"
    "Hallo, Marion, wie geht es dir? Gut, und dir, Amandine? Was gibt es Neues? So, jetzt habe ich den Höflichkeitskram für uns beide erledigt, also erzähl schon."
    "Entschuldige, aber ich kann es nicht mehr erwarten. Du wirst nie glauben, was ich heute erlebt habe."
    "Hm, ich bin nicht ganz sicher, ob ich es wissen will. Ich habe dich angerufen, weil ich mich über diesen Dezember, der gar nicht mehr aufhören will, beschweren wollte. Dieser Regen, die Kälte, Weihnachten ist auch schon vorbei und ich habe keinen Plan für Silvester
    – am liebsten würde ich einen Winterschlaf machen."
    "Jetzt komm schon, wir haben doch beschlossen, dass 2013 unser Jahr wird! Gabriel ist heute Vormittag ins Büro gekommen, er hatte einen geschäftlichen Termin mit meinem Chef …"
    "Nein! Ihr habt es auf deinem Schreibtisch getrieben? Oder auf der Toilette?"
    "Schlimmer …"
    "Sag' mal, geht es dir noch gut? Willst du gefeuert werden? Ich habe gedacht, du liebst dein Praktikum."
    Ich strecke mich auf der Couch aus und höre mir Marions Moralpredigt an, während mein Blick auf die Decke gerichtet ist, von der der Putz abbröckelt. Eigentlich höre ich nur halb zu, ich nehme den miesepetrigen Ton und einen Funken Eifersucht in ihrer Stimme wahr. Schließlich verspreche ich ihr, vorsichtig zu sein und keine Dummheiten zu machen, und beende das Gespräch.
    Ich ziehe meinen Mantel an und beschließe, mir beim Japaner an der Ecke Sushi zu holen.
    Als ich durch die Eingangshalle meines Wohnhauses gehe, greife ich in mein Postfach. Ich habe vollkommen darauf vergessen, als ich vom Büro nach Hause kam. Mit meinen Fingerspitzen ertaste ich ein raues Kuvert, das nicht zu meinen herkömmlichen Rechnungen passt. Ich schließe das Postfach mit dem kleinen Schlüssel auf und finde darin einen großen silbernen Umschlag. Es befindet sich keine Marke darauf und ich erkenne sofort Gabriels Handschrift wieder, meinen Vornamen in seinen schönen schwarzen Buchstaben. Im Umschlag befindet sich eine Einladung in derselben Farbe mit einer sehr formellen Botschaft. Mr. Diamonds gibt anlässlich der
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