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Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Titel: Bleib doch, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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Wimperntusche.
    „Und du hast Angst, daß er sich vergraulen läßt?“ fragte Frau Schmidt. „Ist das die Liebe, auf die du deine Ehe und deine Zukunft gründen willst?“
    Jetzt war’s mit Lianes Fassung endgültig vorbei. „Ihr seid ja so gemein... so was von Gemeinheit!“ Sie wandte sich ab und stürzte die Treppe hinauf.

    Peter starrte ihr mit offenem Mund nach. „Ich glaube, die ist echt verrückt geworden!“ sagte er in völlig überzeugtem Ton.
    „Unsere Große!“ Herr Schmidt leerte sein Glas. „Ich hätte sie nie für so unreif und für so egoistisch gehalten.“
    Monika, die immer ein wenig eifersüchtig auf die hübsche Schwester war, tat es wohl, das zu hören. Dennoch sagte sie großmütig: „Wahrscheinlich ist sie nur furchtbar verknallt. Das gibt sich auch wieder.“

Ein junger Mann kommt ins Haus

    Es wurde ausgemacht, daß Lianes Verehrer am nächsten Sonntag vormittag im Haus am Seerosenteich seine Aufwartung machen sollte. Liane lief mit verbissenem Gesicht herum. Peter erklärte, daß er verliebte Leute nicht ausstehen könnte und es deshalb vorzöge, bei diesem großen Auftritt nicht anwesend zu sein. Die anderen waren gespannt darauf, den jungen Mann kennenzulernen.
    Am Freitag abend lag Monika noch lange wach in ihrem Bett. Sie las und wartete auf die Geisterstunde. Da hörte sie nebenan im Bad Wasser rauschen. Liane war nach Hause gekommen. Monika zog ihren Hausmantel über und schlüpfte in ihre Pantoffeln. Dann huschte sie in Lianes Zimmer und machte es sich im Schneidersitz auf dem kleinen Sessel bequem.
    „Was willst du denn hier?“ fragte Liane unfreundlich, als sie aus dem Bad zurückkam und die kleine Schwester entdeckte; sie hatte sich das blonde Haar zurückgebunden und das Gesicht nach dem Waschen eingecremt.
    Monika ließ sich nicht erschüttern. „Ich wollte dich nur fragen... hast du mit Walt gesprochen?“
    „Ich rede jeden Tag mit ihm.“
    „Kann ich mir denken. Aber ich meine... über Amadeus!“ Liane entspannte sich ein bißchen und ließ sich auf den Bettrand sinken. „Ja.“
    „Na, das ist doch bärig!“ rief Monika.
    „Nicht so ganz“, gestand Liane, „weißt du, ich habe ihm von Amadeus erzählt. Aber er hat es für einen Witz gehalten.“
    „Oh!“ Monika war betroffen, aber dann faßte sie sich wieder. „Aber wenn du ihm alles von Anfang an erzählen würdest...“
    „Habe ich ja!“
    „Und?“
    „Er hat gemeint, ich hätte eine blühende Phantasie. Er hat mir geraten, Schriftstellerin zu werden.“
    Monika mußte lachen.
    „Du hast gut lachen!“ fuhr Liane sie an. „Wenn du eine Ahnung hättest, wie mir zumute ist!“
    „Du brauchst dich wirklich nicht aufzuregen, Liane. Amadeus hat mir versprochen, ganz, ganz brav zu sein.“
    „Wenn ich mich nur darauf verlassen könnte.“
    „Doch. Kannst du. Amadeus hat mir sein großes Ehrenwort gegeben. Parole d’honneur, wie er das nennt. Was heißt das eigentlich?“
    „Ehrenwort.“
    „Fabelhaft, wie du ihn verstehst. Ich finde, du solltest dich auch mal gelegentlich mit ihm unterhalten. Ihr beide würdet gut miteinander zurechtkommen.“
    „Danke für Obst und Südfrüchte. Je weniger ich von ihm zu sehen bekomme, desto besser.“
    „Er ist aber sehr süß.“
    „Du und dein Amadeus! Warte mal ab, bis du einen richtigen Jungen kennenlernst! Da wirst du genug von diesem Monstrum haben!“
    Das elektrische Licht begann zu flackern, und die Vorhänge blähten sich, obwohl die Fenster geschlossen waren.
    „Verflixtes Gespenst!“ rief Liane und warf die Haarbürste, die sie benutzt hatte, aufs Geratewohl in das Zimmer. „Kann man in diesem Haus denn niemals in Ruhe miteinander reden?“
    Die Haarbürste segelte wie ein Bumerang zu ihr zurück. Monika lachte. „Du solltest dich lieber nicht mit ihm anlegen!“ sagte sie warnend. „Und im übrigen: Ich kenne richtige Jungen, das weißt du ganz genau. Aber mit Amadeus läßt sich keiner vergleichen.“
    Wie zur Bestätigung von Monikas Worten begannen auf Lianes Schreibtisch, der, wenn sie ihn aufklappte, einen großen Spiegel hatte, so daß sie ihn auch als Toilettentisch benutzen konnte, die Gegenstände auf und ab zu hüpfen: Haarbürste, Kamm, Salbendöschen, Hefte und Schulbücher.
    „Da siehst du!“ rief Monika. „Welcher richtige Junge könnte das schon?“
    „Zugegeben! Aber ich lege keinen Wert auf solche Späße. Verschwinde aus meinem Zimmer! Ich kann nur hoffen, daß sich das verflixte Gespenst an deine Fersen
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