Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
sagen, wenn man den Film das zweite Mal sieht, gefällt er einem noch besser. Um 6 Uhr bin ich dann hieraus gefahren und war gerade alles beim Essen. Der Spiess erzählte und dann sind wir in grosse Debatten über Religion und dann von 100 ins 1000, so dass es 9 Uhr war, als wir aufstanden. Heute früh habe ich nun erst mal bei mir aufgeräumt, es sah gottvoll aus, aber jetzt lässt es sich schon eher ansehen. Morgen früh habe ich grossen Geräteappell, der sich auch bis zum Nachmittag hinziehen wird, aber Nachmittag aale ich mich dann, denn bis heute waren die letzten 14 Tage eine Hetzjagd. Dass Du nun beim Zahnarzt fertig bist, ist doch für Dich ein wunderbares Gefühl, na, da hast Du ja auch in Deinem Gatten ein wunderbares Vorbild. Ja, kleine Frau, ich möchte lieber noch als Rekrut in Dresden sein, d.h. es müsste so wie 1940 sein, als jetzt als Kapo in Holland. Mir geht es auch so, dass ich oft bei Musik an längst vergangene und schöne Tage denke, wie Du da gerade an Max gedacht hast. Auf dem Lehrgang war ein Kamerad dabei, der in seinem ganzen Wesen Arthur glich und habe ich da oft an unsere scharfen Romméabende denken müssen. Aber weisst Du, manchmal habe ich direkt Angst, wenn ich so ins Grübeln kommen, ich könnte etwas verpassen in meinem Leben und weiss doch nicht, was es sein könnte. Genau so, wenn ich mich recht intensiv in Gedanken mit Euch beschäftige, da wird man unruhig; jetzt geht es ja, weil der Urlaub heranrückt, aber mir graut schon jetzt vor der Zeit, wo man wieder hier ist. Hier in der Stellung ödet man sich auch an, viel Lust in die Stadt zu fahren hat man auch nicht, höchstens zu einem Kinobesuch. Du hast ja ganz recht, mit Deiner Auffassung über den Krieg und seine Folgen, aber man kann nun nicht alle Männer verdammen, wenn sie, trotzdem sie verheiratet sind, sich mit anderen Frauen abgeben. Vielen wächst eben das militärische Einerlei und die Oede über den Kopf und Du kannst mir glauben, nichts ist schlimmer zu ertragen als das Leben in einer geschlossenen Einheit in Baracken. Es ist schon ein Unterschied zwischen dem Leben einer Frau zu Hause und dem eines Mannes bei den Soldaten, zumal wenn es dazu noch Überlegung hat. Na, Schluss damit, jetzt winkt jedenfalls der Urlaub und da scheint alles wieder in rosigem Licht. Gestern Nacht ist hier sieben Kilometer weg wieder ein 4-motoriger Bomber abgeschossen worden, ich bin aber meinem Prinzip treu geblieben und nicht aufgestanden. Hatte ich Dir schon geschrieben, dass ich bei einer Besichtigung auf einer grossen Dienststelle Leutnant Hüsgen wieder getroffen habe und hat er sich sehr gefreut, mich zu sehen, aber bei mir war dafür weniger Freude.
    Da will ich nun mal für heute Schluss machen, sollte morgen Post von Dir kommen, so werde ich gleich antworten. Dir und Heidi nun recht viele liebe Grüsse und Küsse und bereitet Euch immer schon auf mein Kommen vor.
    Dein Dichliebender Hans.
    Grüsst bitte beide Eltern recht vielmals von mir.
     
     
     
    den 29.11. 43
    Mein lieber Hans!
    Heute kam Dein lieber Brief und danke ich Dir sehr dafür. Das Paket habe ich nun nicht weggeschickt, denn es würde Dich doch nicht mehr erreichen. Nur mit dem Geld bin ich sprachlos. Hast Du noch kein Geld bekommen? Im gestrigen Brief lag eine Abrechnung, danach mußt Du bis jetzt 986 M haben. 620 M habe ich ja per Postanweisung abgeschickt, weil es mir sicherer schien. Hoffentlich kommt es nicht zu spät. Eventl. wäre es möglich, daß Du Dir so viel leihen könntest. Wollte heute noch Geld telegrafisch schicken, geht aber leider nicht. Anbei nun noch mal 100 M, so daß sich die Endsumme auf 1086 M erhöht.
    Sehr traurig war ich daß Du noch keinen von meinen Briefen erhalten hast, habe Dir doch immer regelmäßig geschrieben, und drei Briefe außer diesem sind doch mit 100 M geschickt gewesen. Mutter wartet, weil sie den Brief mitnehmen will, denn Tante Berta ist da.
    In Eile viele liebe Grüße
    Deine Leni
    Du, nur noch 14 Tage!
     
     
     
    E.O., den 30.11. 43
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Es wird Dir bestimmt eine grosse Beruhigung sein, wenn ich Dir schon heute schreibe, dass heute Mittag Dein Brief vom 20.11. mit den ersten 100.– Mark eingetroffen ist. Für Deine Zeilen recht vielen Dank, ich hatte noch gar nicht mit Post gerechnet, aber was lange währt, wird gut und auch dieser Brief ist nun also angelangt. Mit den Bildern an Rydbergs schicken, warten wir, bis sie wieder mal schreiben und das wird wohl zu Weihnachten sein;
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher