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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Autoren: Unknown
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essen so an mich gedacht habt. Vielleicht habe ich gerade zu diesem Zeitpunkt unbewusst hier mit gekaut. Für des Geld Euch beiden recht vielen Dank, ich hab es in Wein und Birnen umgesetzt. Anbei schicke ich die Abzüge für Leni; hat sich denn Heidi schon wieder recht verändert seit meinem letzten Urlaub? Habt Ihr resp. Leni überhaupt wieder Aufnahmen gemacht? Bei Euch ist ja nun auch wieder bald die schöne Zeit abgelaufen, hoffentlich habt Ihr die letzten Tage noch recht schönes Wetter. Hier war es heute den ganzen Tag unverschämt kalt und von Mittag an regnet es. Heute hatte ich einen ganz vornehmen Auftrag. Ich musste um 2 Uhr mit dem Bus nach Arnheim reinfahren, um im Hotel Oranje-Nassau den Professor der Nationalökonomie, Prof. Muss von der Universität Halle, abzuholen, der bei uns einen Vortrag halten wollte. Na, ich rin und dachte nun wunder was für einen vornehmen Knopp ich da abhole. Er sass schon unten in der Halle und auf dem Weg zum Bus war das erste, was er mich fragte: “Sagen Sie, können Sie mir nicht sagen, wo ich Damenstrümpfe kaufen kann?” Wir haben uns dann ganz nett auf der Fahrt nach hier unterhalten. Er erzählte mir, wie seine Reise in Holland verläuft und da er auch nach Medenblik, Lemmen und Hoogerem kommt, habe ich ihm den Unteroffizier Möbius, mit dem ich in Wittingau war, dann Hintsch in Lemmen und den Hallenser Männicke in Hoogerem als Schwarzhandelsexperten angegeben. Hier hat er einen Vortrag über ‘Währungspolitik der Regierung’ gehalten, der wirklich sehr interessant war, bloss die Folgerungen, die daraus gezogen werden können, werden wahrscheinlich bei den Zuhörern verschieden gewesen sein.
    ...Übrigens habe ich heute ein sehr nettes Kaffee in Arnheim entdeckt, in der Hauptverkehrsstrasse eine Treppe hoch, eine Art ‘Klein-Corso’, nur taugt der Kuchen gar nichts, aber es gibt allerhand zu sehen. Mir gegenüber sass ein Eingeborener der holländischen Kolonien mit seiner holländischen Frau, und da wir das nicht kennen, fällt einem das gleich auf. Leider hatte ich nur eine Viertelstunde Zeit, aber ich werde öfter mal dort hingehen.
    Sonst gibt es hier nichts Neues, der Spiess ist vier Tage im Reich und ist darum in der Kompanie die Freude gross. Euch beiden nun recht viele liebe Grüsse und hoffe ich, dass Euch meine Zeilen frisch und munter antreffen. Bitte grüsst Leni und drückt Heidi von mir.
    Euer Hans.
     
     
     
    d. 4.10. 43
    Mein lieber, lieber Junge!
    Seit acht Tagen warte ich auf den versprochenen Brief. Hast Du ihn nicht abgeschickt, oder ist er noch nach Mühlhausen gegangen? Und haben Krolls ihn mir nicht nachgeschickt? Mir ist mal wieder sehr schwer zu Mute. Denk Dir, am Sonntag fuhr ich nach Hochweitzschen, Tante Seydel und Lisbeth Schmeißer waren mit dabei. Als wir hinkamen, gingen wir zur Verwaltung und wurden von dort nach Haus B 24 gewiesen. Eine Wärterin öffnete und nachdem ich gesagt, zu wem ich wolle, führte sie uns in einen Warteraum. Nachdem wir einige Zeit gewartet, kam eine ältere Schwester, frug ob wir alle drei zu Elli wollten. Ich bejahte, und darauf sagte sie, wir könnten Elli nicht sprechen, da sie schon Freitag vor acht Tagen, also am 24. September, nach Bräunsdorf bei Freiberg geschafft worden sei. Du kannst Dir vielleicht denken, wie mir zu Mute war. Nicht einmal für nötig hielt es die Verwaltung uns Nachricht zu geben. Und wie wird es Elli aufgenommen haben, wieder ein Stück weiter von zu Hause fort, und was wird nun noch kommen? Man wird so nach und nach fertig. Du kannst dir noch so vornehmen dich zusammenzunehmen, es geht aber über meine Kräfte. Vergangenen Freitag war ich bei Frau Dr. Weise, und stellte es sich beim Wiegen heraus, daß ich in den letzten acht Wochen wieder sechs Pfund abgenommen habe, wiege jetzt 107 Pfund. Es muß doch seelischer Kummer sein.
    Nur gut, daß ich die kleine Heidi habe, ich wüßte nicht, wie ich es sonst aushielte. Elli im Heim und Du auch weit fort. Ich sollte Dir dies alles nicht schreiben, aber ich muß doch zu einem mich aussprechen, zu Haus kann ich es nicht. Sei mir also nicht bös, und behalte Du mich lieb.
    Heute sind auch die drei Pakete Äpfel gekommen, sie kamen in gutem Zustand an und machte keine Schwierigkeiten. Wir, Leni, Heidi und ich haben sie heute früh vom Dresdner Bahnhof abgeholt. Als wir nach Hause kamen, war auch das Paket mit Briefpapier usw. angekommen.
    Solltest Du Dich noch nicht um den Kleiderstoff gekümmert haben, so laß es bitte sein,
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