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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Autoren: Unknown
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auch gestorben an Altersschwäche. Ich will nur jetzt aufhören, Lisa schimpft schon, sie will schreiben. Ich hatte ihr vorhin ihre Karte aus der Maschine gespannt. Und Hunger habe ich auch, ich will erst was essen, also Schluß derweile. Gute Nacht für heute.
    (Lisa schreibt weiter)
    Liebe Leni, ich will nur diesen Brief fertig schreiben, denn sonst liegt er nächsten Montag, wenn Du wiederkommst, immer noch hier. Mutti ist eben mit Erika in die Stadt gegangen um ein Kleid zu kaufen. Vielleicht bringen sie mir etwas mit. Du hast heute eine Karte bekommen; ich lege sie Dir gleich mit rein. Wenn Du wieder da bist, ist auch mein Mantel fertig, einfach knorke wird er. Nun muß ich aber aufhören, denn ich muß für Papa noch einige Briefe schreiben.
    Sei herzlichst gegrüßt von uns allen und von Deiner Schwester
    Lisa
     
    (Mutter Helene schreibt)
    Liebe Leni!
    Nun will ich Deinen Brief aber doch noch fertig machen. Erika hat drüben
Gäste, Lusja, Grete Hase und Lotte und Lisa. Ich habe eine Kaffeeschüssel bei
Forkerts geholt, die war aber bedeutend schöner als Deine. Heute habe ich für
Erika ein grünes Kleid geholt, gerollt habe ich auch, aber elektrisch und nun bin ich todmüde. Gestern Abend bin ich erst um 1 Uhr zu Bett. Nun will ich Deinen Brief noch zur Post tragen und dann will ich noch Wäsche wegpacken. Dann wird es wohl gerade Zeit werden zu Bett zu gehen. Also nun amüsiere Dich die paar Tage noch recht gut, ich werde Dir wohl nicht mehr schreiben. Bist ja bald wieder daheim.
    Recht herzlichen Gruß und Kuß von
    Deiner Mutter
     
     
     
    9.1. 30
    Liebes Lenchen!
    Deine Karte haben wir heute erhalten und will ich hier noch antworten und gleich fortschaffen. Also Dein Armband hast Du verloren, schadet Dir nicht, das ist gesund, da sei nur froh, daß es kein besseres war, auf Reisen trägt man eben kein Armband. Also Schnee gibt es nur stellenweise, na es wird schon noch werden, so daß Ihr auf Eure Kosten kommt. Also Grete Haase schläft neben Dir...., grüße sie bitte von uns. Erika hat heute ihren Aufsatz wiederbekommen und ist einmal mit der Zensur zufrieden. Heute arbeitet sie einmal zu Hause, malen, Lisa und Tante stopfen Strümpfe und Lisa und Erika singen, ich schreibe, Papa ist spielen. Gestern waren Tante und ich bei der Connewitzer Tante. Wir waren erst ¾ 11 Uhr wieder zu Hause. Frau Pauli hat ein kleines Mädchen. Am Montag hatten wir unseren ersten Spielabend bei Familie Hünig. Statt Stolle gab es einen süßen Teller und Tee mit Rum. Papa war natürlich in der Innung, bekam aber seinen süßen Teller auch noch. Tante war am Montag mit der Connewitzer Tante streuseln, kamen auch erst um 10 Uhr anmarschiert. Heute Mittag haben wir Fisch... gemacht mit Kartoffelsalat und heute Abend allgemeines Resteessen. Heute hat Tante Erikas graues Kleid gewaschen, hatte Fettflecke. Der Belgier König in der Geschichte ist nun auch gestorben, ach ja! Morgen werde ich wohl mal zum Vater gehen, sonst ist er mir bös. Viel kann ich Dir heute nicht berichten, in zwei Tagen erlebt man nicht viel. Heute war Frau Sauerstein da zur Anprobe. Brachte ihren Stammhalter mit von sieben Wochen. Ein hübscher Kerl, wiegt über elf Pfund schon und einen todschicken Kinderwagen. Da macht es Spaß, Säuglingsschwester zu spielen. Ich hatte nämlich unten so lange Wache gestanden bis sie fertig mit probieren war. Ach, noch eins, Tosca war am Montag in der Tanzstunde, sie hatte Erika mitgeschleift und Frau Taubert saß auch schon da. Da haben jedenfalls Mutter und Tochter auf dem Karussell gesessen, als Fräulein Schwind die nächsten Stunden bekannt machte.
    So nun Schluß für heute, herzlichen Gruß von uns allen, auch von der Connewitzer Tante und von
    Deiner Muttel und Papa.Ach ja!

    Leni Jentzsch im Landheim der Höheren Schule für Frauenberufe
    in Heidelberg bei Seiffen im Erzgebirge

3
1930
Hans Helm an Leni Jentzsch
 
     
    Leipzig, den 21. Januar 1930
    Sehr geehrtes Fräulein Jentsch!
    Leider war es mir am vergangenen Sonntag nicht möglich, den Tanzunterricht zu besuchen und Sie nach Ihrer Reise begrüssen zu können. Ich hoffe, dass Ihnen die Ferien gut bekommen sind und Sie gesund wieder zurückkehrten.
    Am Donnerstag werde ich mir erlauben, Sie zwischen ¼ und ½ 8 Uhr abzuholen.
    Inzwischen verbleibe ich mit den ergebensten Grüssen an Sie sowie unbekannterweise an Ihre w. Eltern
    Ihr
    Hans-Georg Helm

    Leni Jentzsch und Hans Helm
    auf dem Tanzstundenball 1930
     
     
     
    Tingsryd, d. 11.9. 30
    Liebe
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